„Grenzt ans Unvorstellbare“: Sie engagieren sich für die Erinnerung - große Auszeichnung für Badehaus

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Bei der Verleihung des „ELNET“-Awards freuten sich Dr. Sybille Krafft (li.) und Jonathan Coenen über eine Auszeichnung für den Badehaus-Verein. Vorgeschlagen wurde das Wolfratshauser Projekt von der Bundestagsabgeordneten Marlene Schönberger (Grüne) aus dem Wahlkreis Rottal-Inn. © Privat

Für sein „Engagement für jüdisches Leben in Europa“ wird der Verein gewürdigt. Der Erinnerungsort zeichnet die Geschichte des einstigen Lagers Föhrenwald nach und erhält seine erste bundesweite Auszeichnung.

Berlin/Waldram – Der Verein ist es gewohnt, ausgezeichnet zu werden: Regelmäßig feiert das Badehaus Würdigungen und Ehrungen. In der E-Mail-Signatur der Vereinsvorsitzenden werden zwölf davon genannt. Einer ist neu – und besonders: Aus über 90 Nominierungen aus ganz Deutschland wurde der Verein in der Kategorie „Kultur“ mit dem „ELNET“-Preis ausgezeichnet. Die Abkürzung steht für European Leadership Network, der Preis würdigt laut Badehaus-Chefin Dr. Sybille Krafft „herausragendes Engagement für die europäisch-isrealischen Beziehungen sowie jüdisches Leben in Europa“.

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Badehaus bekommt bundesweite Auszeichnung: ELNET-Preis für Engagement für jüdisches Leben

Der Erinnerungsort im Wolfratshauser Ortsteil Waldram zeichnet die Geschichte des einstigen Lagers Föhrenwald nach, das erst Mustersiedlung der Nazis war, dann zum letzten jüdischen Stetl wurde und schlussendlich von katholischen Heimatvertriebenen besiedelt wurde. Der Verein hat das Gebäude vor dem Abriss gerettet und später das überregional anerkannte Museum in ehrenamtlicher Arbeit aufgebaut und entwickelt.

„Wir freuen uns riesig über unsere erste bundesweite Auszeichnung“, so Krafft in einer Pressemitteilung. Beim Festakt in der Villa Elisabeth in Berlin Mitte feierten Gästen aus Politik, Kultur, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft. „Über alle Parteigrenzen hinweg“ erfuhr das Wolfratshauser Projekt großes Lob. Etwa von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), der als Schirmherr eine Festrede hielt. In ihrer Laudatio pries die Vize-Fraktionschefin der Union, Dorothee Bär, das Badehaus als zivilgesellschaftliches Erinnerungsprojekt.

Erinnerungsort ist „historischer Schatz“

Vorgeschlagen wurde das Badehaus von der Grünen-Abgeordneten Marlene Schönberger, die sich gegen Antisemitismus einsetzt. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagt sie: „Der Einsatz der Ehrenamtlichen für diesen Ort grenzt an das Unvorstellbare. Und allein ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass dieser Ort, der nicht nur bundesweit, sondern weltweit von Bedeutung ist, heute noch existiert.“ Andernorts würde versucht, bauliche Spuren der Vergangenheit auszulöschen. „Der Verein hat diesen Ort nicht nur gerettet, sondern ihn auch zum Museum umgestaltet.“ Initiativen wie der Badehausverein seien „lebendige Erinnerungskultur“.

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Badehaus-Vorsitzende Krafft freut sich über die besondere Auszeichnung: „Wir hoffen, dass durch diesen Preis unser historischer Schatz, dieses einzigartige Föhrenwald, dessen Geschichte noch viel zu wenig bekannt ist, jetzt eine Chance hat, bundesweit Aufmerksamkeit zu erfahren.“ In diesem Zusammenhang erneuerte Krafft ihren Wunsch nach einer langfristigen institutionellen Förderung des Erinnerungsorts. Sie nahm den „ELNET“-Award zusammen mit ihrem Stellvertreter Jonathan Coenen entgegen.

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