Gastronomie auf Mallorca in der Krise: Schlechteste Saison seit Corona führt wohl zu vielen Schließungen
Viele Restaurants auf Mallorca müssen wohl zusperren. Die Insel ächzt unter dem Massentourismus, aber die Umsätze bleiben trotzdem aus.
Palma – Viele Touristen, wenige Einnahmen: Hunderte Bars und Restaurants auf Mallorca stehen nach der schlimmsten Saison seit Covid vor der unmittelbar bevorstehenden Schließung. Der Restaurantverband PME-Restauración informierte hierüber. Dabei sind der Mangel an qualifiziertem Personal, die steigenden Personal- und Aktivitätskosten und ein Umsatzrückgang die Hauptgründe für die Krise.
Umsatzrückgang bei Gastronomie, Geschäften und Tourenanbietern auf Mallorca
Die Urlauber auf Mallorca halten ihr Geld zunehmend zusammen, berichtete das Mallorca Magazin. Die Ersparnisse aus der Corona-Zeit seien im letzten Superjahr aufgebraucht worden und die gestiegenen Flug- und Hotelpreise belasteten das Urlaubsbudget. Dies habe negative Auswirkungen auf Taxis, Autovermietungen, die Gastronomie, Geschäfte und Touranbieter, so das Magazin. Diese Branchen hätten von einem Umsatzrückgang von 15 bis 20 Prozent berichtet.

César Amable, der Präsident des Verbands, erklärte, dass die Erhöhung der Reise- und Unterkunftskosten seinen Sektor und andere wichtige Bereiche des ergänzenden Angebots wie den Handel im Sommer hart getroffen habe. „Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer wurde verkürzt und das Budget der Touristen wurde begrenzt, was die außerordentlichen Ausgaben der Reise bestraft, eine Situation, die letztendlich die am wenigsten profitable Saison der letzten Jahre bestätigt hat, abgesehen von einer Pandemie“, sagte er.
Demonstrationen gegen Massentourismus erschüttern Mallorca
Die Besucherzahlen in Spanien waren schon seit vielen Jahren stark gestiegen, bevor die Corona-Pandemie eine Pause erzwang. Seit 2022 werden jedoch wieder Rekorde gebrochen. Große Proteste gegen den Massentourismus, bei denen Touristen unter anderem beleidigt und mit Wasserpistolen „beschossen“ wurden, haben diese Entwicklung nicht beeinträchtigt. Einer Reisenden wurde indes der Zutritt zum Flugzeug verwehrt, da ihr Outfit angeblich zu gewagt war.
In den letzten Wochen und Monaten gab es Demonstrationen in Touristenhochburgen wie Mallorca, Barcelona, Málaga oder den Kanaren, aber auch in kleineren Ortschaften. Besonders die rapide wachsende Wohnungsnot, die auch auf die Zunahme der Ferienwohnungen zurückgeführt wird, verärgert die Einheimischen - ebenso wie Staus, Lärm und Schmutz.
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Gastronomen wollen sich mit Gaststättentarifvertrag über Wasser halten
Die Gastronomen auf Mallorca fordern einen eigenen Gaststättentarifvertrag. Laut den Hoteliers seien Gehaltserhöhungen in einem Sektor, dessen Umsatz in dieser Saison im Vergleich zur letzten Saison um rund 20 Prozent gesunken ist, jedoch unerschwinglich. Sie erklärten, dass der Tarifvertrag die Personalkosten seit 2018 um 25,3 Prozent erhöht habe, während die Preise der Menüs im gleichen Zeitraum nur um 10 Prozent gestiegen seien.

„Es gibt eine große Kluft zwischen Hotels und Restaurants; ich finde es sehr gut, dass Hotels die Preise so weit erhöhen, wie sie wollen, aber es gibt viele Dinge, die uns unterscheiden“, sagte Amable. Der Rückgang des Einkommens werde wahrscheinlich zu einer vorzeitigen Schließung vieler Unternehmen in den Touristengebieten Mallorcas und des restlichen Archipels führen. Ohne eine neue Vereinbarung sehe er eine „sehr schlechte Zukunft“ für die Gastronomen. Die Restaurants würden „erdrosselt“, die Situation habe sich „stark verschlechtert.“ In diesem Jahr war auf Mallorca ein Restaurant eingestürzt und hatte eine junge Mutter aus Deutschland unter sich begraben.
Rekordzahlen: Touristen kommen nach wie vor in Scharen nach Spanien
Trotz der zunehmenden Proteste gegen den Massentourismus wird Spanien in diesem Jahr von so vielen Menschen aus dem Ausland besucht wie nie zuvor. Bis zum 31. Juli sei die Zahl dieser Besucher im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund zwölf Prozent auf den Rekord von knapp 53,4 Millionen gestiegen, teilte die nationale Statistikbehörde INE in Madrid mit. Die Ausgaben der Touristen und Geschäftsreisenden hätten sich sogar um fast 19 Prozent auf rund 71,1 Milliarden Euro erhöht.
Auf den Balearen leben knapp 1,2 Millionen Einheimische. Im letzten Jahr wurden diese nach Angaben der spanischen Statistikbehörde INE von 18 Millionen Urlaubern besucht, darunter 4,6 Millionen aus Deutschland und 3,4 Millionen aus Großbritannien. Für Mallorca ist der Tourismus lebenswichtig: Die Branche macht 45 Prozent der Wirtschaftsleistung der Insel aus.
Die Gastronomen fordern nun die Einführung eines eigenen Gaststättentarifvertrags, der ihre Bedingungen von denen der Hoteliers unterscheidet, wie es bereits in anderen Regionen Spaniens wie La Rioja, Madrid und Guipúzcoa auf Provinzebene der Fall ist .(cgsc mit dpa)