Wetter im Ticker - Frau (79) wurde seit Sonntag vermisst: Vierte Hochwasser-Tote in Bayern entdeckt
Hochwasser-Lage bleibt angespannt – Regensburg muss Werftstraße kontrolliert fluten
Donnerstag, 06. Juni, 04.24 Uhr: Nur langsam fließt das gewaltige Hochwasser an der unteren Donau ab. Zwischen Kelheim und Passau ist die Lage in Bayern weiterhin angespannt - ganz besonders in Regensburg. Dort bereitete den Behörden und Einsatzkräften der durchweichte Boden entlang einer Straße in der Altstadt Sorgen. In Passau gingen derweil die Pegelstände zurück, wenn auch zunehmend langsamer. Die schwäbischen und oberbayerischen Hochwasser-Landkreise sind ebenfalls noch längst nicht zurück in der Normalität. Bei der Suche nach Vermissten gab es bis zum Donnerstagmorgen keine Neuigkeiten.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagte in Bayern für den Tagesverlauf neben Sonnenschein auch Schauer und vereinzelt Gewitter mit Starkregen von 25 Litern pro Quadratmeter in der Stunde voraus. Ab dem späteren Nachmittag sei im Süden des Freistaats teilweise mit „unwetterartigen Entwicklungen“ samt Starkregen und Hagel zu rechnen.
In Regensburg richteten sich die Blicke vor allem auf die Werftstraße. Um dort den Druck von den Schutzwänden zu nehmen, verzichtete die Stadt am Mittwoch zeitweise darauf, das durch die Schutzwände fließende Wasser zurück in die Donau zu pumpen. Aus Sorge, dass der weiche Boden versagen und dadurch die Schutzelemente abrutschen könnten, wurde ein gewisser Zufluss zugelassen.
Appell an die Vernunft der Bürger: Deiche keine Partyzone
Etwa 45 Kilometer donauabwärts in Straubing dauern die Schutzmaßnahmen ebenfalls noch an. Die Stadtverwaltung verwies auf den dort ebenfalls hohen Grundwasserspiegel und bat die Bürgerinnen und Bürger um Vorsicht und Geduld. „Ein hoher Grundwasserspiegel kann dazu führen, dass Wasser in Kellerräume eindringt“, hieß es in einer Mitteilung. Aus dem Landkreis Deggendorf meldete Landrat Bernd Sibler (CSU) am Mittwoch stabile Deiche bei einer nur langsam abfließenden Hochwasserwelle. Der Kommunalpolitiker appellierte an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger: Deiche seien „keine Partyzone“.
Weiter flussabwärts in Passau gingen die Pegelstände an Donau und Inn langsam zurück - allerdings ebenfalls auf hohem Niveau. Am Mittwoch hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) der dortigen Altstadt einen Besuch abgestattet. Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) richtete den Blick nach vorn: „Die nächsten Tage werden ganz im Zeichen von Aufräumarbeiten stehen.“ Doch wegen des langsam fließenden Wassers bat auch er um Geduld. Ab Donnerstag sollen Schulen und Kindergärten in der Altstadt wieder öffnen.
Suche nach vermisstem Feuerwehrmann
In Schwaben dauert die Suche nach dem Feuerwehrmann an, der bei einem Hochwasser-Einsatz am Sonntag in Offingen mit seinem Boot gekentert und als vermisst gemeldet worden war. Laut Innenministerium galten weitere Menschen als vermisst. Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland mindestens sechs Menschen ums Leben - allein vier davon in Bayern.
An den unteren Donaupegeln weiter hohe Wasserstände
21.01 Uhr: An der unteren Donau bleibt die Hochwasserlage angespannt. Die Wasserstände an den Donaupegeln zwischen Donauwörth und Passau lagen auch am Mittwoch im Bereich der Meldestufe 4, wie es beim Hochwassernachrichtendienst (HND) hieß. Die Hochwasserscheitel seien überwiegend langgezogen, das Wasser fließe nur langsam ab. Die Hochwasserlage müsse insbesondere wegen einer möglichen Durchweichung von Dämmen weiter verfolgt werden. An der oberen Donau von Neu-Ulm über Ingolstadt bis Kelheim fielen die Pegelstände.
