Trinkwasser zunehmend verunreinigt: Studie zeigt Gefahr – zwei Bundesländer besonders betroffen
Trinkwasser zunehmend verunreinigt: Eine neue Studie zeigt alarmierende Werte der Chemikalie TFA in deutschen Bundesländern. In Deutschland sind zwei Bundesländer besonders betroffen.
Kassel – Kaum ein Element ist so wichtig für das Leben auf unserem Planeten wie Wasser. Umso tragischer die Nachricht, dass Trinkwasser in Deutschland ist in den letzten Jahren zunehmend mit der gefährlichen Chemikalie TFA (Trifluoracetat), welches zu den PFAS-Chemikalien gehört, belastet ist.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Global 2000 und anderen Organisationen zeigt, dass insbesondere die Bundesländer Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen betroffen sind. Die Studie fordert dringende Maßnahmen, um die weitere Kontamination zu verhindern und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.
Was ist TFA?
Trifluoressigsäure (TFA) ist eine wasserlösliche und beständige Carbonsäure, die in der Umwelt verbreitet ist. Ihre Herkunft ist noch nicht vollständig geklärt, aber sie kann durch industrielle Prozesse und den Abbau von Pflanzenschutzmitteln in die Umwelt gelangen. TFA findet sich auch in Arzneistoffen und als Lösungsmittel für Proteine. Es gibt Hinweise, dass TFA auch natürlich durch die Verwitterung von Gesteinen wie Granit oder Fluorit entstehen kann.
Als freie Säure ist TFA ätzend, doch in Lebensmitteln kommt es meist in Form von Salzen und in äußerst geringen Konzentrationen vor, wodurch keine ätzenden Wirkungen zu erwarten sind. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) betrachtet TFA als nicht toxikologisch relevant, konnte jedoch noch keine endgültigen Schlussfolgerungen zur gesundheitlichen Relevanz ziehen. Es wurden bisher keine Risiken für Konsumenten festgestellt. Die EFSA hat eine akzeptierbare tägliche Aufnahmemenge (ADI) von 0,05 mg pro kg Körpergewicht und Tag festgelegt. In Deutschland empfiehlt das Umweltbundesamt, die TFA-Konzentration im Trinkwasser unter 10 µg pro Liter zu halten, basierend auf einem Leitwert von 60 µg pro Liter.
Quelle: Umweltbundesamt
Verunreinigtes Trinkwasser in Deutschland und Europa: Ergebnisse der Studie
Die Studie, an der neben Global 2000 auch das Pesticide Action Network Europe und Générations Futures beteiligt waren, analysierte Trinkwasserproben aus verschiedenen europäischen Ländern. In 34 von 36 Proben (94 Prozent) aus elf EU-Ländern wurde TFA nachgewiesen. Besonders hohe Belastungen wurden in Oberösterreich und Paris festgestellt. In Paris wurde im Herbst auch vor anderen Chemikalien im Boden gewarnt.
In Deutschland waren die Proben aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen am stärksten belastet. In beiden Bundesländern wurden Konzentrationen von TFA festgestellt, die innerhalb der aktuellen Sicherheitsgrenzen liegen, jedoch Anlass zur Sorge geben. Zwei Proben aus Hamburg und Niedersachsen wiesen keine TFA-Kontamination auf.
TFA: Gesundheitliche Risiken noch nicht vollständig erforscht
Auf Nachfrage von IPPEN.MEDIA erklärt Hamburg Wasser: „Auch wenn das Hamburger Grundwasser gut geschützt ist und Hamburg Wasser keine Bodenbelastungen bekannt sind, die eine Gefährdung der Trinkwassergewinnung darstellen könnten, plädiert Hamburg Wasser für ein komplettes Verbot von PFAS. Denn Wasserwerke und Klärwerke dürfen nicht zu Reparaturbetrieben für wirtschaftliches Fehlverhalten anderer werden.“
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Hamburg Wasser weiter: „PFAS können das Immunsystem schwächen, die Fruchtbarkeit und Gehirnentwicklung beeinträchtigen oder verschiedene Krebsarten hervorrufen. Bei vielen PFAS-Verbindungen ist noch nicht erforscht, welche Wirkung sie im Körper und der Umwelt haben.“
Die Auswirkungen von TFA auf die menschliche Gesundheit sind also noch nicht vollständig erforscht. Studien zu anderen PFAS haben jedoch gezeigt, dass diese Chemikalien hormonelle Veränderungen verursachen und das Krebsrisiko erhöhen können. Die vorhandenen Daten deuten darauf hin, dass TFA ähnliche gesundheitliche Risiken bergen könnte.
Die WHO-Leitlinien für die Trinkwasserqualität: Forderungen der Studie
Die Weltgesundheitsorganisaton (WHO) hatte hierzu 2022 extra einen Guide zur Sicherung der Trinkwasserqualität erarbeitet. Ein Vorschlag des niederländischen Instituts für öffentliche Gesundheit und Umwelt (RIVM) legt einen Trinkwasser-Richtwert von 2.200 ng/L für TFA fest. Die meisten der in der Studie untersuchten Proben lagen unter diesem Wert. Trotzdem besteht weiterhin Unsicherheit über die langfristigen Auswirkungen der Exposition gegenüber TFA, insbesondere da die Belastung täglich zunimmt.
Angesichts der weit verbreiteten Kontamination fordert die Studie eine Überarbeitung der EU-Wassergesetzgebung. Derzeit gibt es keinen gesetzlichen Grenzwert für TFA in der EU, was die Chemikalie de facto „unsichtbar“ macht. Die Autoren der Studie betonen die Notwendigkeit eines sofortigen Verbots von PFAS-haltigen Pestiziden und Kühlmitteln, um die weitere Verschmutzung des Wassers zu verhindern.
Die Einführung von Grenzwerten und Verboten allein wird jedoch nicht ausreichen, um das Problem zu lösen. Es bedarf umfassender Maßnahmen, um die Wasserqualität langfristig zu sichern, heißt es in der Studie. Dazu gehören Investitionen in moderne Wasseraufbereitungstechnologien und die Unterstützung von Landwirten bei der Umstellung auf umweltfreundlichere Pestizide. (ls)