Warnsignal oder Zufall? - Woran erkennt man frühe PAVK-Symptome?

Frühe Symptome der PAVK: Was sollten Sie wissen?

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) entwickelt sich schleichend. Das bedeutet, dass viele Betroffene anfangs keine oder nur sehr leichte Beschwerden haben. Kalte Füße, die oft als Zeichen einer Durchblutungsstörung angesehen werden, sind zu Beginn einer PAVK meist nicht typisch. Die kleinen Gefäße in den Füßen erweitern sich, um die Mangeldurchblutung auszugleichen, wodurch die Füße zunächst warm bleiben. Ein typisches Frühsymptom der PAVK ist ein Schmerz in der Muskulatur, der nach starker Belastung auftritt, zum Beispiel bei längerem Gehen oder Treppensteigen. Dieser belastungsabhängige Schmerz wird als Claudicatio intermittens bezeichnet. Sie ist auch als Schaufensterkrankheit bekannt, weil die Betroffenen wie bei einem "Schaufensterbummel" immer wieder stehen bleiben müssen, bis der Schmerz nachlässt, und dann erst nach einigen Sekunden weitergehen können.

Durch die Verengung der Gefäße werden auch die Pulse in den Füßen schwächer. Sie können ganz ausbleiben, bevor sich die Durchblutungsstörung anderweitig bemerkbar macht. Daher ist es wichtig, dass die Pulse an den Füßen bei der hausärztlichen Generaluntersuchung regelmäßig überprüft werden, insbesondere bei älteren Personen und Raucher:innen.

Was sind typische Hauptsymptome?

Das Hauptsymptom der PAVK ist die Claudicatio intermittens, ein muskelbedingter Schmerz, der während der körperlichen Belastung auftritt und in Ruhephasen wieder nachlässt. Diese Schmerzen sind meist in der Wade lokalisiert, können aber je nach Lokalisation der Gefäßverengung auch in den Oberschenkeln oder im Gesäß auftreten. Die Schmerzen entstehen durch eine unzureichende Blut- und Sauerstoffversorgung der Muskulatur während der Belastung.

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Im fortgeschrittenen Stadium der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit können Schmerzen auch in Ruhe auftreten. Diese Ruheschmerzen sind häufig in den Füßen oder Zehen lokalisiert und treten vor allem nachts oder im Liegen auf. Ein weiteres Hauptsymptom können schlecht heilende Wunden an Füßen und Zehen bis hin zu offenen Geschwüren, Ulzerationen oder sogar Nekrosen sein.

Fortgeschrittene Symptome und kritische Extremitätenischämie

Im fortgeschrittenen Stadium der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, auch kritische Extremitätenischämie genannt, treten zusätzlich zu den bereits beschriebenen belastungsabhängigen Symptomen Ruheschmerzen und trophische Störungen auf. Die Haut der betroffenen Extremitäten kann kühl und blass erscheinen. Weitere Symptome sind trockene Haut, eingeschränkte Beweglichkeit der Zehen und stark verhornte Fußsohlen. Auch die Fußnägel wachsen langsamer und es können schlecht heilende Wunden bis hin zu Wundbrand entstehen.

Wenn das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird, stirbt es ab und es kann zur so genannten Nekrose kommen. Dies wird oft als „Beininfarkt“ bezeichnet und betrifft häufig die Fersen und Zehen. Dies kann akut schmerzhaft sein oder schleichend mit zunehmendem "Absterben" und Schwarzwerden der Zehen einhergehen. Unbehandelt drohen schwere Komplikationen bis hin zur Amputation.

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Gibt es seltene Symptome und Begleiterscheinungen der PAVK?

Neben den typischen Symptomen können auch seltene Symptome und Begleiterscheinungen auftreten. Dazu gehören Impotenz bei Männern, vor allem wenn die Beckenarterien betroffen sind, sowie verminderter Haarwuchs an den Beinen und Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit in den betroffenen Extremitäten. Diese Symptome sind auf die Mangeldurchblutung zurückzuführen und treten meist erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf.

Asymptomatische Ausprägung

In vielen Fällen bleibt die PAVK lange Zeit symptomlos, vor allem im Frühstadium oder bei leichter Ausprägung.Das bedeutet, dass die Betroffenen keine offensichtlichen Beschwerden haben, obwohl bereits arteriosklerotische Veränderungen und Gefäßverengungen vorliegen. In solchen Fällen wird die PAVK oft nur zufällig im Rahmen von Routineuntersuchungen oder bei der Abklärung anderer Beschwerden entdeckt. Nicht selten wird der Kalk in den Gefäßen auch als Zufallsbefund auf Röntgenbildern entdeckt.

Welche anderen Erkrankungen können ähnliche Symptome verursachen?

Es gibt auch andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit hervorrufen können. So können z.B. bei Erkrankungen der Hüft- oder Kniegelenke zu Beginn des Gehens Schmerzen auftreten, die mit zunehmender Belastung nachlassen. Diese Schmerzen betreffen in der Regel das Gelenk und nicht die Muskulatur. Auch spezifische Muskelerkrankungen können sich nur unter Belastung bemerkbar machen, wobei typischerweise Muskelschwäche statt Schmerzen auftritt. Eine wichtige Differentialdiagnose ist die Spinalkanalstenose, bei der es zu einer Nerveneinklemmung im Bereich der Wirbelsäule kommt, die Schmerzen in den Beinen verursacht.

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Komplikationen: Was passieren kann

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen, insbesondere wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. Unbehandelt besteht die Gefahr des Absterbens von Gewebe, was zu Amputationen oder Infektionen bis hin zu Multiorganversagen und Blutvergiftung führen kann. Zudem haben Menschen mit einer Schaufensterkrankheit ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, da häufig auch die Herz- und Hirnarterien betroffen sind.

Über Dr. Julia Rehme-Röhrl

Julia Rehme-Röhrl ist Fachärztin für Unfallchirurgie und Orthopädie. Sie arbeitet seit zehn Jahren in einem überregionalen Traumazentrum in Süddeutschland und ist seit acht Jahren als freiberufliche Notärztin tätig. Seit ihrer Schwangerschaft betreibt sie den Instagram-Account @notarztmami. Hier teilt sie wertvolle Informationen rund um Kindersicherheit, Gesundheit und Erste Hilfe. Ihr erstes Buch "Die Notarztmami - Prävention, Sicherheit und Erste-Hilfe bei Babys und Kindern" erscheint am 9. September 2024 im Herder Verlag.

Wichtiger Hinweis: Dies sind nur allgemeine Informationen und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbsttherapie gedacht. Bei Verdacht auf Periphere arterielle Verschlusskrankheit oder Verschlimmerung Ihrer Beschwerden suchen Sie bitte unverzüglich eine Ärztin oder einen Arzt auf. Diese Informationen können keine fachärztliche Beratung ersetzen.