Älteste Schuhfabrik Deutschlands ist insolvent - so soll es weitergehen
Die nach eigenen Angaben älteste Schuhfabrik Deutschlands hat Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Was bedeutet das für die rund 250 Mitarbeiter?
Pirmasens - Zum Jahresende 2024 musste ein Familienunternehmen seine Schuhfabrik in Rheinland-Pfalz schließen, nun ist ein weiteres Traditionsunternehmen aus der ehemaligen „Schuhstadt“ Pirmasens (Rheinland-Pfalz) in eine finanzielle Schieflage geraten. Wie aus den Insolvenzbekanntmachungen hervorgeht, hat die traditionsreiche Schuhfabrik Carl Semler am Amtsgericht Pirmasens einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beantragt, dem das Gericht inzwischen stattgegeben hat.
Die Schuhfabrik Carl Semler wurde nach Angaben auf der Homepage im Jahr 1863 von dem damals 23-jährigen Schuhmachergesellen gleichen Namens gegründet und ist damit die älteste noch bestehende Schuhfabrik Deutschlands. Als Grund für die finanzielle Schieflage gibt das Unternehmen die derzeitige Wirtschaftslage an, die sich „insbesondere in der Schuhbranche durch Rezession, Marktveränderung und gestiegene Kosten“ erheblich verschlechtert habe.
Insolvenz der Carl Semler Schuhfabrik - Unternehmen zeigt sich trotz Schieflage zuversichtlich
Wie bereits erwähnt war Pirmasens am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds im 19. und 20. Jahrhundert der Mittelpunkt der Schuhmanufaktur in Deutschland, inzwischen stehen aber viele der großen Schuhfabriken leer oder werden anderweitig verwendet. Carl Semler ist einer der wenigen Hersteller, die überhaupt noch in der Stadt Schuhe – konkret Damenschuhe – produziert und das soll auch in Zukunft so bleiben.
Name | Carl Semler Schuhfabrik GmbH & Co. KG |
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Gründung | 1863 |
Sitz | Pirmasens, Rheinland-Pfalz |
Branche | Schuhherstellung |
Mitarbeiter | 250 |
In einer gemeinsamen Erklärung des Unternehmens und des vom Amtsgericht berufenen Sanierungsexperten, Lukas Eisenhuth von der Kanzler Abel und Kollegen, zeigen sich die Parteien zuversichtlich, das über 160 Jahre alte Traditionsunternehmen erfolgreich sanieren zu können. Die Gehälter der insgesamt 250 Mitarbeiter in den Fabriken in Pirmasens und in Pécs (Ungarn) sind in den Monaten Januar, Februar und März durch das Insolvenzgeld gedeckt.
Sanierungsexperte will „möglichst viele Arbeitsplätze erhalten“
Eine Insolvenzanmeldung in Eigenverwaltung bedeutet, dass die Geschäftsführung die Kontrolle über das Unternehmen behält und es selbst durch den Sanierungsprozess führt. Unterstützt wird Carl Semler dabei neben dem Sanierungsexperten Lukas Eisenhuth auch vom vorläufigen Sachverwalter Dennis Blank von der Kanzlei Blank + Partner (Saarbrücken). Der Betrieb soll in vollem Umfang fortgeführt werden, die Tagesproduktion liegt nach Angaben des Unternehmens aktuell bei rund 1.000 Paar Schuhen.

Die jüngere Vergangenheit zeigt, dass ein Sanierungsverfahren unter Umständen auch mit einer verkleinerten Belegschaft einhergehen kann – beispielsweise beim traditionsreichen Maschinenbauer Illig. Sanierungsexperte Lukas Eisenhuth betont in der Mitteilung jedoch das Ziel, „möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Auch in Deutschland“.