Auftritt bei Trumps Lieblingssender Fox News: Harris‘ riskanter Schachzug im US-Wahlkampf

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Im Kampf um jede Stimme wagt Kamala Harris einen mutigen Schritt. Ihr Interview bei Fox News könnte das Blatt wenden oder zum Eigentor werden.

Washington, D.C. - Die US-Wahl 2024 entwickelt sich immer mehr zu einem engen Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump. Aktuelle Umfragen bestätigen den Trend der letzten Wochen – am Wahltag, dem 5. November, könnte das Ergebnis sehr knapp ausfallen. Daher ist jede Stimme für die Kandidaten von entscheidender Bedeutung. Dies führt dazu, dass Harris einen unkonventionellen Weg einschlägt und ein Interview mit Trumps „Lieblingssender“ Fox News führen wird. Könnte dieser mutige Schritt der Demokratin von Vorteil sein?

Harris gibt Interview bei Fox News – Trump kritisiert Wahl des Moderators

Das Interview mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin auf Fox News ist für Mittwoch, den 16. Oktober, um 18 Uhr Ortszeit (0 Uhr am Donnerstag deutsche Zeit) angesetzt. Das Gespräch wird von Moderator Bret Baier geleitet, was bereits im Trump-Lager für Aufsehen gesorgt hat. Obwohl Baier als konservativ bekannt ist, unterscheidet er sich von den politischen Kommentatoren des Senders wie Sean Hannity oder Laura Ingraham, die in ihren Sendungen offen Trump unterstützen. Trump hat Baier kritisiert, weil er „sehr nachgiebig gegenüber Linken sei“ und äußerte, dass er für das Interview mit Harris einen „hartnäckigeren Journalisten“ bevorzugt hätte.

Kamala Harris
Kamala Harris hat es kurz vor der US-Präsidentschaftswahl erneut auf das Cover der Modezeitschrift „Vogue“ geschafft. (Archivbild) © Mark Schiefelbein/AP/dpa

Medienlandschaft im US-Wahlkampf gespalten – Harris wagt sich zu Trumps Lieblingssender

In der US-Medienlandschaft gibt es in der Regel eine recht klare Trennung in der Berichterstattung. Sender wie MSNBC oder CNN neigen eher zu den Demokraten. Dies zeigt sich auch in den Personalentscheidungen. Seit März 2023 hat beispielsweise Jen Psaki, die bis 2022 Pressesprecherin von Präsident Joe Biden im Weißen Haus war, eine eigene Talkshow bei MSNBC.

Fox News hingegen gilt als der Sender der Republikaner und Konservativen in den USA und hat in der Vergangenheit durch seine Pro-Trump-Haltung auf sich aufmerksam gemacht. Bis 2023 war der umstrittene Talkmaster Tucker Carlson das inoffizielle Gesicht des Senders. Führende Mitglieder der Demokratischen Partei treten daher eher selten in einer Fox-News-Show auf. Eine Ausnahme bildet Verkehrsminister Pete Buttigieg, der als rhetorisches Ausnahmetalent gilt. Auch Harris‘ Running Mate Tim Walz gab Anfang Oktober ein Interview mit dem Sender. Für Harris wird es jedoch das erste Mal sein.

Knappe US-Wahl erwartet: Harris geht bei Fox News auf Wählerfang

Das Ziel von Harris und Walz bei ihren Auftritten ist offensichtlich: Sie wollen die Kernwählerschaft von Donald Trump davon überzeugen, dass sie nicht für radikale linke Politik stehen – wie der Ex-Präsident vehement behauptet – und unentschlossene Zuschauer für die Demokraten gewinnen. Darüber hinaus wurde Harris von der republikanischen Seite wiederholt vorgeworfen, sich zu wenig kritischen Interviews zu stellen. Diese Stimmen könnten mit dem Auftritt bei Fox News zumindest etwas leiser werden.

„Harris versucht, überzeugbare Wähler zu erreichen, und Fox News hat eine große Anhängerschaft“, erklärt die Politikwissenschaftlerin Erika Franklin Fowler Harris‘ Motivation im Gespräch mit dem US-Portal Newsweek. „Dazu gehören viele Republikaner, aber auch Unabhängige, die sonst vielleicht nicht direkt von ihr hören würden.“

Risiko für ihre Kampagne: Interview mit Fox News birgt eine große Herausforderung für Harris

Harris steht jedoch vor einer großen Herausforderung: „Sie muss der Öffentlichkeit auch klar sagen, wie sich ihre Präsidentschaft von der Bidens unterscheiden wird“, analysiert Kommunikationswissenschaftlerin Natalie J. Stroud bei Newsweek. Als Vizepräsidentin unter Biden ist das keine leichte Aufgabe – und dennoch warnt Stroud: Wenn sie daran scheitert, könnte das ein Risiko für ihre Kampagne darstellen.

Stroud sieht Harris‘ Auftritt auch als Versuch, konservative Wähler zu gewinnen, die sich zwar als Republikaner identifizieren, aber ein Problem mit Trump haben. „Wenn Harris eine Chance bei rechtsgerichteten Wählern sieht, die sich gegenüber Trump unsicher sind, könnte der Auftritt bei Fox News eine Möglichkeit sein, sie zu erreichen“, sagte Stroud.

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Ob Harris‘ Strategie bei Fox News erfolgreich sein wird, wird das Interview in der Nacht zum Donnerstag zeigen. Ein erfolgreicher Auftritt bei Trumps „Lieblingssender“ könnte Harris wichtige Stimmen für die US-Wahl sichern. Denn bei der Wahl am 5. November könnte es am Ende auf jede Stimme ankommen. (fd)

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