Renteneintrittsalter: Wirtschaftsweiser ordnet Merz-Vorschlag ein und warnt vor „Debatte in momentaner Krise“

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Ein höheres Renteneintrittsalter hätte Vorteile, ein „anständiges Sicherungsniveau“ für Rentner könnte finanziert werden. Von aktuellen Forderungen hält er aber wenig.

Berlin – Die Rente kostet den Bund immer mehr Geld. Dabei verschärft sich das Problem zusehends, denn noch sind nicht alle Jahrgänge der geburtenstarken Boomer-Generation im Ruhestand. Immer weniger Beitragszahler müssen damit immer mehr Rentner finanzieren, die Rentenbeiträge könnten schon 2028 über 20 Prozent steigen.

Streit um spätere Rente: „Könnte die Finanzierung eines anständigen Sicherungsniveaus erleichtern“

Um dem Problem entgegenzutreten, fordern einige Ökonomen immer wieder ein höheres Renteneintrittsalter. Damit würde die Bezugsdauer der Rente reduziert, gleichzeitig zahlen die betroffenen Arbeitnehmer länger in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Die sogenannten Wirtschaftsweisen hatten etwa vorgeschlagen, die Regelaltersgrenze an die Lebenserwartung zu koppeln.

Achim Truger, Teil der sogenannten Wirtschaftsweisen, gestikuliert bei der Vorstellung des Jahresgutachtens.
Der Streit um ein höheres Rentenalter sei „nicht die richtige Debatte in der momentanen Krise“, findet der Wirtschaftsweise Achim Truger. © Sebastian Gollnow/dpa

„Wenn die Leute perspektivisch immer älter werden, kann man auch über das Renteneintrittsalter sprechen“, sagte auch Achim Truger, der selbst Teil des Sachverständigenrats Wirtschaft ist, der Frankfurter Rundschau. „Das könnte die Finanzierung eines anständigen Sicherungsniveaus erleichtern.“

Wirtschaftsweise bei Renten-Vorschlag „skeptisch“

An der Verschiebung der Regelaltersgrenze gibt es jedoch Kritik, etwa von SPD-Chef und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil, der auf Beschäftigte in körperlich anspruchsvollen Berufen verweist. Diese würden schon jetzt kaum bis ins Alter von 67 Jahren durchhalten.

Dabei gibt es den Vorschlag, eine Unterscheidung nach Berufen zu machen. Beschäftigte in körperlich anstrengenden Jobs arbeiten weniger bis zum vollen Rentenanspruch, Beschäftigte mit Schreibtisch-Tätigkeiten müssen länger arbeiten. Truger zeigte sich jedoch „skeptisch“.

Streit um das Rentenalter „nicht die richtige Debatte in der momentanen Krise“ – findet Truger

„Auch Schreibtischberufe können körperlich anstrengend sein, Angestellte klagen über zunehmenden Stress“, sagte Truger. „Manche Leute arbeiten erst in der Fertigung, später in der Verwaltung.“ Er sieht dabei die Frage, wie dann die Anteile im Lebenslauf für die Berechnung der Lebensarbeitszeit festgelegt werden.

„Das ist nicht die richtige Debatte in der momentanen Krise“, sagte der Wirtschaftsweise. „Sowieso steigt doch die Lebensarbeitszeit an. Die 67 Jahre für alle werden erst 2031 erreicht.“ Tatsächlich liegt die Regelaltersgrenze derzeit 66 Jahren und sechs Monaten. Es steigt schrittweise um jeweils zwei Monate pro Jahr an, ehe 2031 dann die Zielmarke von 67 Jahren erreicht ist. Dieser Anstieg ist die Hauptursache, weshalb Beschäftigte in Deutschland länger arbeiten und beim Rentenbeginn immer älter werden.

Auch interessant

Kommentare