Neuer Fall fordert Ermittler-Duo heraus - "Tatort: Verblendung": Geiseldrama im Kinosaal
Der "Tatort: Verblendung" aus der Feder von Autor und Regisseur Rudi Gaul (geb. 1982, "Tatort: Borowski und das ewige Meer") stellt die Stuttgarter Ermittler vor eine außergewöhnliche Herausforderung. Das eingespielte Team aus Thorsten Lannert (Richy Müller, 69) und Sebastian Bootz (Felix Klare, 46) muss diesmal getrennt agieren - unter extremem Zeitdruck und lebensbedrohlichen Umständen.
Die Handlung des "Tatort: Verblendung"
Eine schicksalhafte Entscheidung steht am Beginn der Ereignisse: Thorsten Lannert überredet seinen Kollegen Sebastian Bootz, ihn bei der "Sondervorstellung des Dokumentarfilms 'Wer wir sind - Die Stunde Null unserer Demokratie' vom Bildungswerk der Landesregierung" zu vertreten. Diese Vertretung entwickelt sich zum Ausgangspunkt eines folgenschweren Abends.
Die Situation im Stuttgarter Filmtheater eskaliert unvermittelt: Nach einem plötzlichen Blackout stürmen zwei bewaffnete Personen den Saal. In der entstehenden Panik gelingt einigen Besuchern die Flucht. Als die Angreifer einen Security-Mitarbeiter erschießen, greift Bootz ein und verwundet den männlichen Täter schwer. Seine Komplizin nimmt daraufhin die verbliebenen Anwesenden als Geiseln - den Kommissar eingeschlossen. Bootz kann noch seinen Partner alarmieren, bevor die Situation außer Kontrolle gerät. Ein eilig einberufener Krisenstab versucht nun, die Hintergründe aufzudecken und eine weitere Eskalation abzuwenden.
Die Motivation der ideologisch verblendeten Täter offenbart sich im Verlauf der Geiselnahme: Sie fordern die Freilassung inhaftierter Rechtsextremisten aus der JVA Stuttgart-Stammheim. Die Geiselnehmer behaupten, ihre Gesinnungsgenossen stünden auf einer geheimen staatlichen Todesliste und seien in Haft unmittelbar bedroht. Lannert geht dieser brisanten Behauptung nach.
Lohnt sich beim neuen Stuttgart-Krimi das Einschalten?
Ja. Der überwiegend als Rückblende erzählte Krimi ist sehr spannend, auch weil eine kurze Sequenz zu Beginn des Films Schlimmes erahnen lässt. Ein hohes Erzähltempo, überraschende Wendungen, viele Split-Screen-Einstellungen, oft in rötliches Licht getauchte Szenen und der fehlende erhobene Zeigefinger machen den Film so sehenswert.
Einerseits geht es um die Dynamik innerhalb der Geiselsituation im abgeschotteten Kino, andererseits um Lannerts ernstgemeinte Ermittlungen zum Vorwurf der Geiselnehmer.
Der im "Tatort: Verblendung" thematisierte Todesfall in der Haftanstalt weist Parallelen zu realen Geschehnissen der RAF-Ära der 1970er Jahre auf. Damals waren führende RAF-Mitglieder in Stammheim inhaftiert. Nach einer Serie von Suiziden im Hochsicherheitstrakt kursierten ähnliche Verschwörungstheorien wie im aktuellen Krimi.
Von (ki/spot)