Volkswagen in der Krise: Niedersachsen sieht Mitschuld bei der Ampel
Volkswagen kämpft mit Absatzproblemen und hohen Investitionen in den E-Autosektor. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil stellt Forderungen an die Bundesregierung und das VW-Management.
Hannover – Die abnehmende Nachfrage nach Elektroautos und die hohen Investitionskosten in den E-Autosektor belasten den deutschen Automarkt, insbesondere den Volkswagen Konzern. In einer Regierungserklärung am Mittwoch zur aktuellen Situation von VW erklärte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil von der SPD, dass die Bundesregierung Mitschuld an der Krise der deutschen Automobilbranche trage. Laut Weil hängt dies mit dem Stopp der Verkaufsförderung für E-Autos zusammen, der zu einem deutlichen Rückgang des Absatzes geführt hat. Diese Forderungen richtet der Ministerpräsident nun an die Bundesregierung sowie an das Management von VW.

Volkswagen in der Krise – Niedersachsens Ministerpräsident plädiert für „kluge Konzepte“ in Tarifverhandlungen
Volkswagen hat mit Absatzproblemen zu kämpfen und fährt nun einen drastischen Sparkurs. Experten der US-Investmentbank Jefferies berichten, dass der Konzern erwägt, zwei bis drei Standorte zu schließen und mehr als 15.000 Stellen abzubauen. Andere Prognosen gehen von einem Wegfall von bis zu 30.000 Stellen aus. Bereits im Juli gab Volkswagen bekannt, die befristeten Verträge von bis zu 1.200 Mitarbeitern in seinem Werk in Zwickau auslaufen zu lassen. Die Jefferies-Analysten rechnen mit Rückstellungen von drei bis vier Milliarden Euro.
Am Mittwoch sind die Tarifverhandlungen zwischen dem Deutschen Gewerkschaftsbund IG Metall und dem Volkswagen-Konzern gestartet. Geplant waren die Verhandlungen für Oktober, aufgrund der Krise bei Volkswagen, wurden sie jedoch vorverlegt. Vor dem Start der Verhandlungen plädiert Niedersachsen Ministerpräsident Weil für „kluge Konzepte“ und „Gespräche“, Volkswagen brauche „keinen weiteren öffentlichen Schlagabtausch“. Weil sitzt zusammen mit Kultusministerin Julia Hamburg von den Grünen im Aufsichtsrat von VW, das Land Niedersachsen hält 20 Prozent der Anteile am Konzern.
Ampel-Regierung trägt laut SPD-Politiker Mitschuld an Automobil-Krise
Eine Standortschließung der VW-Werke in Deutschland sieht Weil kritisch und plädiert an das VW-Management, „intelligente Optionen“ zu finden. Auch möglichst viele Arbeitsplätze solle das Unternehmen versuchen zu erhalten. Eine Mitschuld an der VW-Krise sieht der Ministerpräsident bei der Ampel-Koalition. Er fordert die Regierung dazu auf, „neue Initiativen für eine Verkaufsförderung von Elektroautos zu ergreifen“. Das hänge auch mit den Klimazielen zusammen. Denn, „schon heute ist klar, dass das Ziel von 15 Millionen Elektroautos im Jahr 2030 unter den aktuellen Rahmenbedingungen unrealistisch ist“, sagte Weil am Mittwoch.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Niedersachsen, Sebastian Lechner, sieht beim SPD-Ministerpräsidenten Weil ebenso eine Mitschuld. Er habe die „sehr einseitige E-Mobilitätsstrategie des Unternehmens, die im Vergleich zu vielen anderen Autobauern auffällig ist“, mitzuverantworten, heißt es in der Pressemitteilung der AFP.
Volkswagen scheut „keine Tabus“ – Holpriger Start von Tarifverhandlungen mit IG Metall
Der Start der Tarifverhandlungen mit dem VW Konzern lief für die IG Metall eher enttäuschend. Die Gewerkschaft lehnt betriebsbedingte Kündigungen und Werkschließungen entschieden ab und forderte zudem sieben Prozent mehr Lohn, sowie 170 Euro mehr für Auszubildende. In einer Pressemitteilung der AFP erklärt Verhandlungsführer der IG Metall Thorsten Gröger jedoch, dass der Autokonzern „keine Tabus“ mehr scheue. Die Beschäftigten stünden „aus Sicht von Volkswagen den Rendite-Zielen des Vorstandes und den Gewinnerwartungen der Aktionäre im Weg.“