Nach Unfall mit vielen Toten - US-Behörde fordert automatische Geschwindigkeitsbegrenzer in Autos

Ein tragischer Autounfall in Las Vegas, bei denen neun Menschen ums Leben kamen - darunter vier Kinder - hat die Diskussion um in Fahrzeuge integrierte Geschwindigkeitsassistenten neu entfacht. Wie NBC News berichtete, raste ein Auto mit über 160 km/h in einen Minivan. Dies veranlasste das National Transportation Safety Board (NTSB) dazu, erneut die Notwendigkeit von Technologien zu betonen, die das Rasen erschweren oder sogar vollständig verhindern könnten.

„Dieser Unfall ist nur das aktuelle Beispiel einer langen Reihe an Tragödien, bei denen Rasen und Beeinträchtigung zu einer Katastrophe geführt haben“, kommentierte Jennifer Homendy, die Vorsitzende des NTSB. „Aber dabei muss es nicht bleiben.“

Ein Mittel gegen Raser: Die intelligente Geschwindigkeitsassistenz (ISA)

In dieser Hinsicht schlägt das NTSB die Einführung von intelligenter Geschwindigkeitsassistenz (ISA) vor. Dieses in Fahrzeuge integrierte System nutzt GPS-Daten und Informationen von registrierten Verkehrsschildern, um zu verhindern, dass Fahrzeuge die Geschwindigkeitsbegrenzung überschreiten. Die ISA arbeitet hierbei deutlich effizienter als herkömmliche Geschwindigkeitsbegrenzer, da sie sich an den jeweiligen Geschwindigkeitsrichtlinien orientiert.

Weil sich die Macht des NTSB aber allein auf die Ausstellung von Empfehlungen beschränkt, zeigen sich Expertinnen und Experten für Verkehrssicherheit gegenüber deren Umsetzung pessimistisch. 2017 sprach sich das NTSB zum ersten Mal für eine solche Empfehlung aus, der aber bei Automobilherstellern bisher mit gemischten Gefühlen begegnet wurde.

Erfolglose Empfehlungen: Automobilhersteller stellen sich quer

Die Alliance of Automotive Innovation, die die meisten US-amerikanischen Autohersteller vertritt, betonte in einer Stellungnahme: „Wobei Fahrzeugtechnologie eine Rolle spielen kann, befürworten wir einen kontinuierlichen Fokus auf Transportationsstrategien, die sich auf eine bessere Ausbildung und ein stärkeres Bewusstsein von Fahrerinnen und Fahrern konzentrieren.“

Experten wie David Zipper von der Harvard University’s Kennedy School zweifeln an diesem Ansatz. „Menschen dazu zu drängen, sich an die Geschwindigkeitsvorgaben zu halten, funktioniert nur gelegentlich“, sagt Zipper. „Es wäre naheliegender, den Fokus auf das Autodesign zu setzen.“

12.000 Unfalltote durch Geschwindigkeitsüberschreitungen

Die Daten sind alarmierend: Im letzten Jahr starben mehr als 12.000 Menschen in den USA bei Unfällen durch Geschwindigkeitsüberschreitungen. Dies macht 30 Prozent aller aufgezeichneter Todesfälle bei Verkehrsunfällen aus.

In Deutschland weist die Statistik eine ähnliche Tendenz auf, wenn auch leicht abgeschwächt: 2022 sind laut dem Statistischen Bundesamt „Destatis“ 2782 Menschen bei Verkehrsunfällen in Deutschland ums Leben gekommen. Das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Nicht angepasste Geschwindigkeit stellt auch hierzulande eine der häufigsten Unfallursachen dar: 37.738 von 342.852 insgesamt registrierten Verkehrsunfällen wurden 2022 durch Geschwindigkeitsüberschreitungen verursacht.