„Echte Zeitkapseln“: Forscher entdecken Wracks auf Bodensee-Grund

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Seit 2022 erkunden Forscher den Bodensee: Mit Robotern und Hightech stoßen sie auf spektakuläre Wracks und historische Schätze.

Bodensee/Stuttgart – Der Bodensee verbirgt zahlreiche Geheimnisse – darunter viele Wracks von Schiffen und Flugzeugen. Das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) hat auf dem Seeboden 31 bislang unbekannte Überreste nachgewiesen. An seiner tiefsten Stelle reicht der See bis zu 251 Meter hinab. Die kleine archäologische Sensation ist Teil des Projekts „Wracks und Tiefsee“, wie das LAD mitteilte. Seit 2022 erforschen die Wissenschaftler systematisch den Seegrund.

Ein Handrad auf der SD Friedrichshafen II auf dem Grund des Bodensees. © picture alliance/dpa/LAD im RPS/ISF der LUBW | Marcel Edel

„Bislang einzigartiges Vorhaben“: Forscher suchen den Grund des Bodensees ab

Landesarchäologe Dirk Krausse vom LAD bezeichnet das Vorhaben laut Pressemitteilung als „ein bislang einzigartiges Vorhaben im Bereich der Unterwasserarchäologie in Binnengewässern.“ An rund 250 Stellen stießen die Forschenden auf Auffälligkeiten. 186 dieser Anomalien konnten sie mithilfe eines Seitensichtsonars genauer untersuchen. 31 Fundorte erwiesen sich als kulturhistorisch bedeutsam, während andere teils moderne Überreste wie Sportboote enthielten. Je nach Wassertiefe tauchten die Wissenschaftler selbst zu den Fundstellen ab oder setzten Unterwasserroboter ein.

„Echte Zeitkapseln“: Forscher finden Wracks auf Bodensee-Grund

An zwei weiteren Stellen stießen die Forschenden auf größere metallene Schiffsrümpfe, die mithilfe von Tauchrobotern dokumentiert wurden. Aufgrund von Maßen und Lage könnten es sich laut Ulisch um die Rümpfe der Schaufelraddampfer „SD Baden“ (ehemals „Kaiser Wilhelm“) sowie der „SD Friedrichshafen II“ handeln. Besonders bemerkenswert war ein Fund in großer Tiefe: Dort entdeckten die Forschenden ein nahezu vollständig erhaltenes Lastsegelschiff, bei dem Mast und Rah noch intakt sind.

Die Wracks bieten laut LAD nicht nur Einblicke in die Schiffsbautechnik, sondern auch in die Transportgüter der bekannten Lastensegler auf dem Bodensee, erklärt Projektleiterin Julia Goldhammer. Wracks seien weit mehr als bloße verlorene Fahrzeuge. „Sie sind echte Zeitkapseln, die Geschichten und handwerkliches Können längst vergangener Tage konservieren. Egal ob Titanic, HMS Terror, Säntis oder Lady Jay: Alle Beispiele zeigen eindrucksvoll, dass Wracks die Menschen faszinieren“, so Ulisch.

„Deckel, Böden und potenzielle Fassmarken“: Fund auf Bodensee-Grund

An einer Fundstelle entdeckten sie ein weit verstreutes Trümmerfeld mit mindestens 17 Holzfässern. „Die Fässer sind zum Teil gut erhalten, einzelne Exemplare weisen Deckel, Böden und potenziell Fassmarken auf. Hinweise auf das zugehörige Transportschiff fehlen bislang“, erklärt Alexandra Ulisch, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt. Bis 2027 planen die Forschenden, weitere Details über die Unterwasserfunde zu veröffentlichen. (dpa/hk)

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