Die „Strahlkraft“ des FC Bayern: Nach wie vor europäische Spitze - Kommentar

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Der FC Bayern steht im Viertelfinale der Klub-WM in den USA - die hierzulande angeblich niemanden interessiert. Stattdessen ist die „verlorene Strahlkraft“ des Rekordmeisters ein großes Thema. Zu Unrecht.

München - „Sex sells“ ist seit jeher das Erfolgskonzept in der Werbung. Will man im deutschen Fußball einen vielgelesenen Text produzieren, braucht man ein krachendes vor allem negatives Thema zum FC Bayern. Offensichtlich auf eine ganz spezielle Weise auch „sexy“. Der deutsche Rekordmeister polarisiert wie fast kein anderer Klub in dieser Fußballwelt: Bewundert und geliebt, aber auch verachtet und gehasst. Es soll sogar gewisse Experten geben, die diesem Umstand ihren Job bei TV-Sendern verdanken.

Die Liste der Themen erscheint in dieser Disziplin nahezu unendlich, der Wahrheitsgehalt nicht selten inexistent, die Logik häufig absurd. Beim FC Bayern weiß man das, es scheint an der Säbener Straße bis zu einem gewissen Grad sogar akzeptiert zu werden. Dies hat mir in einem Telefonat vor zehn Jahren der damalige Mediendirektor des Rekordmeisters, Markus Hörwick, mit einem simplen „der FC Bayern polarisiert eben“ bestätigt. Gefährlich wird es erst, wenn Uli Hoeneß vom Dargestellten genervt wird.

FCB-Sportvorstand und Sportdirektor mit anspruchsvoller Aufgabe

Seit drei Wochen befindet sich der FC Bayern - das um viele Nachwuchsspieler ergänzte Profiteam und die sportlich Verantwortlichen Max Eberl und Christoph Freund - bei der Klub-Weltmeisterschaft in den USA. Sportvorstand und -direktor haben dabei aktuell eine Mammutaufgabe zu erfüllen. Die erwartete Präsenz und Unterstützung beim Turnier für Trainer und Mannschaft und gleichzeitig die Kaderplanung für die Spielzeit 2025/26.

Schenkt man so manchem Experten Glauben, läuft bei der Gestaltung eines kompetitiven Kaders in München schon seit Monaten alles schief, was schief laufen kann. So manch einer startet seine Liste der Verfehlungen und Versagen gar mit der Trainersuche im Frühjahr 2024. Dass deren Ergebnis letztendlich mit der Verpflichtung von „Glücksfall“ Vincent Kompany ein äußerst positives war, scheint in dem Kontext nicht zu interessieren.

„Bayern-Transferpleiten nehmen kein Ende“ - Ursachenforschung

Seit dem Münchner Scheitern bei der Verpflichtung des „Wunschspielers“ Florian Wirtz Ende Mai hagelt es Überschriften wie „Bayern-Transferpleiten nehmen kein Ende“. Die FCB-Verantwortlichen würden sich immer schwerer tun, neue Spieler an die Säbener Straße zu locken. Als Hauptschuldiger wurde Max Eberl ausgemacht, der dabei „ein trauriges Bild abgeben“ soll.

Der Sportboss ist also für die „Misere“ verantwortlich, aber auch eine andere unschöne Entwicklung: Der deutsche Rekordmeister hätte im internationalen Geschäft seine „Strahlkraft“ verloren. Dafür ausschlaggebend soll auch sein, dass er nicht mehr zu Europas absoluten Topteams zählen soll.

Der FC Bayern ist immer noch ein sportliches „Schwergewicht“

Ein simpler Blick auf die sportliche Realität beweist aber schnell das Gegenteil: Sogar wenn man die äußerst souverän gewonnene Deutsche Meisterschaft außen vor lässt, kann man problemlos feststellen, dass es ganze vier Vereine gibt, die sowohl im Viertelfinale der Champions League standen wie auch jetzt bei der Klub-WM stehen: PSG, Real Madrid, Borussia Dortmund und der FC Bayern. Als der FCB vor einem knappen Vierteljahr auf bittere Weise im CL-Viertelfinale an Inter Mailand gescheitert war, erklärten ihm viele Experten, was die italienische Oldie-Truppe alles viel besser machen würde.

Die Triple-Hoffnungen der Lombarden platzten jedoch sehr schnell, sie konnten keinen einzigen Titel gewinnen. Trauriger Höhepunkt war die 0:5-Klatsche im CL-Finale gegen Paris St. Germain. Und nun bei der WM die 0:2-Blamage im Achtelfinale gegen Fluminense aus Brasilien. Dagegen sind die Bayern die einzige Mannschaft, die bislang eines der vier brasilianischen Topteams, die in den USA überragend performen, eliminieren konnte. Mit Flamengo wohl sogar die besten Brasilianer, wenn nicht Südamerikaner. Selbst ein Scheitern im Viertelfinale gegen das in diesem Kalenderjahr alles überragende PSG würde keinen sportlichen Kratzer an dem starken FCB-Auftreten beim Turnier hinterlassen.

