Abschied von Ulli Potofski: Er hat die Art, wie wir Fußball schauen, für immer verändert

Manchmal mögen dich die Leute nicht. Wegen deiner Stimme. Wegen deiner fehlenden Expertise. Oder, wie im Falle von Ulli Potofski: Weil du Schalker bist. 

Potofski ist königsblau geboren, in Gelsenkirchen, auf Schalke. Da hat man es oft nicht leicht.

Aber als gebürtiger Schalker wird man mit Fußball sozialisiert, besonders, wenn man im Ruhrgebiet der 1950er Jahre groß wird. Sein Vater war – natürlich – Bergmann. In seiner Straße gab es nichts anderes als Fußball, erzählte er im vergangenen August im Podcast „1:1“: „Also haben wir Fußball gespielt und die Schule vernachlässigt.“

Der Schalker Ulli Potofski

Er startete selbst bei einem kleinen Verein. Nein, nicht Schalke 04, sondern Eintracht Schalke (heute Blau-Weiß Gelsenkirchen). Kreisklasse. Ruhrgebiet. Rau, grau, manchmal brutal, immer ehrlich.

Hier lernte er den Fußball kennen, lieben und respektieren. Aber Potofski verstand immer, den Fußball nicht so ernst zu nehmen. Es gebe viel wichtigere Dinge im Leben. Aber: „Wenn man begreift, dass es etwas Schönes sein kann – muss es ja nicht immer sein – und, dass Freundschaft und das Miteinander im Mittelpunkt stehen, dann begreift man Fußball schon ganz gut“, so Potofski damals im „1:1“-Podcast.

Nach seinem Schulabschluss machte er eine Ausbildung zum Koch. Dann landete er beim Radio, ab 1979 dann beim WDR. Dort konnte er die legendäre Fußballkonferenz mitgestalten. Radio, so sagte er zuletzt, habe er immer am liebsten gemacht.

Potofski hat die Fußball-Berichterstattung für immer verändert

„Durch viele Zufälle bin ich irgendwann bei RTL und beim Privatfernsehen gelandet.“ Das war 1984 und der Beginn einer neuen Zeitrechnung im deutschen Fußball.

Er erlebte – und gestaltete – das „Entstehen eines neuen Wirtschaftszweiges, der bis dahin für viele unvorstellbar war“, so erzählte es Potofski selbst im „1:1“-Podcast.

Bis dahin hatten die öffentlich-rechtlichen Sender ein Monopol auf die Fußball-Berichterstattung. Dann kamen die jungen wilden vom Privatfernsehen und änderten alles. „Wir haben den Fußball, wie soll ich es ausdrücken, unterhaltsamer gemacht“. Ob im positiven oder negativen Sinne, sei jedem selbst überlassen.

Fußball "unterhaltsamer" gemacht

Mit der Sendung „Anpfiff“ wurde plötzlich der Fokus nicht nur auf den Sport gelegt, sondern auch auf das Drumherum. Über die Jahrzehnte wurde aus dem Sport so ein Wirtschafts- und Showgeschäft. „Eigentlich bin ich an allem schuld“, überspitzte er bei „1:1“ selbst, „indirekt stimmt das auch ein bisschen“, ergänzte er selbstkritisch.

Dass man es streckenweise auch mal übertrieben habe, wisse er heute. Dennoch sei diese unbedarfte Zeit von 1984 bis 1990 bei RTL die schönste seiner Laufbahn gewesen. Man habe einfach losgelegt, gemacht, ausprobiert. Bis heute orientieren sich die Sender und Streamingdienste an den Anfängen von "Anpfiff" – und den Anfängen von Potofski.

Die Fußballstimme in unseren Kinderzimmern

Die Entwicklung des Fußballs und der Berichterstattung hat er auch nach dem Ende von "Anpfiff" oft in verantwortlicher Position begleitet und geprägt. 

Über RTL ging es 2006 zum Bezahlsender Sky, der damals noch Premiere hieß. Dort berichtete er hauptsächlich über Spiele der 2. Bundesliga. Eine böse Prophezeiung für seinen Herzensclub Schalke? 

Als Sportkommentator der Hörspielreihe "Teufelskicker" hat er sich in über 100 Folgen in den Kinderzimmern der Nation verewigt. Seine markante, tiefe Stimme wird nie verstummen.