„Langfristig sparen wir Geld“: Kreis baut neues Landratsamt - für 110 Millionen Euro

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Das Landratsamt wird vom Mariahilfplatz wegziehen, aber nicht in den Landkreis, sondern nach Riem. © Robert Brouczek

Beim Blick aufs neue Jahr hat der Landrat über Projekte gesprochen, die bislang nicht-öffentlich waren. So baut der Kreis ein neues Landratsamt. Und auch die Feuerwehren dürfen sich freuen.

Beim Jahresausblick überrascht Landrat Christoph Göbel (CSU) mit einigen Bauprojekten, für die es bisher Gründe der Geheimhaltung gab. Göbel betont, dass die soziale Sicherung auch 2025 wichtigster Schwerpunkt bleibe: „Der Sozialetat macht über 60 Prozent des Verwaltungshaushalts aus.“ Daneben stehen die Mobilität und der Schulbau ganz oben auf der Liste der Top-Themen. Im Bauprogramm spricht Göbel aber jetzt erstmals neue Pläne an.

Der Landkreis will in Riem ein freies Grundstück mit hohem Baurecht erwerben, direkt neben der Außenstelle an der Joseph-Wild-Straße 20. Hier soll in den nächsten zehn Jahren ein Verwaltungsgebäude alle Bereiche des Landratsamts bündeln – bis auf die Kfz-Zulassungsstelle. Sogar für Mitarbeiter-Wohnungen soll noch Platz sein. Bisher sind die etwa 1700 Beschäftigten auf sieben Außenstellen in der Stadt verteilt. Für die Standortentwicklung in Riem sind im Haushalt 110 Millionen Euro vorgesehen: „Im Moment belastet uns das, aber langfristig sparen wir viel Geld, weil Mietzahlungen in Millionenhöhe wegfallen.“

Das altehrwürdige Landratsamt aufgeben? „Wir werden es langfristig nicht mehr für die eigene Verwaltung benötigen“, sagt Göbel und deutet an, dass der Kreis die wertvolle Immobilie vermieten könnte. Während des Telefonats steht Göbel im Büro und schaut hinüber zu seinem alten Kindergarten: „Ich bin sehr verbunden mit dem Mariahilfplatz.“ Er hätte in seiner ersten Woche als Landrat versucht, das alte Gefängnis am Neudeck zu kaufen, für die Ein-Haus-Lösung vor Ort. „Das ist nicht gelungen.“ Der Neubau in Riem sei weitaus günstiger, „und wir können Büros so bauen, wie man sie im Jahr 2040 braucht“.

In dieses Verwaltungsgebäude am Messe-Campus in Riem ist das Landratsamt 2022 mit einigen Abteilungen eingezogen. Nun will der Landkreis nebenan ein weiteres Grundstück erwerben und darauf ein neues Landratsamt bauen.
In dieses Verwaltungsgebäude am Messe-Campus in Riem arbeiten die ersten Mitarbeiter des Landratsamts seit 2022 bereits. Der Standort soll nun ausgebaut werden. Der Landkreis will nebenan ein großes Grundstück für einen Neubau des Landratsamts erwerben. © Landkreis München

Für Mitarbeiter der Kliniken in Pasing und Perlach will der Landkreis hunderte bezahlbarer Wohnungen bauen. „Wir sind Aufgabenträger für die Grundversorgung im Klinikbereich“, erklärt Göbel. Die Krankenhäuser in Perlach und Pasing betreiben die Helios-Kliniken. „Die Personalwohngebäude gehören nach wie vor dem Landkreis“, seien aber veraltet. „Damit die Kliniken ausreichend Pflegepersonal finden, konnte ich den Kreistag überzeugen, dass wir Betriebswohnungen bauen.“ In Pasing soll ein teils noch bewohnter Hochbau an der Maria-Eich-Straße umgebaut und saniert werden, so entstehen etwa 120 Apartments und Wohnungen, zusätzlich sind neue geplant. Das Vorhaben realisiere ein Investor, dem der Kreis die Gebäude abkaufe. In Perlach baut der Kreis mit der Baugesellschaft München-Land. Auch hier werde die Zahl der Wohnungen deutlich erhöht: „An der Schmidbauerstraße reißen wir zwei Gebäude weg und bauen vier neue.“

Der Landkreis braucht 2025 über 1000 zusätzlicher Plätze für Geflüchtete. „Da sind wir dran“, sagt Göbel. Noch hinke man laut der Statistik der Regierung bei der Aufnahme hinterher. „Wir sind Untererfüller. Mit knapp über 90 Prozent liegen wir unter unserem Soll.“ Gerade würde er auslaufende Verträge für bestehende Unterkünfte verlängern, sagt Göbel, etwa für die Feel-Home-Häuser, und Sanierungen und Erweiterungen angehen. „Das läuft ganz gut.“

Seine Schulbauoffensive treibt der Landkreis mit Elan voran: etwa in Aschheim, Deisenhofen, Kirchheim und Putzbrunn. Nur das Gymnasium Sauerlach ist aus dem Rennen. Eine zusätzliche Realschule ist in Garching im Gespräch. In Pullach könnte ein Neubau neben dem denkmalgeschützten Gymnasium entstehen. Das Gymnasium Kirchheim wird nach fünfjähriger Bauzeit 2025 endlich fertig. Für den Schulcampus Haar wird 2025 die Standortsuche abgeschlossen. „Vorprüfungen lassen vermuten, dass der Umbau eines Bestandsgebäudes in zentraler Lage für Realschule und FOS geeignet ist und günstiger wird als ein Neubau“, sagt Göbel. Die Pflegeschule wird hier aber nicht umgesetzt. In Riem folgt 2025 der Spatenstich für die neue Berufsschule München-Land

Im östlichen Landkreis plant der Kreis ein eigenes Feuerwehrausbildungszentrum. 17 Millionen sind 2025 im Haushalt vorgesehen. „Der zivile Katastrophenschutz hat eine noch größere Bedeutung gewonnen“, sagt Göbel. Heute sei man ganz neuen Bedrohungen ausgesetzt, etwa durch die hybride Kriegsführung Russlands. „Es gibt die Gefahr von Dysfunktionen im Alltag.“ Die Blaulicht-Organisationen müssten vernetzt üben können. „An den staatlichen Feuerwehrschulen werden uns höchstens 25 bis 30 Prozent der Schulungsplätze, die wir brauchen, zugewiesen“, sagt Göbel: „Ich will nicht, dass unsere freiwilligen Kräfte im Einsatz zu schlecht ausgebildet sind, das wäre lebensgefährlich. Daher ist es mir ernst mit dem Ausbildungszentrum.“ Bis die Anlage, in der Brände, Unfälle oder Stromausfälle trainiert werden, sichtbar ist, wird es noch dauern. Göbel hofft, dass der Landkreis 2025 das Grundstück erwerben kann.

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