„Maritimes Staatsgebiet in der Arktis vergrößern“ – Mails von Medwedew zeigen Putins Plan
Wladimir Putin will die Macht Russlands ausweiten. Der Krieg in der Ukraine könnte erst der Anfang sein – der russische Autokrat richtet seinen Blick wohl auch auf die Arktis.
Moskau – Nachdem das russische Verteidigungsministerium bereits versehentlich Pläne zur Expansion der russischen Hoheitsgewässer in der Ostsee veröffentlicht hatte, richtet der russische Präsident Wladimir Putin seinen Blick wohl gen Norden auf die Arktis. Das sollen zumindest vertrauliche E-Mails von Dmitry Medwedews Assistenten offenbaren. Veröffentlicht wurden die Dokumente von InformNapalm, ein Freiwilligenprojekt, das seit der russischen Krim-Annexion 2014 den Verlauf des Ukraine-Kriegs dokumentiert.
Dmitry Medwedew war zuvor selbst von 2008 bis 2012 Präsident von Russland. Seit 2020 ist er stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates der Russischen Föderation und enger Vertrauter Putins. Seit Beginn der russischen Invasion fiel der 58-Jährige immer wieder durch seine eskalierende Rhetorik auf. So drohte er wiederholt mit einem Atomkrieg, sowohl gegen die Ukraine als auch gegen den Westen. Die E-Mails geben nun einen kleinen Einblick in Putins inneren Zirkel.
E-Mails enthüllen Putins mögliche Expansionspläne in der Arktis
Alexei Zaklyazminsky, einer von sechs Assistenten Medwedews, stand laut InformNapalm in Kontakt mit der Wirtschaftshochschule in Moskau und deren Institut für Strategische Studien und Wissensgesellschaft. Für den Ukraine-Krieg leistet das Institut wichtige Forschungsarbeit, so auch über die russischen Pläne in der Arktisregion. Laut InformNapalm habe die Universität und das Institut „einen erheblichen Einfluss auf die Politikgestaltung des russischen Sicherheitsrates“.

Ein Vorschlag des Instituts ist es, das Basislinien-System zur Bestimmung der russischen Hoheitsgewässer im Arktisgebiet zu überarbeiten, um so „sein maritimes Staatsgebiet in der Arktis erheblich zu vergrößern“, wie Ukrainska Pravda aus den Dokumenten zitiert. In den Unterlagen heißt es weiter: Man wolle „zusätzliche Gewässer der arktischen Meere auf die historischen Gewässer der Russischen Föderation ausdehnen“.
Neben Ukraine-Krieg – Putin will auch in der Ostsee das Gebiet Russlands erweitern
Ähnlich war auch das Vorhaben, die russischen Ostseegewässer zu erweitern. Aus einem von offizieller Seite veröffentlichten Regierungsbeschluss ging Ende Mai hervor, dass Moskau geplant hatte, seine Hoheitsgewässer in Richtung Litauen und Finnland zu erweitern. Und das auch durch die Anpassung der Basislinien, wie der Kreml versucht hatte, historisch zu begründen. Für Russland ist die Arktis vor allem aufgrund ihrer Öl- und Gasvorkommen interessant. Doch auch russische Militärbasen gibt es in der eisigen Region, wie Newsweek berichtet.
Auch wenn die Pläne noch nicht konkret sind, zeigen sie doch Putins imperialistische Ambitionen. Neben der Ukraine, begonnen mit der Krim, hat es Russland nun anscheinend auch auf die Ostsee und die Arktis abgesehen. Und auch auf dem afrikanischen Kontinent ist der russische Autokrat Putin zunehmend aktiv, um seinen Einfluss stetig auszuweiten. (sischr)