Putin spricht über den Ukraine-Krieg aktuell nur mit Trump. Finnlands Ex-Präsident appelliert an Europa, die Verhandlungen in eigene Hände zu nehmen.
Helsinki – Der frühere finnische Präsident Sauli Niinistö fordert die europäischen Regierungschefs auf, direkte Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu den Entwicklungen im Ukraine-Krieg zu führen. „Es ist in gewisser Weise eine absurde Situation, dass die Europäer sagen, dass sie nicht mit dem Kriegsverbrecher Putin sprechen“, erklärte Niinistö bei einer Veranstaltung in Helsinki gegenüber dem finnischen Rundfunksender Yle. Der langjährige Staatschef Finnlands kritisiert damit die aktuelle diplomatische Konstellation im Ukraine-Krieg.
Niinistö, der von 2012 bis 2024 das finnische Präsidentenamt innehatte, sieht ein Problem darin, dass die Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Kriegs derzeit hauptsächlich zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Putin stattfinden. Die europäischen Staaten erführen erst im Nachhinein von den Inhalten dieser Gespräche. „Gleichzeitig sind wir etwas besorgt, dass sie über Europas Kopf hinweg über Europa sprechen“, sagte der Ex-Präsident. Er regte an, dass es für die Europäer klüger sein könnte, selbst diese Gespräche zu führen.
Verhandlungen zum Ende des Ukraine-Kriegs: Ex-Präsident war mit Putin per Du
Der ehemalige Staatschef gilt als erfahrener Vermittler zwischen Ost und West. Über Jahre hinweg fungierte Saul Niinistö als wichtiger Kommunikationskanal der EU zu Putin, war mit dem russischen Präsidenten laut einem Bericht der Neuen Züricher Zeitung per Du und spielte sogar Eishockey mit ihm. Selbst nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 hielt Niinistö den Gesprächsfaden mit dem Kreml und telefonierte noch mit Putin, um ihm ins Gewissen zu reden – vergeblich.
Unter der Führung von Niinistö vollzog Finnland später aber auch eine historische sicherheitspolitische Wende gegenüber Russland und trat der NATO bei. Putin nannte er in einem Interviewe „offensichtlich verbittert“. Russland sei aus dessen Sicht „nach dem Zerfall der Sowjetunion Unrecht widerfahren“. Putin sei „besessen davon, dass die Ukraine ein Teil Russlands sei“.
Die Position des früheren Präsidenten gewinnt zusätzlich an Gewicht durch die besondere geopolitische Lage Finnlands. Das nordeuropäische Land teilt mit Russland die längste Grenze aller EU- und NATO-Staaten und blickt auf eine komplexe, wechselhafte Geschichte mit seinem östlichen Nachbarn zurück. (Quelle: dpa, Neue Züricher Zeitung) (smu)