"Nützt Klima gar nichts": Mercedes-Chef kritisiert Verbrenner-Verbot

Die Autohersteller in Deutschland verzeichneten zuletzt deutliche Gewinneinbrüche, bei Mercedes-Benz sackte das Konzernergebnis im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 55,8 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro ab. Mercedes-Chef Ola Källenius hat sich nun in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ dazu geäußert, wie ernst die Lage ist. 

„Die Komplexität des Umfelds, in dem wir wirtschaften, ist gerade extrem hoch“, sagte Källenius. Die Industrie erlebe zugleich Starkregen, Hagel, Sturm und Schnee: „Autobau ist ein hartes Geschäft, mehr denn je".

Mercedes-Chef: Drei Gründe für Probleme

Der Chef des Stuttgarter Autobauers sieht dafür vor allem drei Gründe: Die neue Wirtschafts-Situation mit dem Zoll-Hammer aus den USA, der extrem harte Wettbewerb auf dem chinesischen Automarkt und Fehleinschätzungen bei der Emobilität.

Wenn die USA entschieden, eine seit Jahrzehnten bestehende Welthandelsordnung neu zu definieren, dann habe das Auswirkungen auf das Geschäft. Die USA hatten unter Präsident Donald Trump zuletzt die Zölle auf Importe aus der EU angehoben, darunter auch auf Autos.

"Die Emobilität in Europa ist ein Lügengebilde"
"Die Emobilität in Europa ist ein Lügengebilde"FOL

China: Harter Wettbewerb, wenig Kauflaune für teure Autos

„Zweitens erleben wir in China einen darwinistischen Wettbewerb“, sagte Källenius. Im chinesischen Markt konkurrierten mehr als 100 Automobilhersteller miteinander. „Zusätzlich ist die Kauflaune dort in den für uns wichtigen, hohen Segmenten seit einigen Jahren sehr zurückhaltend, um es vorsichtig auszudrücken“, sagte Källenius. Das zusammen führe zu einem unglaublichen Wettbewerbsdruck, der allen Akteuren zusetze.

Und drittens dauere die Transformation zur Elektromobilität länger, als noch vor einigen Jahren angenommen. „Daher investieren wir für eine längere Zeit parallel in mehrere Antriebstechnologien“, so Källenius. Noch vor wein bis zwei Jahren hätte man so eine klare Ansage eher nicht vom Mercedes-Chef erwartet. Seitdem allerdings hat sich gezeigt, dass BMW mit seinem Kurs der Technologieoffenheit offenbar en besseren Weg gewählt hat.

Verbrenner-Aus und Elektro-Wachstum

"Unsere kompakte Limousine CLA haben wir bereits vorgestellt, die Elektroversion unseres SUV-Bestsellers GLC folgt im September. Das ist erst der Anfang. Spätestens 2027 werden wir die Ergebnisse dieser Offensive auch in unseren Büchern sehen, das ist unser klares Ziel", macht Källenius Hoffnung auf höhere Gewinne auch mit Batterie-Mobilen. Derzeit lägen die Margen bei Verbrennern noch höher.

Källenius macht gleichzeitig klar, dass er das Verbrenner-Verbot der EU - ab 2035 sind alle Neuwagen mit Benzin-, Diesel, Hybrid-, Plug-In-Hybrid- und Gasantrieb verboten, erlaubt sind dann nur noch Akku-Autos und Wasserstoff-Fahrzeuge - für einen schweren Fehler hält. Als Vorbild nennt er dabei explizit China. Dort nämlich gibt es trotz der vielen Elektro-Erfolge kein Enddatum für den Verbrenner. "Stattdessen gibt es durch niedrige Preise an den Ladesäulen und steuerliche Vorteile starke Anreize, reine Elektroautos zu kaufen. Gleichzeitig werden aber auch, anders als in Europa, verschiedene Varianten der Hybridisierung und Verbrenner erlaubt. In Europa droht mit den aktuellen, starren Regelungen der Automarkt zu kollabieren, weil viele Verbraucher in den Jahren vor 2035 noch mal einen Verbrenner kaufen werden. Das nützt dem Klima gar nichts", so der Mercedes-Boss.