Entwicklung neuer Therapien - Deutsche Forscher züchten Mini-Tumoren im Labor, um tückischste Krebsart zu bekämpfen

Bauchspeicheldrüsenkrebs gilt als besonders tückisch. Zum einen bleibt er meist lange unerkannt. Und je später Krebs entdeckt wird, desto niedriger sind die Behandlungs- und Heilungschancen. Zum anderen ist er schwer zu therapieren, da sich seine Tumorzellen stark in ihrer Struktur und Reaktion auf verschiedene Behandlungen unterscheiden.

Deutsche Forscher bauen Tumoren nach

Ein Team deutscher Forscher macht nun allerdings Hoffnung auf neue Behandlungsmethoden gegen die Krebsart: Münchner Wissenschaftler bauten dreidimensionale Miniaturmodelle von Bauchspeicheldrüsentumoren nach.

„Tumorzellverbände sind im Körper drüsenartig geformt, mit vielen gangähnlichen Verzweigungen. Entnimmt man einzelne Tumorzellen und züchtet daraus im Labor künstliche, dreidimensionale Zellkulturen, Organoide genannt, erhält man nach der üblichen Vorgehensweise aber nur unverzweigte, runde Strukturen. Diese haben nicht die gleichen Eigenschaften wie die Zellverbände im Körper“, sagt Aristeidis Papargyriou, Erstautor der Studie. „Wir können jetzt Organoide erzeugen, die den echten, verzweigten Zellverbänden sehr ähnlich sind. Damit können wir erstmals die Vielfalt von Bauchspeicheldrüsenkrebs im Labor abbilden.“

Wie das Team der Technischen Universität München erklärt, konnten mithilfe dieser Miniatur-3D-Modelle also die komplexen Strukturen echter Krebszellen aufgezeigt werden. Ebenso, wie aggressiv diese sind und wie sich diese verhalten, wenn sie angegriffen werden. „Wir haben verschiedene Phänotypen innerhalb der beiden großen Kategorien epithelial und mesenchymal identifiziert. Das sind vereinfach gesagt Gruppen, die sich in Aussehen, Physiologie und Verhalten unterscheiden.“ Das wiederum ermögliche Tests, um wirksame Therapien gegen die Krankheit zu finden.

Hoffnung auf neue Therapien gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs

Eine Vorgehensweise könnte sein, die Anzahl der verschiedenen Krebszellen durch gezielte Wirkstoffe zu reduzieren. Dann müssten nur noch die übrig gebliebenen, besonders resistenten Zelltypen spezifisch behandelt werden.

„Die neuen Organoide könnten für die Entwicklung von Therapien von Nutzen sein“, erklärt das Team. „Wenn bekannt ist, welche Phänotypen bei einer Patientin oder einem Patienten vorkommen und wie diese auf Behandlungen reagieren, könnten Ärztinnen und Ärzte Therapien individueller und gezielter ausrichten“. Seine Ergebnisse veröffentlichte es im Fachblatt „Nature“.

Jährlich erkranken 20.000 Deutsche an Bauchspeicheldrüsenkrebs

An Bauchspeicheldrüsenkrebs erkranken in Deutschland jährlich etwa 20.200 Menschen, schreibt der Krebsinformationsdienst. Das Erkrankungsrisiko steigt demnach mit zunehmendem Alter.

Die gängigsten Symptome sind laut Deutscher Krebsgesellschaft

  • Gewichtsverlust in rund 90 Prozent aller Fälle
  • Schmerzen im Bauchbereich oder im Rücken bei etwa 80 Prozent der Erkrankten
  • Gelbsucht (ca. 70 Prozent)
  • Appetitverlust und Übelkeit (40 – 50 Prozent)
  • neu auftretender Diabetes mellitus (15 Prozent) und
  • Erbrechen (15 Prozent).