Bislang keine Hochwasserschäden an Atommüll-Zwischenlagern
18.17 Uhr: Die Atommüll-Zwischenlager in Bayern und Baden-Württemberg sind bisher von Hochwasserschäden verschont geblieben. Auch in das Zwischenlager im schwäbischen Gundremmingen, das nur wenige Hundert Meter von der Donau entfernt liegt, sei bisher kein Wasser eingedrungen, teilte die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung am Mittwoch mit. Benachbarte Flächen seien zwar in Gundremmingen wie auch in Biblis im Norden Baden-Württembergs überflutet worden. Die Sicherheit der Zwischenlager sei aber gewährleistet.
Das gelte auch für die fünf weiteren Atommüll-Zwischenlager in Süddeutschland, teilte die BGZ mit. Dort sei die Hochwasserlage bisher aber auch weniger dramatisch gewesen. Bei der Wahl der Standorte sei der Schutz vor Überflutungen mitbedacht worden.
Hochwasser zerstört teilweise Futter und Ernte
18.14 Uhr: Das Hochwasser hat auch den baden-württembergischen Landwirten teilweise stark zugesetzt. Besonders betroffen seien landwirtschaftliche Betriebe in den Landkreisen Bodenseekreis, Ravensburg, Sigmaringen, Biberach, Alb-Donaukreis, Reutlingen, Tübingen, Göppingen, Ostalbkreis, Esslingen und dem Rems-Murr-Kreis, teilte das Agrarministerium am Mittwoch in Stuttgart mit. Überschwemmungen von Höfen und Ställen seien nur in Einzelfällen aufgetreten. Die Ställe konnten rechtzeitig evakuiert werden.
Eine Sprecherin des Landesbauernverbands sagte: „Die Schäden sind örtlich recht unterschiedlich.“ Im badischen Landesteil und entlang der A81 Richtung Bodensee kam es nach Angaben des Ministeriums nur zu geringen Schäden.
Eine erste Schadensabfrage auf Landkreisebene ergab für Baden-Württemberg über 95.000 Hektar starkregengeschädigte und 26.000 Hektar überschwemmte Ackerflächen sowie über 85.000 Hektar starkregengeschädigtes und über 22.000 Hektar überschwemmtes Grünland. „Die vielen Niederschläge werden nicht überall zu Totalausfällen führen.“ Allerdings sei nach jetzigem Kenntnisstand von erheblichen Ertrags- und Qualitätsverlusten auszugehen, teilte das Agrarministerium weiter mit. Die erste Grünfutterernte (Silage/Heu) konnte bisher nur von 70 Prozent der Betriebe abgeschlossen werden.
Polizei: Vierte Hochwasser-Tote in Bayern entdeckt
17.02 Uhr: Die Zahl der Todesopfer infolge des Hochwassers in Bayern ist Polizeiangaben zufolge auf vier gestiegen. Eine 79 Jahre alte Frau sei am Mittwoch leblos im Mindelkanal in Schwaben entdeckt worden, teilten die Beamten mit. Sie war demnach am Sonntag in Jettingen-Scheppach bei Augsburg als vermisst gemeldet worden.
Wieder Gewitter in Baden-Württemberg möglich
16.05 Uhr: Vor allem in der Südhälfte von Baden-Württemberg sind am Donnerstag wieder einzelne Gewitter und punktuell Starkregen bis 20 Liter pro Quadratmeter möglich. Besonders betroffen sind der Hochrhein, Oberschwaben und das Allgäu, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Mittwoch mitteilte.
„An sich sind die Gewitter unproblematisch“, sagte der Sprecher. Doch durch das Hochwasser in Süddeutschland in den vergangenen Tagen sei die Lage kritisch genug. Erneute Überschwemmungen könne man nicht ausschließen. Doch die Gefahr sei trotz der möglichen Gewitter ziemlich gering, hieß es.
