Wirklich 4000 Euro im Jahr günstiger? - Das müssen Sie wissen, bevor Sie in die private Krankenkasse wechseln

Vielleicht sparen Sie aber auch nicht einmal kurzfristig. Denn Werbung soll natürlich immer besonders attraktiv klingen. Deshalb nennt sie meist keine durchschnittliche Ersparnis, sondern eine maximal mögliche („bis zu“). Es können also Äpfel mit Birnen verglichen werden, etwa eine GKV mit durchschnittlichem Zusatzbeitrag mit dem günstigsten PKV-Tarif für einen noch jungen, kerngesunden und kinderlosen Menschen.

Außerdem gibt es in der PKV Vertragsangebote mit sehr unterschiedlichen Leistungen. Einige erreichen das Leistungsangebot der GKV bei Weitem nicht.

So schnell ist die PKV teurer als in der Werbung

Deshalb gilt: Nur weil sich in einem Musterfall besonders viel sparen lässt, muss das für Sie noch lange nicht gelten. Drei Beispiele:

  • Haben Sie Vorerkrankungen (z. B. Diabetes, Burnout), bekommen Sie womöglich keinen PKV-Vertrag, mindestens aber macht es Ihren Beitrag deutlich teurer. Bei der GKV ist das egal, hier gibt es keine Gesundheitsprüfung.
  • Je älter Sie die PKV abschließen, desto teurer wird Ihr Beitrag monatlich. Denn ein Teil des Beitrags fließt in Rücklagen fürs Alter. Diese gibt es, damit Ihre Beiträge zumindest nicht mehr ganz so stark steigen, wenn Sie im Ruhestand sind und vielleicht weniger Einkommen haben. Je weniger Zeit der Versicherer hat, diese Reserve zu bilden, desto teurer wird Ihr Beitrag.
  • Haben oder planen Sie Kinder, wird eine PKV finanziell ebenfalls unattraktiver: Denn anders als in der GKV gibt es dort keine kostenlose Familienversicherung. Sie müssen also auch Ihre Kinder privat versichern und dafür extra zahlen.

PKV wird auch teurer

Außerdem wird 2025 nicht nur die GKV teurer. Auch der PKV-Verband rechnet zum 1. Januar mit Beitragserhöhungen – und zwar kräftig: Für zwei Drittel aller Versicherten sollen die Beiträge steigen, im Schnitt um 18 Prozent. Insgesamt soll die PKV damit durchschnittlich zwölf Prozent teurer werden.

Aktuell kostet eine PKV laut Verband im Schnitt 557 Euro im Monat, wovon bei Angestellten der Arbeitgeber die Hälfte übernimmt. Selbstständige zahlen den gesamten Betrag allein. Bei Beamten sind es im Schnitt 241 Euro. Mit der erwarteten Erhöhung 2025 werden daraus 623 Euro bzw. 270 Euro.

Zum Vergleich: Verdienen Sie als gesetzlich Versicherter mit einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag (1,7 Prozent) über 62.100 Euro brutto im Jahr, zahlen Ihr Arbeitgeber und Sie zusammen aktuell rund 844 Euro im Monat. Würden Sie zur aktuell günstigsten GKV wechseln (BKK Firmus, 0,9 Prozent Zusatzbeitrag), wären es noch 802 Euro.

PKV also klar günstiger?

Der Vergleich zeigt: Der PKV-Durchschnitt ist selbst im Vergleich zur günstigsten GKV eine Ecke günstiger. Denken Sie aber an unsere Beispiele von oben: In Ihrem Fall kann das ganz anders aussehen. Denn in den Durchschnitt fließen eben auch sehr günstige Tarife ein, von jungen und gesunden Menschen oder mit niedrigeren Leistungen. Oder auch von Selbstständigen, die zum günstigsten Tarif überhaupt greifen, weil sie den kompletten Beitrag alleine stemmen müssen.

Passt eine PKV überhaupt zu Ihnen?

Noch wichtiger als der Blick auf den aktuellen Kostenvergleich bleibt aber die Frage, ob die PKV langfristig die richtige Wahl für Sie ist. Neben unseren Faktoren von oben (Alter, Vorerkrankungen, Familienplanung) sollten Sie sich vor allem sehr sicher sein, dass Sie dauerhaft gut verdienen oder Vermögen haben, um sich die Beiträge langfristig leisten zu können. Oder Sie sind verbeamtet. Für Beamte ist die PKV oft die beste Option.

PKV passt für Sie – was nun?

Überlegen Sie also gut, ob die PKV für Sie überhaupt sinnvoll ist. Für viele Menschen, die in die PKV wechseln könnten, ist die GKV langfristig trotzdem die bessere Wahl. Mehr Orientierung gibt Ihnen unser kostenfreier Finanztip-Ratgeber zum PKV-Wechsel. Ist die Antwort „Ja“, haben wir bei Finanztip auch eine Leistungsübersicht (PDF) zum Downloaden für Sie, die zeigt, welche Leistungen ein guter Tarif abdecken sollte.

Zur Tarifauswahl sollten Sie sich aber auch beraten lassen – wir empfehlen von Buddenbrock Concepts, BVLG - Beamtenversorgung leicht gemacht, Hoesch und Partner, Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung und Fachzentrum Finanzen Dieter Homburg.

Wichtig: Lassen Sie sich wirklich nur zur Tarifauswahl beraten – nicht, ob Sie überhaupt in die PKV sollten. Diese Entscheidung können nur Sie selbst völlig neutral treffen.

Besser weiter GKV? So sparen Sie

Die PKV ist nichts für Sie? Auch in der GKV können Sie sparen. Wie viel, zeigt Ihnen unser Zusatzbeitrag-Rechner. Außerdem ist der Wechsel zu einer günstigeren und guten Kasse leicht. Wir empfehlen HKK, TK, Audi BKK, HEK, Energie-BKK und BIG direkt gesund.

Sparen in der PKV

Sie sind schon in der PKV, kommen nicht raus, aber Ihr Beitrag steigt 2025? Dann gibt es zum Glück noch einige Optionen, wie Sie sparen können. Sie können z. B. prüfen, ob die PKV-Beitragserhöhung überhaupt rechtmäßig ist oder den Tarif wechseln. Mehr dazu und was Sie besser nicht tun sollten, lesen Sie in unserem Ratgeber zum PKV-Tarifwechsel.