Fernwärme-Kunden verzweifelt wegen immens hoher Preise: „Haben das Gefühl, abgezockt zu werden“
Die Gemüter sind erhitzt bei den Peißenbergern, die an die Fernwärmeversorgung der PWG angeschlossen sind: Die Heizkosten sind in den vergangenen Jahren immens gestiegen. Dennoch haben die PWG-Kunden keine Möglichkeit, den Anbieter zu wechseln.
Peißenberg – Sie alle haben in den vergangenen Monaten geschaut, dass sie so selten wie möglich den Heizkörper aufdrehen. Dennoch sind ihre Heizkosten gestiegen und gestiegen. Im Frühjahr des vergangenen Jahres sagte Franz Hoferer, der einer der Betroffenen ist: „Für einen Otto Normalverbraucher ist das der Hammer.“ Damals waren die Energiepreise der PWG um rund 110 Prozent gestiegen (wir berichteten).
Und seitdem ist es noch schlimmer geworden, wie Franz Hoferer, Hans Peter Gehring, Marie Strachwitz, Manfred Bauer und Kurt Erzi bei einem Treffen in Peißenberg erzählen. Sie alle beziehen Fernwärme der PWG und leben damit in einem der rund 1000 Haushalte in der Marktgemeinde, die ans Fernwärmenetz der PWG angeschlossen sind. Sie alle leiden unter den hohen Kosten fürs Warmwasser und fürs Heizen.
„Wir haben alle Probleme mit wahnsinnig hohen Nachzahlungen“, sagt Marie Strachwitz bei dem Treffen. Mit ihr sitzen Franz Hoferer, Manfred Bauer, Kurt Erzi und Hans-Peter Gehring am Tisch. Die meisten von ihnen haben dicke Ordner dabei, in denen sie die Rechnungen der PWG, die früher PKG hieß, gesammelt haben.
Viele beziehen seit Jahrzehnten Fernwärme
Sie erzählen davon, dass sie viele Jahre zufrieden waren, mit der Entscheidung, sich an die Fernwärme und ans Peißenberger Heizkraftwerk anschließen zu lassen, das noch ein Relikt aus dem aufgegebenen Bergwerk war. Damals war es ein Kohlekraftwerk, heutzutage wird mit zwei Blockheizkraftwerken geheizt. Wie Familie Hoferer, die seit dem Jahr 1979 Kunde des heimischen Wärmeversorgers ist, beziehen die meisten von ihnen seit Jahrzehnten Fernwärme von der PWG,
Hoferers wohnen in der Stadelbachstraße ganz in der Nähe des Kraftwerks. Auch die anderen haben ihre Häuser und Wohnungen in der Nähe. „Wir waren über 30 Jahre lang zufrieden“, sagt Kurt Erzi. Das habe sich geändert, als im Jahr 2008 die PKG zur PWG wurde. „Seitdem sind wir nicht mehr zufrieden.“ Es fehle an Kommunikation und Transparenz.
Während das zuvor ärgerlich war, wurde die Vertragsbeziehung mit der PWG in den vergangenen Jahren, seit die Energiepreise so gestiegen sind, zur Belastung für die Kunden.
Sie alle haben vor allem im vergangenen Winter Energie und an Heizwärme gespart, wo sie konnten und den Verbrauch auch tatsächlich gesenkt. Dennoch mussten sie horrende Summen nachzahlen, obwohl die Höhe der Abschlagszahlungen auch schon in die Höhe geschnellt war. Für einige von ihnen ist das mehr als sie leisten können.
Rohr war mindestens einen Winter lang ohne Isolierung
Den Ärger über die hohen Preise hat auch noch befeuert, dass zumindest den gesamten vergangenen Winter über ein Stück Rohr, durch das heißes Wasser fließt, unisoliert war. Hoferer und seine Nachbarn befürchten, dass da viel Geld verdampft ist. Erst im August wurde das Rohr dann isoliert.
„Wir haben das Gefühl, dass wir abgezockt werden und wollen uns das nicht mehr bieten lassen“, sagt Franz Hoferer. Für die Fernwärme-Kunden in Peißenberg ist es schwierig, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Sie können nicht einfach den Anbieter wechseln. Den Plänen, das Fernwärmenetz großflächig auszubauen stehen sie angesichts der Erfahrungen, die sie gemacht haben, kritisch gegenüber.
Der Geschäftsführer der PWG, Dr. Martin Reh, bestätigt auf Anfrage dieser Zeitung, dass die Fernwärmepreise im Jahr 2022 und im ersten Quartal 2023 „deutlich angestiegen“ sind. Als Ursache dafür nennt er den Krieg in der Ukraine. „Insbesondere beim Preis für Gas kam es zu extremen Preisspitzen“, schreibt er auf Nachfrage dieser Zeitung. Der Gaspreis habe auch immer Auswirkungen auf den Energie-Preis der Fernwärme: „Da bei der Erzeugung der Fernwärme Gas zum Einsatz kommt, wirken sich solche Entwicklungen auch auf die Fernwärmepreise der PWG aus“, schreibt Reh.
Im Laufe des Jahres 2023 seien die Arbeitspreise wieder deutlich gesunken. Zu den weiteren Preisentwicklung könne die PWG keine verbindlichen Aussagen treffen. Allerdings werde die Gaspreisbremse auslaufen und er nennt noch weitere Faktoren, die den Gaspreis noch weiter ansteigen lassen würden.
Preis wird nach höchst komplizierter Formel berechnet
In diesem Jahr habe es „kaum Nachfragen“ von Kunden zur Entwicklung der Fernwärmepreise gegeben, schreibt Reh: „Es sind bei uns in diesem Jahr auch nur wenige Fälle bekannt, bei denen Kunden Schwierigkeiten mit dem Begleichen ihrer Fernwärmerechnung hatten.“ Wer Probleme habe, solle frühzeitig auf die PWG zukommen, damit gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden könne.
Wie der Preis genau berechnet wird, das ist für die PWG-Kunden nicht ersichtlich, wie sie berichten. Die Formel dafür ist höchst kompliziert. „Ich bezweifle, dass ein Astrophysiker diese Formel versteht“, sagte Hoferer damals. Leider hat sich daran nichts geändert. Und daran lasse sich auch nichts verbessern, schreibt Reh: Die Ausgestaltung der Preisgleitklausel ist aufgrund der für Fernwärmebetreiber geltenden Vorgaben sehr komplex.“ Kunden, die Fragen dazu hätten, könnten sich jederzeit an die PWG wenden.
Das Stück Rohr habe wegen „noch nicht abgeschlossener Arbeiten im Regenrückhaltebecken nicht zeitnah isoliert“ werden können“, schreibt Reh zu dem unisolierten Stück Rohr. Große Wärmeverluste seien nicht entstanden: „Die aufgetretenen Wärmeverluste sind jedoch ohnehin sehr gering.“
„Wir sind alle verärgert“
Die Argumente überzeugen Hoferer und seine Mitstreiter nicht: Andere Fernwärme-Anbieter hätten die Preise nicht in diesem Ausmaß erhöht, wie die PWG. „Es kann nicht sein, dass es nur am Ukraine-Krieg liegt“, sagt Gehring. Andere Anbieter könnten auch die Berechnungsformeln so aufstellen, dass sie zu verstehen seien. Gehring sagt: „Wir sind alle verärgert.“
Aber Hallo! Wenn Sie sich über etwas gefreut oder geärgert haben, das Sie berichtenswert finden, melden Sie sich bitte bei der Heimatzeitung: per Telefon(0881/189-26)oder Mail (redaktion@weilheimer-tagblatt.de).