Stadt fordert 30 Prozent Sozialwohnungen in Neubaugebieten
Die Stadt Germering hat ihr Modell der Sozialen Bodennutzung (Sobon) fortgeschrieben. Auf diese Weise sollen bezahlbare Wohnungen entstehen.
Germering – Gegen die Forderung der SPD bleibt es dabei, dass bei Neubaugebieten 30 Prozent der Geschossflächen mit sozialer Zielbindung reserviert werden müssen – die SPD wollte dies auf 40 Prozent erhöhen.
Vor fünf Jahren hat der Stadtrat das Sobon-Modell beschlossen. Es soll einerseits für mehr bezahlbaren Wohnraum sorgen, andererseits aber auch die Folgekosten der Stadt für die soziale Infrastruktur begrenzen. Das Sobon-Modell war geboren.
Es sieht vor, dass sich Investoren verpflichten, einen bestimmten Anteil der vorgesehenen Wohnungen mit sozialer Zielsetzung zu errichten. Andererseits müssen sie einen bestimmten Anteil der Folgekosten übernehmen.
Bei Neubaugebieten
Dafür wurden Verfahrensgrundsätze aufgestellt, die jetzt fortgeschrieben wurden. Unter anderem wird geregelt, dass Investoren bei festgelegten Neubaugebieten zwingend 30 Prozent der Gesamt-Geschossfläche nach den Grundsätzen des geförderten Wohnungsbaus errichten müssen. Zudem wurde die Mietpreisbindung bei geförderten Wohnungen auf 40 Jahre festgelegt.
SPD-Fraktionssprecher Daniel Liebetruth stellte wie schon einmal vor zwei Jahren den Antrag, 40 Prozent der Geschossflächen für geförderten Wohnungsbau vorzuschreiben. Eine Mehrheit lehnte dies ab.
Die Regelungen
Betroffen von den Regelungen sind nur Bauvorhaben, die mehr als 1000 Quadratmeter Bauland oder 500 Quadratmeter Geschossfläche umfassen. Betroffen ist also nur der Mehrgeschoss-Wohnungsbau. Bei der jetzigen Fortschreibung wurden folgende Neubaugebiete festgelegt, auf die das Modell angewendet werden muss: Kreuzlinger Feld, Germeringer Harfe, Richard-Wagner-Straße, Nördliches Bahnhofsareal, Morigl-Gelände, Schmiedstraße und Ulmenallee.
Die Höhe der sogenannten Folgekostenpauschale, die Investoren an die Stadt abführen müssen, wurde von bisher 81 Euro je Quadratmeter Geschossfläche auf jetzt 130 Euro erhöht. Dieser neue Betrag ist eine Folge der Fortschreibung des „Gesamtkonzepts Soziale Infrastruktur“ (siehe Kasten). Der deutliche Anstieg resultiert auch daraus, dass die Folgekosten von der Steigerung der Baukosten abhängig sind.
Wie schon bisher sichert sich die Stadt zudem das Recht des kommunalen Grunderwerbs, um sozial geförderten Wohnraum zu schaffen. Neu in das Modell aufgenommen wurde die Möglichkeit, diese Grundstücke zur Bebauung an Dritte, beispielsweise die Wohnbaugesellschaft des Landkreises, zu verkaufen.
Germering wächst langsamer als erwartet
Die Stadt wächst nicht so stark, wie noch vor fünf Jahren angenommen wurde. Im Jahr 2019 ging der Geograf und Städteplaner Volker Salm davon aus, dass Germering schon Mitte der 2020er-Jahre 44 000 Einwohner – aktuell sind es rund 41 000 – haben würde. Jetzt präsentierte er im Stadtrat eine Fortschreibung seines Gesamtkonzepts „Soziale Infrastruktur“ mit deutlich geringeren Wachstumszahlen: Germering wird demnach erst im Jahr 2039 die 44 000-Einwohner-Grenze überschreiten.
Entscheidend dafür ist laut Salm die Tatsache, dass man damals von einer Bebauung des Kreuzlinger Felds mit 750 Wohneinheiten ausgegangen war. Ein Bürgerentscheid hat bekanntlich die Planungen für diese Großvorhaben gestoppt. Wann und mit wie vielen Wohnungen es bebaut wird steht noch nicht fest. In seiner Fortschreibung der Studie rechnet Salm aber mit deutlich geringeren Zahlen: Insgesamt rechnet er für das Kreuzlinger Feld nur noch mit 593 Wohnungen.
Kitas
Trotz des geringeren Wachstums steigt die Zahl an Plätzen, die in der Kinderbetreuung notwendig sind. Vor allem im Krippenbereich müssten laut Volker Salm bis zum Jahr 2039 13 neue Gruppen geschaffen werden. Hauptgrund: Immer mehr Kinder unter drei Jahren werden in Krippen angemeldet. Im Kindergartenbereich werden deswegen im selben Zeitraum neun zusätzliche Gruppen notwendig. Die geplanten Einrichtungen im Briefzentrum der Post und im nahe gelegenen Hochhaus sowie der Neubau des Kinderhauses der Kirchenschule könnten dies ausgleichen.
Im Grundschulbereich kann der gestiegene Bedarf mit dem Neubau der Kirchenschule gedeckt werden. Die Mittelschulen können nach den schon erfolgten Ausbauten der Kerschensteiner- und Wittelsbacher Schule den Bedarf erfüllen.
In seiner Untersuchung geht Volker Salm davon aus, dass die Stadt bis zum Jahr 2039 rund 1400 neue Wohnungen braucht, um die 44 000 Einwohner unterzubringen. Aktuell verfügt die Stadt über rund 20 000 Wohnungen. kg
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