USA überholt: Russland ist jetzt größter Gaslieferant Europas – wegen einmaliger Faktoren
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine will sich Europa von russischer Energie unabhängig machen. Dennoch kommt derzeit mehr Gas aus dem Osten in die Region.
Brüssel - Russland hat seine Gasexporte über Pipelines nach Europa seit Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 gedrosselt. Seitdem bemüht sich die Region um alternative Lieferanten. So importiert Deutschland verstärkt Flüssiggas, dafür wurden in Rekordzeit spezielle LNG-Terminals installiert.
Russland überholt die USA als größter Gaslieferant Europas: Abhängigkeit bleibt bestehen
Ein wichtiger LNG-Lieferant für Europa sind die USA. Nach einem Bericht der Financial Times hat das Land Russland bei den Gaslieferungen bereits im September 2022 überholt. Seit 2023 kommt ein Fünftel des Gases für die Region aus den USA.
Doch so einfach ist es nicht, sich aus der Abhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen zu befreien, wie Daten des Beratungsunternehmens ICIS zeigen. Demnach wurde im Mai erstmals seit zwei Jahren wieder mehr Gas aus Russland nach Europa importiert als aus den USA.

Russland überholt die USA als größter Gaslieferant Europas: Ursache sind einmalige Faktoren
Im vergangenen Monat machten Gas- und LNG-Lieferungen aus Russland 15 Prozent der Gesamtversorgung der EU, Großbritanniens, der Schweiz, Serbiens, Bosniens und Herzegowinas sowie Nordmazedoniens aus, so die Daten von ICIS. Aus den USA kamen dagegen nur 14 Prozent des Gases, das ist der niedrigste Stand seit August 2022.
Allerdings scheint diese Entwicklung nicht nachhaltig zu sein, sondern ist vor allem auf Einmaleffekte zurückzuführen. Russland hat zwar Mitte 2022 die Gaslieferungen über Pipelines nach Nordwesteuropa eingestellt. Die Lieferungen über die Ukraine und die Türkei gehen jedoch weiter. Wegen geplanter Wartungsarbeiten im Juni pumpt Russland im Vorfeld mehr Gas über die Türkei nach Europa. Gleichzeitig ist eine große US-LNG-Exportanlage im texanischen Freeport teilweise ausgefallen. Darüber hinaus ist die Gasnachfrage in Europa nach wie vor relativ gering und die Speicherfüllstände nähern sich Rekordwerten für diese Jahreszeit.
Russland überholt die USA als größter Gaslieferant Europas: Trendwende nicht von Dauer
Die Trendwende sei „wahrscheinlich nicht von Dauer“, sagte Tom Marzec-Manser, Leiter der Gasanalyse bei ICIS, der Financial Times. Da Russland im Sommer wieder LNG über die Nordostpassage nach Asien verschiffen könne, werde es wahrscheinlich zu einem Rückgang der Liefermengen nach Europa kommen. Gleichzeitig werde die LNG-Produktion in den USA wieder zunehmen.
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Zudem läuft in diesem Jahr das Transitabkommen zwischen Russland und der Ukraine aus, was den Gasfluss über diese Route gefährden könnte. Und die EU bemüht sich auch, die Kapazitäten der Pipeline zwischen der EU und Aserbaidschan zu erhöhen.