US-Journalist: Ich fuhr auf deutscher Autobahn Tempo 200 – trotz Vorsicht

Mit Vollgas zur Vater-Sohn-Band: Ein unvergesslicher Roadtrip auf der Autobahn Ein Rennen gegen die Zeit – und gegen alte Gewohnheiten Manchmal erfordert das Leben, dass man alte Gewohnheiten über Bord wirft – selbst jene, die einem von den Eltern beigebracht wurden. So erging es einem Vater und seinem Sohn, als sie sich auf einen Roadtrip durch Deutschland begaben, um ein Konzert ihrer Lieblingsband zu erleben. 

Völlig neue Erfahrung: Mit Tempo 200 auf der Autobahn

Von der Geschichte dahinter berichtet der Deutschland-Korrespondent der "New York Times", Jim Tankersley. Er gibt an, dass er seinem Sohn Max das Autofahren beigebracht habe – mit einer Mischung aus Vorsicht und einer Prise Paranoia, wie er es selbst von seinem eigenen Vater gelernt habe. Max, gerade 18 Jahre alt, sei im Juni für einen Besuch in Berlin angekommen. Direkt nach seiner Ankunft wollten Vater und Sohn ein Konzert in Dortmund besuchen. Die Band „Wilco“ sollte aber in weniger als drei Stunden auf der Bühne stehen. Google Maps zeigte jedoch eine Fahrzeit von fünf Stunden an.  

Die Entscheidung fiel schnell: Das Konzert war ein Muss. Und so begann ein Rennen gegen die Zeit – auf der berühmten deutschen Autobahn. Für den Vater, der sich bislang vor hohen Geschwindigkeiten gescheut hatte, war dies offenbar eine völlig neue Erfahrung. Schließlich gelten in den USA fast flächendeckend strenge Geschwindigkeitsbegrenzungen von meistens 100 bis maximal 130 Kilometer pro Stunde. 

„Unmögliches Deutschland“

Während sie an Windrädern vorbeirauschten, hätten sie Deutsch geübt und gesehen, wie die geschätzte Ankunftszeit auf Google Maps immer weiter schrumpfte, erzählt der Vater. Bei Tempo 160 seien immer noch Porsches und Volkswagen an ihnen vorbeigesaust. Als sie schließlich die Marke von 200 km/h erreichten – etwa 125 Meilen pro Stunde – riefen sie den Großvater an. „Wir haben gerade 200 Kilometer pro Stunde erreicht!“, habe er dem Senior triumphierend erzählt. Der Großvater habe nur gelacht. 

Nach drei Stunden und 20 Minuten hätten sie Dortmund erreicht und nur wenige Songs verpasst. „Ich kann es nicht glauben“, habe man sich gegenseitig immer wieder gesagt. Und die Band habe auch eines ihrer Lieblingssongs gespielt: „Unmögliches Deutschland“. Nach dem Konzert ging es zurück nach Berlin – diesmal mit gemäßigtem Tempo.