Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft - Wie Partnerschaften die Kreislaufwirtschaft vorantreiben

Lösungsökosystem und Umsetzungspartnerschaften

Umsetzungsorientierte Partnerschaften spielen eine entscheidende Rolle bei der Implementierung zirkulärer Geschäftsmodelle. Denn hier werden oft die Grenzen aktueller Kernkompetenzen und Fähigkeiten aufgezeigt, insbesondere im Bereich Rückwärtslogistik, Reparaturservices und Datenmanagement. Das internationale Outdoor-Bekleidungsunternehmen Patagonia skaliert derzeit erfolgreich eine Second-Hand Plattform für wiederaufbereitete Produkte. Das Team arbeitet dabei eng mit den IT- und Fulfillment Spezialisten von Trove zusammen. 

Ebenso hat das renommierte deutsche Maschinenbauunternehmen TRUMPF sein Pay-per-Part-Geschäftsmodell mithilfe eines starken Partnerschafts-Ökosystems eingeführt. Zu Beginn bestand das Lösungsökosystem von TRUMPF aus einer Partnerschaft mit MunichRe, einem globalen Versicherungs- und Risikospezialisten, sowie dem IT-Dienstleister Relayr. Ein weiteres Beispiel is das Start-up Concular aus Berlin, welches sich auf die Wiedergewinnung von Baumaterialien fokussiert. Concular hat nicht nur eine separates Partnerunternehmen für den Materialverkauf aufgebaut, sondern auch ein breites Netzwerk an „Circularity Partnern“. 

Ein Ökosystem aus komplementären Partnern (Lieferanten, IT-Spezialisten, Kunden, Recyclern, oder Fachexperten) ist entscheidend um „vertikal“ zentrale Lücken in Bezug auf die Wertschöpfungstiefe zu schließen. 

  • Zunächst können Kooperationen mit einem Netzwerk von Partnern helfen, die notwendigen Ressourcenströme effektiv zu lenken. Dies könnte beispielsweise die Einrichtung neuer Lieferanten-Partnerschaften für die Rohstoffrückgewinnung und Bereitstellung von recyceltem Material umfassen.
  • Darüber hinaus sind Logistik-Partnerschaften von großer Bedeutung, um die komplexen Rückflüsse von Produkten und Materialien zu managen.
  • Kooperationen mit Finanzinstitutionen können eine entscheidende Rolle dabei spielen, den Zugang zu Finanzierung sicherzustellen. Dies ist besonders relevant, wenn es darum geht, die Herausforderungen einer bilanziellen Belastung zu bewältigen, die oft bei Geschäftsmodellen im Bereich Hardware-as-a-Service auftreten.
  • Der Aufbau der notwendigen Daten- und digitalen Informationsflüsse kann durch die Zusammenarbeit mit IT-Spezialisten beschleunigt werden, beispielsweise für Tracking- und Tracing-Informationen.
  • Partnerschaften mit bestehenden oder neuen Kunden können entscheidend sein, um gemeinsam das neue Geschäftsmodell zu entwickeln, zu testen und zu optimieren.
  • Schließlich kann es auch sinnvoll sein, eine Koalition mit Partnern (und ggf. sogar Wettbewerbern) zu initiieren, um gemeinsame Herausforderungen zu lösen, wie etwa die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur oder den Aufbau geteilter Datensysteme.

Unterstützendes Ökosystem

Über das Lösungsökosystem hinaus sollten Unternehmen unbedingt ein unterstützendes Ökosystem etablieren. Es schafft eine zusätzliche Ebene, um die regionale Relevanz zu stärken oder den Prozess der Festlegung von Standards mitzugestalten. Das unterstützende Ökosystem kann daher eine vielfältige Konstellation von Interessensgruppen umfassen, angefangen bei Innovationsnetzwerken, Koalitionen oder Verbänden bis hin zu NGOs und Standardsetzungsinitiativen.

  • Innovationsnetzwerke als Beschleuniger: Das Beispiel der Ellen MacArthur Fundation zeigt, wie man regelmäßig internationale Pioniere der Kreislaufwirtschaft und solche, die es werden wollen, zusammenbringt. In Deutschland baut die CIRCULAR REPUBLIC derzeit ein führendes Netzwerk von Innovationspartnern auf und koordiniert konkrete kollaborative Programme zur Schließung von Materialkreisläufen (beispielsweise Im Bereich Batterien und Textilien). Zudem gibt es fokussierte Netzwerkprogramme für bestimmte Industrien, wie das Circular Consumer Electronics Programm von Circularity e.V. und die PACE Capital Equipment Coalition.
  • Lokale Initiativen, wie beispielsweise Circular City Initiativen in Berlin oder München, die Initiative „Circular Valley“ in der Metropolregion Rhein-Ruhr, oder das „Circular Lab“ in der Region Bodensee können als Verbindungselement dienen und die regionale Wertschöpfung stärken.
  • Neue Datennetzwerke können entscheidend sein, um Innovationen und Datenplattformen mitzugestalten, wie beispielsweise die Initiative „Batteriepass“ oder das kollaborative Datenökosystem der Automobilindustrie Catena-X.
  • NGOs und Koalitionen ermöglichen Zusammenarbeit und Austausch, um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. So hat die Circular Economy Initiative Deutschland zum Beispiel eine Roadmap für Deutschland entwickelt. Die BDI-Initiative Circular Economy schafft ein gemeinsames Sprachrohr und vielseitige Austauschformate.
  • Beteiligung an politischen Schnittstellen und Regulierungsfragen, wie beispielsweise die Teilnahme an der EU Circular Economy Stakeholder Plattform oder die Mitwirkung an der Festlegung von Standards (z.B. DIN Circular Economy Group), ermöglichen es, externen Rahmenbedingungen aktiv mitzugestalten.

Partnerschaften öffnen die Tür zu einem breiten Spektrum an Expertise und fördern die Zusammenarbeit, um das theoretische Potential der Kreislaufwirtschaft in praktische, profitable Geschäftsmodelle umzusetzen. Doch es ist auch Vorsicht geboten: dem massiven Mehrwert von Partnerschaften steht auch ein Risiko gegenüber. Koalitionen können lähmend wirken, wenn über lange Zeiträume nach einem gemeinsamen Nenner gesucht wird. Partnerschaften können ineffizient werden und viele Ressourcen binden, wenn das Ziel nicht klar definiert ist, nicht ausreichend finanzielle Mittel, oder kein Koordinator vorhanden sind. Dem gegenüber steht, dass die Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft nur gemeinschaftlich zu bewältigen ist, getreu dem afrikanischen Motto: „Wenn du schnell vorankommen möchtest, gehe alleine; wenn du weit kommen möchtest, gehe zusammen."