Der Wolf breitet sich in Bayern immer mehr aus – bei Bauern und Anwohnern geht die Angst um

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Nachrichten über Risse mehren sich genauso wie Sichtungen von Rudeln – der Wolf ist wieder ein Thema in Bayern. Nicht nur Landwirten macht diese Entwicklung Sorgen.

München – Geschichten vom bösen Wolf – in Bayern sind sie leider längst kein Märchen mehr, sondern Realität. Nachdem sich Berichte über Risse in den vergangenen Monaten gehäuft hatten, ist mittlerweile vielen klar: Der Wolf hat sich in Bayern wieder ausgebreitet.

Der jüngste Fall stammt aus Großhelfendorf, einem Ortsteil der Gemeinde Aying, nur rund 30 Kilometer von München entfernt. Eines Morgens im Februar bot sich dort einem Landwirt ein schreckliches Bild: Auf der Weide fand er zwei tote Schafe. Ein drittes wurde so schwer verletzt, dass es der Bauer erlösen musste. Alles sieht nach einem Wolfsriss aus, die Wahrscheinlichkeit liegt bei rund 80 Prozent. Ein DNA-Abgleich soll aber hundertprozentige Klarheit schaffen. Seit dem Vorfall geht in Aying und Umgebung die Angst um: Pferdebesitzer und Landwirte zeigten sich um ihre Tiere besorgt. Auch Spaziergänger, die häufiger im Wald unterwegs sind, haben mittlerweile ein mulmiges Gefühl.

Ein Wolf läuft durch sein Gehege im Tierpark. In Italien wurde ein Angriff auf ein Reh gefilmt.
Der Wolf breitet sich in Bayern immer mehr aus. (Symbolbild) © Boris Roessler/dpa

Wolfsrudel in Landkreisen Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen

In der Nähe von Schwandorf in der Oberpfalz tauchte kürzlich ebenfalls ein Wolf auf – allerdings geht von diesem keine Gefahr mehr aus. Denn das Tier wurde auf der Autobahn 93 überfahren und dabei getötet. Der zweite Unfall dieser Art innerhalb weniger Tage: Erst vor etwas mehr als einer Woche ereignete sich ein ähnlicher Vorfall auf der A93, etwa 20 Kilometer südlich. Dabei wurde ebenfalls ein Wolf getötet. Einschätzungen zufolge soll es sich bei dem Wolf um ein 2023 geborenes männliches Jungtier gehandelt haben.

Präsent ist die Wolf-Problematik auch im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau. So wurde etwa im vergangenen Oktober in der Nähe von Penzberg ein Schaf gerissen. Rund ein Jahr, nachdem erstmals in der Region ein weiblicher Wolf auffällig geworden war. Wenige Monate später wurden dann Urinspuren eines männlichen Tieres gefunden. Und im Februar wurde schließlich bekannt, dass die beiden Nachwuchs gezeugt haben – eine Wildtierkamera hatte drei Welpen eingefangen. Landwirte in der Region sind deshalb nun mehr als beunruhigt, „dramatisch“ nannte der örtliche BBV-Obmann Wolfgang Scholz die Entwicklung in Sachen Wolf.

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Landwirtschaft im Alpenraum könnte „vor dem Aus“ stehen

Und da das Gebiet eines Wolfes etwa 100 bis 350 Quadratkilometer umfasst, sind auch die Nachbarlandkreise alarmiert. Joseph Grasegger aus Garmisch-Partenkirchen, Vorsitzender des Landesverbands bayerischer Schafhalter, sieht die Landwirtschaft im Alpenvorraum „vor dem Aus“, wenn es so weitergeht.

In Bayern sind aktuell sechs Wolfsrudel in verschiedenen Gebieten des Freistaats bekannt, dazu gehören neben dem Bereich „Staffelsee-West“ (umfasst die Landkreise Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen) etwa auch die Allgäuer Alpen, das Altmühltal oder der Norden des Bayerischen Waldes.

Union fordert Herabsetzen des strengen Wolf-Schutzstatus

Mittlerweile beschäftigt der Wolf und sein Treiben auch die Politik. So forderte Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) im Gespräch mit der Bild: „Wir brauchen endlich die Möglichkeit einer schadensunabhängigen Bestandsregulierung. Der Wolf breitet sich sonst ungebremst aus.“ Ähnliches ist auch im Europawahlprogramm der Unionsparteien zu hören – dort wird ein Herabsetzen des strengen Wolf-Schutzstatus gefordert. (aj)

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