Ministerpräsident Söder in Passau eingetroffen
15.08 Uhr: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ist in Passau eingetroffen, um sich ein Bild der Lage vor Ort zu machen. Aktuell liegt der Wasserstand der Donau noch immer im Bereich der höchsten Meldestufe. Jürgen Dupper, Bürgermeister von Passau, bringt Söder derzeit auf den neuesten Stand.
Prognose fürs Wochenende: „Der große Regen ist vorbei, aber...“
11.58 Uhr: Eine neue Unwetterfront sieht der Wetterdienst zwar nicht auf Deutschland zukommen, aber es gibt auch keine richtige Entwarnung beim Hochwasser. Im Süden kann es weiter Starkregen geben, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch in Offenbach vorhersagte. Im Norden ist es ungemütlich kühl. Wer in der Mitte wohnt, hat das beste Los gezogen.
„Der große Regen ist zwar vorbei“, fasste DWD-Meteorologe Adrian Leyser die Wetterlage zusammen, „beständiges sonniges und warmes Sommerwetter bleibt uns aber bis auf Weiteres verwehrt“. In den nächsten Tagen sieht er - bis einschließlich Wochenende - eine Dreiteilung beim Wetter.
Im Norden macht sich die Nähe zu den Tiefdruckgebieten über Nordeuropa bemerkbar. In relativ kühler Meeresluft bleibt es wechselhaft mit Schauern und böigem Wind. In den Nächten kühlt es mitunter auf niedrige einstellige Temperaturen ab, in Bodennähe ist sogar lokal Frost nicht ausgeschlossen.
Im Süden ist es mit knapp 25 Grad zwar deutlich wärmer. Allerdings ist die Luft auch schwül und es könnte ebenfalls zu Schauern und teils kräftigen Gewittern kommen. Dabei nimmt die Starkregengefahr wieder deutlich zu. „Zwar deutet sich keine neuerliche, überregionale Unwetterlage an, der teils kräftige Regen dürfte aber dennoch nicht zuträglich für die weitere Entspannung der Hochwasserlage sein„, so Leyser.
Wie ein Sandwich dazwischen liegt die breite Mitte. Dort wird es am schönsten. Eine vom Ostatlantik bis nach Osteuropa reichende Hochdruckbrücke bringt meist freundliches, trockenes und mäßig warmes Wetter.
DWD: Wetter ist dreigeteilt
Im Norden macht sich die Nähe zu den Tiefdruckgebieten über Nordeuropa bemerkbar. In relativ kühler Meeresluft bleibt es wechselhaft mit Schauern und böigem Wind. In den Nächten kühlt es mitunter auf niedrige einstellige Temperaturen ab, in Bodennähe ist sogar lokal Frost nicht ausgeschlossen.
Im Süden ist es mit knapp 25 Grad zwar deutlich wärmer. Allerdings ist die Luft auch schwül und es könnte ebenfalls zu Schauern und teils kräftigen Gewittern kommen. Dabei nimmt die Starkregengefahr wieder deutlich zu. “Zwar deutet sich keine neuerliche, überregionale Unwetterlage an, der teils kräftige Regen dürfte aber dennoch nicht zuträglich für die weitere Entspannung der Hochwasserlage sein“, so Leyser.
Wie ein Sandwich dazwischen liegt die breite Mitte. Dort wird es am schönsten. Eine vom Ostatlantik bis nach Osteuropa reichende Hochdruckbrücke bringt meist freundliches, trockenes und mäßig warmes Wetter.
Grünen-Fraktionschefin mahnt: „Wer beim Klimaschutz spart, spart auch beim Hochwasserschutz“
08.57 Uhr: Die Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge hat an die Ampelkoalitionspartner appelliert, im Zuge der Haushaltsverhandlungen nicht am Klimaschutz zu sparen. Noch immer wünsche sich der Finanzminister Sparbeiträge von allen Ministerien. „Aber wer beim Klimaschutz spart oder auch beim sogenannten natürlichen Klimaschutz, das ist dann auch ein relevanter Teil für den Hochwasserschutz, der tut genau das Falsche, der wird nämlich dazu beitragen, dass in Zukunft solche Krisen schlimmer werden“, sagte Dröge in der Sendung „Frühstart“ von „RTL/ntv“.