„Wurde Zeit, eine Entscheidung zu treffen“: Beliebter Süßwarenladen in Geretsried dauerhaft geschlossen
Die Schokomanufaktur Eybel gibt das Knusperhäuschen in Geretsried auf. Nach Jahrzehnten des Betriebs wird der Fokus auf die Produktion und den Online-Verkauf verlagert.
Geretsried – Schokofrüchte, Kokosstangen, Studentenfutter, Pralinen und vieles mehr: Das gab es über Jahrzehnte im sogenannten Knusperhäuschen in Geretsried. Nun ist der Laden dauerhaft geschlossen. Der Betreiber, die Schokomanufaktur Eybel aus Waakirchen, hat das Geschäft aufgegeben. Damit endet eine Ära in Geretsried. „Unsere Verkäuferin vor Ort hat ihren mehr als verdienten Ruhestand angetreten“, teilt das Unternehmen auf Nachfrage unserer Zeitung mit. „So wurde es auch für uns Zeit, eine Entscheidung zu treffen.“
Alles fing mit einem Fabrikverkauf an, den die Firma Kneisl 1950 in Geretsried eröffnete. Die Brüder Dr. Walter Kneisl und Wilfried Kneisl hatten nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Firma in einer ehemaligen Wohlfahrtseinrichtung des Rüstungsbetriebs Dynamit (DAG) an der heutigen Adalbert-Stifter-Straße wieder aufgebaut. Die Firma Kneisl mit über 1000 Mitarbeitern und 60 Filialen war eines der bedeutendsten Unternehmen der Süßwarenbranche im böhmisch-mährischen Raum. In Geretsried gelang ein Neuanfang, und die Zahl der Mitarbeiter wuchs auf etwa 100 an. Bis Ende der 1960er-Jahre stellte die Fabrik ein vielfältiges Süßwarensortiment her.
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Schokofrüchte waren ein absolutes Erfolgsprodukt
Mit dem Wirtschaftswachstum entwickelte sich auch das Angebot der Industrie auf dem Süßwarenmarkt. Wieder musste sich Kneisl an die neuen Gegebenheiten anpassen – mit Spezialisierung und Lohnaufträgen für große Firmen wie Mauxion, Waldbauer, Stollwerk, Eszet, Sprengel und Gubor. 1973 stieg mit Hilmar Kneisl (Sohn von Dr. Walter Kneisl) und Michael Kneisl (Sohn von Wilfried Kneisl) die vierte Generation ins Unternehmen ein. In jenem Jahr richtete sich die Fabrik endgültig neu aus: Man kreierte Schokofrüchte – bis Ende der 1980-Jahre ein absolutes Erfolgsprodukt.
Mit dem Ende der DDR 1989 begann auf dem Süßwarenmarkt ein harter Preiskampf, der auch die Firma Kneisl traf. Drei Jahre zuvor war das Rösten der Kakaobohnen in Geretsried wegen Geruchsemissionen verboten worden. Die Kakaomasse musste – zwar nach Rezepten der Firma Kneisl hergestellt – von auswärts bezogen werden. Hinzu kamen zunehmend behördliche Auflagen.
Innerhalb der Familie fand sich kein Mitglied, das die Firma weiterführen wollte. Deshalb wurde sie 1996 an den Süßwarenriesen Gubor verkauft. Mit der Schließung übernahm die Schokomanufaktur Eybel das Knusperhäuschen, das sich seit 2009 an der Sudetenstraße befand.
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Onlineshop soll erweitert werden
„Wie so viele andere auch, kämpfen wir an unserem Hauptstandort in Waakirchen mit Lieferengpässen, massiv steigenden Produktionskosten und fehlenden Arbeitskräften, weshalb die Entscheidung nahe lag, sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen und die Kräfte ,im Zentrum‘ unseres Unternehmens zu bündeln“, erklärt das Unternehmen seine Beweggründe für die Schließung der Filiale. Künftig wolle man sich mit voller Kraft auf die Produktion und den Verkauf vor Ort in Waakirchen konzentrieren und das Onlinegeschäft weiter ausbauen.
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Die traditionellen schokolierten Trockenfrüchte des Knusperhäuschens sollen in Kürze ebenfalls im Onlineshop erhältlich sein. Eine Sprecherin ergänzt: „Wir werden unsere Zeit in Geretsried in guter Erinnerung behalten“, so die Sprecherin. Mit dem Knusperhäuschen gehe nicht nur für Geretsried eine Ära zu Ende. „Auch für uns endet ein Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte, auf den wir mit Stolz zurückblicken.“