Das FCB-„Transfer-Desaster“

Die „Transferpleiten“ des FC Bayern sollen also kein Ende nehmen. Dazu wäre zunächst einmal festzuhalten, dass die offizielle Sommer-Transferperiode im Fußball gerade eben begonnen hat. In den letzten Jahren hat man da häufig von einem Dominoeffekt auf verschiedenen Positionen gesprochen, der sich bis tief in den August hineingezogen hat, manchmal erst am „Deadline Day“ beendet wurde. Max Eberl und Co. bleibt also noch viel Zeit. Der 51-Jährige hat in diesem Zusammenhang zum Bundesligafinale darauf hingewiesen, dass der eigene Kader „sehr gut“ aufgestellt sei. Der FC Bayern würde nur „punktuell“ agieren. Eine eindeutige Aussage ohne Interpretationsspielraum, die zumeist geflissentlich in den Berichten ignoriert wird.

Der Sportvorstand verwies dabei auch auf die eminent wichtigen Vertragsverlängerungen von Jamal Musiala, Joshua Kimmich und Alphonso Davies. Alle drei wurden von der „europäischen Fußballelite“ gejagt, geblieben sind sie in München. Nicht vergessen sollte man auch, dass mit Jonathan Tah und Tom Bischof zwei deutsche Nationalspieler - ablösefrei - den Weg nach München gefunden haben. Nick Woltemade könnte der nächste sein. Auch hier war bzw. ist die europäische Konkurrenz groß, der Wunschverein aber der FC Bayern. Die „Strahlkraft verloren“? Nur weil Wirtz dem internen Wettkampf mit seinem Kumpel Musiala aus dem Weg gegangen ist und Nico Williams´ Herz schon lange für den FC Barcelona schlägt?

Die „Strahlkraft“ der europäischen Konkurrenz

Auch nach einer für eigene Verhältnisse schwachen Saison hat Rekord-CL-Sieger Real Madrid im weltweiten Vereinsfußball bei der Strahlkraft immer noch die Nase vorne. Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht nur in den sportlichen Erfolgen zu sehen. Während der FC Liverpool dem FC Bayern den deutschen Nationalspieler Wirtz weggeschnappt hat, musste er selbst Trent Alexander-Arnold zu den Königlichen ziehen lassen. Bitter für den englischen Rekordmeister, aber es wurde nie von einer „Blamage“ wie bei der Wirtz-Absage gesprochen.

FCB-Spieler: Die internationale Konkurrenz „chancenlos“

Madrid dagegen hätte gerne die FCB-Spieler Davies, Kimmich, Musiala in den eigenen Reihen gesehen. Woltemade, der sich definitiv für den FCB entschieden hat, soll auf dem Wunschzettel stehen. Die Königlichen jeweils zweiter Sieger, „Verlierer“ - würde ihnen irgendjemand im Fußball-Kosmos fehlende „Strahlkraft“ vorwerfen?

Die „Strahlkraft“ der Bayern: Bislang erfolgreiche Klub-WM in den USA.
Die „Strahlkraft“ der Bayern: Bislang erfolgreiche Klub-WM in den USA. © IMAGO/Heuler Andrey

Auch der FC Barcelona und Manchester City waren an diversen FCB-Spielern interessiert. Ist irgendeiner in diesem Jahr zu ihnen gewechselt? Die Katalanen sind eine einzige „finanzielle Peinlichkeit“, die nur durch eine große Lobby noch im Profi-Fußball existieren darf. Pep Guardiolas Citizens haben ihre schwache sportliche Saison mit dem blamablen Ausscheiden gegen Al Hilal aus Saudi-Arabien im Achtelfinale der Klub-WM bestätigt.

Triple-Sieger hinkt bei der „Strahlkraft“ hinterher

Sportlich ist der Triple-Sieger PSG aktuell das Maß aller Dinge im Weltfußball. Haben die Pariser aber mehr Strahlkraft als der sechsfache CL-Sieger aus München? Die Frage ist rein rhetorischer Natur. In der Headline hätte im Kontext mit dem FC Bayern übrigens auch „Weltspitze“ anstelle von „europäischer Spitze“ stehen können. Im Fußball seit langem zutreffend. Die Klub-WM findet aber in den USA statt, dort sind andere Teamsportarten noch wichtiger.

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