Eine Zigarette mit Ausblick durch Panzerglas: Kim trifft Putin – so reist er an
Nordkoreas Diktator will bei der Militärparade in Peking sein Image steuern. Mit seinem Privatzug macht er das schon: Der Koloss ist Gesprächsthema.
Pjöngjang/Peking – Als Diktator reist es sich nicht übel. Kim Jong-un ist wieder unterwegs. Der Anlass ist dieses Mal Wladimir Putin. Kims Transportmittel der Wahl ist wie so oft sein Panzerzug, der schon zahlreiche Berichte inspirierte. Denn der Zug ist, nach allem was man hört, sowohl kugelsicher als auch bequem.
Panzerzüge haben in der Kim-Dynastie Tradition, berichtete die Süddeutsche Zeitung einst dazu. Sie soll auf Josef Stalin zurückgehen, der Kims Großvater einen holzgetäfelten Hochsicherheitszug schenkte. Bei Kims Vater kam noch etwas anderes hinzu: Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hatte Kim Jong-il Flugangst und war daher auf Züge angewiesen.
Der Panzerzug von Kim hat eine spezielle Schutzlackierung
Was bietet Kims Panzerzug außer kugelsicheren Fenstern und verstärkten Wänden und Böden noch? Laut dem Stern soll der Zug angeblich eine besondere Schutzlackierung haben, die verhindert, dass er vom feindlichen Radar geortet werden kann. Die südkoreanische Zeitung Chosun Ilbo widmete sich 2009 mehr der Inneneinrichtung und listete auf:
- Konferenzräume
- einen Audienzsaal
- Schlafzimmer
- Satellitentelefonanschlüsse
- Flachbildfernsehen
Gut möglich, dass die Ausstattung des Panzerzugs seit 2009 nochmals auf den neusten technischen Stand gebracht wurde. Ein interessantes Detail aus dem Bericht: Zum Start des Familienzugs wurden wohl einst extra rund 20 neue Bahnstationen gebaut.

Nordkorea-Diktator Kim reist kugelsicher, langsam und verraucht
Einen Nachteil hat die schwere Panzerung dann aber doch: Dem Chosun-Ilbo-Bericht zufolge erreicht der Zug nur eine Geschwindigkeit von etwa 60 Kilometern pro Stunde. 2022 veröffentlichten staatliche nordkoreanische Medien dann Fotos, wie Kim im Panzerzug und in einem kurzärmeligen Hemd entspannt an einer Zigarette zieht, so die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Dass Kim zum Rauchen nicht hinausgeht, dachte man sich aber schon vorher. 2019 kursierten Aufnahmen im Netz, wie er sich an Bord eine anzündet.
Bericht: „Kisten voller Rotwein“ im Panzerzug von Kim Jong-un
Keineswegs alle Informationen über den Nordkorea-Panzerzug stammen aus dem „Feindesland“ Südkorea. Laut der Nachrichtenagentur AP schilderte ein russischer Beamter im Jahr 2002 seine Erfahrung mit dem Panzerzug. Er hatte Kims Vorgänger nach Moskau begleitet. „Die Vorräte an Bord waren gut gefüllt mit frischem Hummer und Kisten voller Rotwein aus Bordeaux und dem Burgund“, schwärmte der Beamte. Wie die New York Times vor Jahren berichtete, war einer der Waggons auf Aufnahmen aus dem Jahr 2018 mit dick gepolsterten, pinken Ledersofas ausgestattet.
Kim auf seltener Auslandsreise wegen Militärparade in China
Natürlich ist der Panzerzug, um dessen Ausstattung sich so viele Geschichten drehen, auch die perfekte Propaganda. Zuletzt nutzte Kim seinen Panzerzug 2023 für sein Treffen mit Putin in Russland. Kim hat seit 2011 sieben Auslandsreisen unternommen, die meisten davon mit diesem Zug, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Kim überquerte am frühen Dienstagmorgen (2. September) mit dem Sonderzug die Grenze zu China. Ziel ist die Militärparade in Peking – gemeinsame Propaganda mit Kremlchef Putin und Chinas Präsident Xi Jinping. (frs)