Deutscher Weltmarktführer ist insolvent: Nach Insolvenz bei Branchenprimus geht die Job-Angst um

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Ein deutscher Weltmarktführer hat einen besonderen Beitrag zum Allegiant Stadium geleistet. Nun muss die Firma allerdings Insolvenz anmelden © David Becker

Das Unternehmen operiert weltweit. Ihre Produkte sind einzigartig und doch musste ein weiterer deutscher Weltmarktführer nun die Insolvenz anmelden.

Bremen – In Deutschland nimmt die Pleitewelle kein Ende. Während im Oktober verschiedene Traditionsunternehmen aus allen Branchen die Insolvenz anmelden mussten, blieb auch einer bekannten Bau-Firma aus Niedersachsen dieser Schritt nicht erspart. Nun hat es im Nachbar-Bundesland einen Branchenprimus und Weltmarktführer aus Deutschland erwischt.

Deutscher Weltmarktführer ist insolvent: Krisen sind ausschlaggebend für den Insolvenzantrag

Denn mit der Bremen ansässige Vector Foiltec GmbH ist der nächste Weltmarktführer insolvent. Der Insolvenzantrag wurde bereits am 30. Oktober 2024 gestellt. Projekt- und Zahlungsverzögerungen haben bei dem international tätigen Architekturspezialisten zu erheblichen Liquiditäts- und Produktivitätsverlusten geführt. Trotz der besonderen Stellung im Bereich des architektonischen Folienbaus ließen sich die Krisen der vergangenen Jahre wie bei anderen insolventen Weltmarktführern aus Deutschland nicht meistern. Einen gewichtigen Grund für die Insolvenz lieferte auch der Verlust des russischen Marktes als wichtige Destination für die Produkte der Firma.

Hilfe erhält das Unternehmen nun durch den vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Christian Kaufmann von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH und dem Team der FIDES Corporate Finance GmbH.

Weltmarktführer meldet Insolvenz an: Zahlungsverzögerungen im zweistelligen Millionenbereich

„Der Schritt ist uns natürlich nicht leichtgefallen. Aber ich bin optimistisch, dass wir hier zeitnah eine gute langfristige Lösung finden werden. Unser Produkt ist gefragt, das Bauen mit ETFE-Folie wird weltweit sehr geschätzt und der Markt wächst stetig“, zeigt sich Dr. Stefan Lehnert, Firmengründer Vector Foiltec GmbH, weiterhin optimistisch für die Zukunft des insolventen Weltmarktführers.

Dennoch bleibt die derzeitige Lage des insolventen Branchenprimus prekär. „Allerdings kämpfen wir mit extremen Projekt- und Zahlungsverzögerungen, mittlerweile im zweistelligen Millionenbereich. Dazu kommen stark angestiegene Finanzierungskosten, die wir mit unseren Auftragsmargen und dem zur Verfügung stehenden Kreditrahmen einfach nicht mehr decken können“, erklärt Lehnert die aktuelle Situation des Unternehmens weiter.

Branchenprimus ist insolvent: Marktposition für deutschen Weltmarktführer ist „uneingeschränkt herausragend“

Dennoch gibt es für den insolventen Weltmarktführer für Folientechnik Grund zur Zuversicht. „Die Marktposition ist weiterhin uneingeschränkt herausragend … Die Länder des Mittleren Ostens, die Region Süd-Ost-Asien sowie die USA sind hervorragende Märkte und auch aus Europa sehen wir einen Anstieg der Nachfrage in Bezug auf Renovierungsprojekte“, richtete Lehnert den Blick nach der Insolvenz voraus.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Kaufmann erklärt: „Die Mitarbeiter wurden bereits über den aktuellen Stand informiert. Wir prüfen nun sämtliche Optionen, um den traditionsreichen Betrieb erhalten zu können. In den kommenden Tagen werden wir mit der Investorensuche beginnen. Der Einstieg eines Investors ist notwendig, damit Vector Foiltec eine Zukunftsperspektive hat.“ Bereits vor dem Insolvenzantrag liefen Gespräche mit Investoren. Diese sollen trotz der Lage beim insolventen Unternehmen fortgeführt werden.

Weltmarktführer ist insolvent: Rund 250 Angestellte weltweit und zwei Standorte in Deutschland betroffen

In Bremen hat der insolvente Branchenprimus Vector Foiltec zwei Standorte, einen in der Überseestadt und einen in Bremen-Nord, an dem auch seit Firmengründung im Jahr 1982 produziert wird. Das Unternehmen ist Hersteller von Dach- und Fassadensystemen mit Spezialisierung auf transparente Lösungen aus ETFE-Folie. Die Technologie wurde bereits bei über 1700 Projekten weltweit eingesetzt. In Deutschland war das Unternehmen unter anderem am Bau des DFB-Campus in Frankfurt am Main beteiligt. Das Unternehmen beschäftigt rund 115 Mitarbeiter an zwei Standorten in Deutschland und weltweit mehr als 250 Mitarbeiter.

Von der Insolvenz des Weltmarktführers sind allerdings nur die Vector Foiltec GmbH, die Vector Foiltec Holding GmbH und die Vector Foiltec Europe GmbH betroffen. Die weiteren Unternehmen der Gruppe, insbesondere die Auslandsgesellschaften, sind von dem Insolvenzantrag nicht betroffen. Durch den Insolvenzantrag werden die Löhne der Mitarbeiter für die nächsten drei Monate bis Januar 2025 wie gewohnt ausgezahlt.

Insolventer Weltmarktführer: Preisgekrönte Technologie verbessert Klimabilanz eines Super-Bowl-Stadions

Während Deutschlands bekanntester Möbelhersteller bereits vor Monaten die Insolvenz anmelden musste, gelten die Konstruktionen der insolventen Experten aus Bremen branchenweit als einzigartig, sodass Vector Foiltec rund 90 Prozent des Weltmarktes bedient. Die Herstellung der verbauten Folien erfordert weniger Energie als vergleichbare Technologien und bietet zudem weitere Vorteile: Sie sind vollständig recyclingfähig, lichtdurchlässig und schmutzabweisend. Aufgrund dieser Eigenschaften und der erheblichen Verbesserung der CO₂-Bilanz eines Gebäudes wurde Vector Foiltec 2011 als weltweit erstes Unternehmen mit einer Umweltproduktdeklaration (EPD) ausgezeichnet.

Über 1700 abgeschlossene Projekte finden sich in der Historie des insolventen Weltmarktführers wieder. Zu den bekanntesten zählen etwa die transparenten Dachkonstruktionen des botanischen Gartens „The Leaf“ in Winnipeg (Kanada) und des Allegiant Stadium in der US-amerikanischen Stadt Paradise südlich von Las Vegas (Nevada), in dem 2024 der Superbowl stattfand. Auch die Kuppel des Botanischen Gartens in Cornwall (England) sowie das Dach des Nationalen Schwimmzentrums in Peking gehören zu den Arbeiten der Bremer Architekten. In Deutschland realisierte Vector Foiltec etwa die Überdachung des DFB Campus in Frankfurt.

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