82-Jährige seit 56 Jahren Mieterin und soll jetzt für Touristen weichen: „Habe nicht vor zu gehen“

Es ist ihr Zuhause: Maria (82) hat einen Großteil ihres Lebens in einer Wohnung in der Gran Vía in der spanischen Hauptstadt Madrid verbracht. Sie kannte ihre Nachbarn beim Namen, sie waren eine Gemeinschaft. Doch das ist vorbei. Heute leben nur noch zwei Mieter in dem Haus. Und Maria. Der Rest des Hauses wurde bereits in Touristenwohnungen umgewandelt. Madrid hatte im Jahr 2024 etwa 11,19 Millionen Besucher - da werden viele Betten gebraucht.  

Maria soll jetzt ausziehen, damit auch ihre Wohnung für Touristen genutzt werden kann. "Ich kann nirgendwo hingehen. Ich habe nicht die Absicht zu gehen", sagte die alte Frau gegenüber "El Espanol".

María (82) ist 56 Jahre lang Mieterin und soll jetzt raus: "Sie machen dir das Leben unmöglich"

"Sie haben mir einen Vertrag gegeben und mir versprochen, dass dies für immer mein Zuhause sein würde", erinnerte sie sich. Das Versprechen wurde gebrochen. Die Chancen für Maria, zu bleiben, stehen schlecht.  

"Wenn sie dich nicht gesetzlich rauswerfen können, machen sie dir das Leben unmöglich", erklärte Lucia Lois, Stadträtin in Madrid. "Die Besitzer wissen genau, was sie tun können: Sie können unangekündigte Renovierungen durchführen, laute Arbeiten verrichten, für Staub und Lärm sorgen und Strom und Wasser abstellen." Dahinter stünden Investmentfonds, digitale Plattformen und Eigentümer, die auf 300 Euro pro Nacht schielen. 

Wasser, Gerüst und Verträge: So jagen Vermieter ihre Mieter aus der Wohnung

Vermieter weltweit setzen zunehmend auf aggressive Strategien, um Mieter aus Wohnungen zu drängen. 

  • Ein häufiger Trick ist das Abstellen von Wasser, Heizung oder Strom unter dem Vorwand notwendiger Bauarbeiten.
  • Eine weitere Taktik ist die energetische Sanierung, die oft als Vorwand genutzt wird, um Mietsteigerungen zu rechtfertigen. Vermieter dürfen bis zu elf Prozent der Kosten auf die Mieter umlegen, was oft zu erheblichen Mieterhöhungen führt. Mieterverbände berichten, dass diese Methode zunehmend zur Entmietung eingesetzt wird.
  • Eine weitere Methode besteht darin, Hausfassaden mit Gerüsten und dunklen Planen zu verhüllen, was Mieter im Dunkeln sitzen lässt und Einbrechern leichten Zugang bietet. Falls Gerüste länger als drei Monate stehen, kann eine Mietminderung erfolgen, doch viele Vermieter ignorieren dies und versuchen, Mieter einzuschüchtern.
  • Besonders dreist sind Vermieter, die Aufhebungsverträge anbieten, um Mietverträge ohne Kündigungsschutz aufzulösen. Diese Methode zielt häufig auf ältere Mieter ab, die sich schnell eingeschüchtert fühlen und zu ungünstigen Konditionen unterschreiben.

Mieter sollten sich rechtzeitig über ihre Rechte informieren und gemeinsam mit anderen Mietern agieren, um sich vor solchen Praktiken zu schützen.