Vermummte Gestalten auf dem Freisinger Marienplatz: Aggressive Aktion von Tierschutzorganisation
„Sie töten Tiere!“: Mit diesem Vorwurf sahen sich am Samstag viele Freisinger auf dem Marienplatz konfrontiert. Die Tierrechtsorganisation „Anonymous for the Voiceless“ hatten ihren ersten Auftritt in Freising. Und den fanden viele ziemlich daneben.
Freising – 13 schwarz gekleidete, zum Teil vermummte Gestalten passten am Samstag so gar nicht ins Bild auf dem Marienplatz: Die Vorfreude der vielen geladenen Gäste auf die feierliche Eröffnung des Stadtmuseums im Asam war groß. Um 11 Uhr startete der Festakt, viele hatten sich zeitig auf den Weg gemacht, um sich davor noch im neuen Kulturzentrum Freisings umzuschauen.
Doch auf den Weg dorthin mussten sie an eben jenen jungen Menschen vorbei. Einige wurden von ihnen aufgehalten. Etwa mit der Frage: „Essen Sie Fleisch?“ Wer mit „Ja“ antwortete, bekam zu hören: „Sie töten Tiere!“ Die Gruppe „Anonymous for the Voiceless“ (AV) hatte eine klare Botschaft: „Wer Kälbern ein Messer an den Hals hält, ist ein Mörder.“ Die auf Straßenaktivismus spezialisierte Tierrechtsorganisation hatte am Samstag ihren ersten Auftritt in Freising. Ihre Protestaktionen nennen sie „Cubes of Truth“ – Würfel der Wahrheit.
Und so standen sechs von ihnen in einem Quadrat zusammen, vor dem Körper hielten sie Laptops, auf denen Filme liefen, die brutal und schonungslos die Zustände in der Massentierhaltung und in Schlachthäusern zeigten. Triggerwarnung für Passanten, darunter auch viele Kinder – Fehlanzeige.
Während nun die einen Aktivisten – das Gesicht mit der Anonymous-typischen Guy Fawkes-Maske verhüllt – schweigend mit den Bildschirmen vor ihren Körpern dastanden, war der Rest der Gruppe auf dem Marienplatz unterwegs, um Passanten anzusprechen. Und die fühlten sich zum Teil bedrängt, empfanden das Auftreten der Tierrechtler und deren Art, zu argumentieren, übergriffig, teilweise aggressiv.
Wie Freisings 3. Bürgermeisterin Birgit Mooser-Niefanger, die wenige Meter vor dem Eingang zum Asam-Innenhof mit einem der Aktivisten diskutierte: Darüber, so die Überzeugung des jungen Mannes, dass es für keinen Menschen irgendeinen Grund gebe, sich nicht vegan zu ernähren. Bei ihrem Versuch, eine ruhige und sachliche Debatte zu führen, wurde sie von ihm rüde unterbrochen. Der Aktivist wurde sogar laut. Als sich wenige Meter weiter eine ähnliche Szene mit einem älteren Ehepaar abspielte, das auf dem Weg ins Asam ebenfalls aufgehalten worden war, reichte es Birgit Mooser-Niefanger. Sie fragte nach der Genehmigung der Versammlung, die ihr die Gruppe erst nach längerer Diskussion vorzeigen wollte.
Das Ganze war am Montag auch Thema im Finanzausschuss. 2. Bürgermeisterin Eva Bönig berichtete von dem Vorfall und auch darüber, dass es sich bei der Genehmigung durch die Landkreisbehörde um eine Versammlung mit fünf bis 15 Personen handelte. Eine Demonstration also. „Das Versammlungsrecht ist eines unserer wichtigsten Grundrechte“, darauf verwies Hauptamtsleiter Rupert Widmann in der Sitzung. „Das hohe Gut der Versammlungsfreiheit steht da an oberster Stelle“, sagte auch Rudi Schwaiger. Laut Widmann gab‘s im Vorfeld ein Kooperationsgespräch mit der Stadt, bei dem man über Ort und Dauer in Kenntnis gesetzt worden war. Wie die genehmigte Versammlung am Ende wirklich abläuft, könne freilich niemand voraussagen.
„Es geht hier überhaupt nicht um das Thema“, stellte die 3. Bürgermeisterin in der Sitzung klar. Dass es wichtig und richtig sei, die Menschen in Sachen Tierwohl zu sensibilisieren und aufzuklären, da waren sich am Montag alle einig. Großes Aber: „Die ziehen eine gute Sache ins schlechte Licht“, fand Ulrich Vogl.
Peter Warlimont kritisierte die Radikalität, die hier zu beobachten sei. „Das erleben wir auch bei anderen wichtigen Themen wie Klimaschutz, Sexismus, Antirassismus.“ Es sei wichtig, das auszusprechen und sich zu positionieren. Auch dann, wenn es inhaltlich „absolut bei uns allen verortet ist“. Mooser-Niefanger: „Es geht um die Art und Weise.“ Die Versammlung wird nun auf eventuelle Verstöße überprüft. Nicht zuletzt auch im Hinblick auf dieses Statement der Gruppe auf Instagram: „Ich hoffe, dass wir es schaffen, erfolgreichen Aktivismus auch in Freising etablieren zu können!“ Sie kommen wieder.