Bürojobs erhöhen Risiko von Herz-Krankheiten – selbst bei sportlichen Personen
Zu langes Sitzen begünstigt Herz-Erkrankungen und kann daher das Leben unwissentlich verkürzen. Fachleute warnen davor, diese Gefahr zu unterschätzen.
Boston – Mit dem Auto oder der Bahn zur Arbeit fahren, dort rund acht Stunden vor dem PC verbringen und anschließend wieder nach Hause. So sieht der Joballtag vieler Angestellter aus. Allein in Deutschland arbeiten laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) rund 14,8 Millionen Menschen im Büro (Stand: 2020) – wohl vorwiegend im Sitzen. Doch das kann der Gesundheit enorm schaden: Die Folgen gehen über Rückenbeschwerden und Nackenschmerzen hinaus und können sogar das Leben verkürzen.
Herz-Krankheiten durch zu langes Sitzen: Sport kann Risiko nur bedingt verringern
„Sitzen lässt Sie tatsächlich schneller altern“, zitiert etwa die New York Times Katy Bowman, Biomechanikerin und Autorin. Das lässt sich unter anderem auf ernsthafte Erkrankungen zurückführen: Eine neue Studie des Mass General Brigham in Boston zeigt, dass sitzende Tätigkeiten das Risiko für verschiedene Herz-Krankheiten deutlich erhöht. Sprengt diese pro Tag 10,6 Stunden, steigt die Wahrscheinlichkeit für akutes Herzversagen beispielsweise um 40 bis 60 Prozent. Die Ergebnisse wurden im Journal of the American College of Cardiology veröffentlicht.
„Obwohl es viele Forschungsergebnisse gibt, die die Bedeutung körperlicher Betätigung unterstreichen, wussten wir relativ wenig über die möglichen Folgen von zu viel Sitzen, abgesehen von der vagen Erkenntnis, dass es schädlich sein könnte“, sagte die Hauptautorin Ezimamaka Ajufo, eine Kardiologin am Brigham and Women‘s Hospital.
Das gilt auch für Menschen, die sich beispielsweise in ihrer Freizeit viel bewegen. „Viele von uns sitzen viel und denken, dass wir das ausgleichen können, wenn wir am Ende des Tages rausgehen und uns bewegen“, sagt Ajufo. „Wir haben jedoch herausgefunden, dass es viel komplexer ist als das.“
„Weniger sitzen und mehr bewegen“: Forschende mit dringendem Appell an Betroffene
Über eine Woche lang analysierten die Forscherinnen und Forscher Aktivitätsdaten von 89.530 Personen. Dabei wurde der Zusammenhang zwischen dem täglichen Sitzen und den vier häufigsten Herz-Erkrankungen – Vorhofflimmern, Herzinfarkt, Herzversagen und Tod durch kardiovaskuläre Ursachen – untersucht.
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Das Ergebnis spricht eine deutliche Sprache: Körperliche Betätigung und Sport verringerte zwar das Risiko von Vorhofflimmern und Herzinfarkten. Herzversagen und ein kardiovaskulärer Tod konnte dem Forschungsteam zufolge jedoch nur teilweise dadurch ausgeglichen werden. Die Daten zeigen einmal mehr, dass es besser ist „weniger zu sitzen und sich mehr zu bewegen, um das Risiko von Herzkrankheiten zu verringern“, sagte Co-Autor Shaan Khurshid.
Jährlich sterben circa 3,2 Millionen Menschen aufgrund mangelnder Bewegung
Forschende vergleichen übermäßiges Sitzen angesichts der gesundheitlichen Folgen sogar mit Rauchen. Die World Heart Federation (WHF) stuft körperliche Inaktivität als viertgrößte vermeidbare Todesursache ein. Jedes Jahr sterben demnach rund 3,2 Millionen Menschen aufgrund von mangelnder Bewegung, heißt es in einer Mitteilung.
Daher ist es umso wichtiger, während der Arbeit zwischendurch aufzustehen, sich regelmäßig zu bewegen und an die frische Luft zu gehen. Das hilft nicht nur der Gesundheit, sondern unterstützt auch die Konzentration. (asc)