Der Marzlinger Gemeinderat ist sich einig: Die Steigerung ist eine Folge der leeren Haushaltskasse und steigender Kosten.
Marzling – Das Thema Kindertageseinrichtungs-Gebühren treibt aktuell sehr viele Kommunen um. Auch Marzling, as seit geraumer Zeit mit einer leeren Haushaltskasse zu kämpfen hat und im Grunde nichts mehr investieren kann, musste sich in der jüngsten Gemeinderatsitzung mit einer drastischen Erhöhung auseinandersetzen – zwischen 15 und 20 Prozent je nach Einrichtung. „Wir müssen jetzt handeln“, betonte Bürgermeister Martin Ernst (CSU/FW).
Der Gemeindechef machte in der Gemeinderatssitzung eine beeindruckende Rechnung auf: Die laufenden Ausgaben für das Kinderhaus im Jahr 2023 beliefen sich auf rund 2,2 Millionen Euro. Nach Abzug des Elternanteils und der staatlichen Förderungen blieben rund 1,2 Millionen Euro an der Gemeinde kleben. Tief in die Tasche greifen muss Marzling aber auch für den Hort, hier liegt der Gemeindeanteil bei knapp 400 000 Euro. Summa summarum muss die Kommune so jedes Jahr über 1,5 Millionen Euro für die Kindertageseinrichtungen zuschießen – Geld, das Marzling nicht hat. Gebührenerhöhungen, so der Bürgermeister weiter, fanden zwar in den vergangenen zwei Jahren statt, allerdings reichen die bei weitem nicht, um das Defizit nach unten zu drücken.
Weshalb die Kosten explodieren, war dann in der Beschlussvorlage zu lesen: Neben den steigenden Betriebskosten, hat die Gemeinde mit Tariferhöhungen sowie einer höheren Betreuungsnotwendigkeit von Kindern unter drei Jahren zu kämpfen. Was in Marzling noch dazu kommt: Die Gemeinde leistet sich einen höheren Betreuungsschlüssel von einer halben Stelle zusätzlich, um bei Krankheitsausfall oder Beschäftigungsverbot durch etwa Schwangerschaft die Betreuung der Kinder auf jeden Fall sicherstellen zu können.
Eigentlich ist die Kostenaufteilung so geplant: Ein Drittel der Gebühren wird von den Eltern übernommen, ein weiteres Drittel von der Gemeinde und der Rest wird von staatlichen Zuschüssen gedeckelt. Die Misere: Weil der Elternanteil zu gering ist, muss die Gemeinde deutlich mehr zahlen, als eigentlich angedacht ist. Ein Zustand, den Ernst jetzt sukzessive ändern will. Was Roswitha Apold (PB) anmerkte: Während bei der jüngsten Elternbeiratssitzung wohl niemand über eine drohende Erhöhung überrascht gewesen sei, sei danach überraschenderweise ein Brief vom Elternbeirat ins Rathaus geflattert, in dem zusätzliche Leistungen gewünscht wurden – wie etwa Massagen für das Personal und ähnliches. „Wenn wir das machen, dann nehmen wir uns aber gegenseitig Personal weg, das geht nicht. Mich hat der Brief vor den Kopf gestoßen“, betonte Apold. Christian Mäuer (CSU/FW) sagte dazu: „Wissen die aber schon, dass wir die München-Zulage freiwillig zahlen, oder?“
„Von 2021 bis 2023 haben wir die Gebühren um 36 Prozent erhöht, das ist schon extrem“, so Mäuer. Sein Vorschlag: Eine flexible Erhöhung, weg von einem linearen Modell. Das heißt: Je mehr Stunden gebucht werden, desto teurer wird es. „Wir müssen es auf jeden Fall transparent vermitteln – auch, dass der Personalschlüssel deshalb höher ist, damit es zu keiner Schließung kommt.“ Was Ernst aber auch wichtig war zu betonen: „Rechnet man das durch, dann kostet eine Stunde Betreuung für die Eltern rund einen Euro, das muss man schon halt auch sehen.“ Der Bürgermeister hat auch in alten Satzungen gestöbert und dabei herausgefunden, dass die Betreuung 2006 durchaus teurer war als heutzutage, auch weil es damals noch keine 100 Euro Elternschuss vom Staat gab.
Um dem Defizit gegenzulenken, einigte sich der Gemeinderat auf eine prägnante Erhöhung. Die Gebühren steigen ab September bei Krippe und Hort um 15 Prozent, beim Kindergarten um 20 Prozent. Bei der jeweiligen Maximalbuchungszeit geht der Preis nochmal um je fünf Prozent nach oben.