Biden hält aus Versehen US-Pläne in die Kamera – was auf seinem Zettel steht

  • Kathrin Reikowski
    VonKathrin Reikowski
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US-Präsident Joe Biden hat inmitten des am Wochenende eskalierenden Iran-Israel-Konflikts den irakischen Premier empfangen. Dabei unterläuft ihm ein peinlicher Fehler.

Washington D.C. – Kurz nachdem Mohammed al-Sudani, der irakische Ministerpräsident, am Samstag zu einem Besuch bei US-Präsident Joe Biden in Washington aus dem Flugzeug gestiegen war, begann der Iran seinen Angriff auf Israel. Die USA unterstützen Israel massiv bei der Abwehr des Angriffs, nach US-Angaben sollen auch einige Drohnen und Raketen aus Syrien, dem Jemen sowie eben dem Irak abgefeuert worden sein. Es war die bislang größte Verteidigungsschlacht der USA im Nahen Osten.

Das Treffen zwischen Biden und al-Sudani war also ziemlich brisant. Nach ihrer Besprechung gaben die beiden Staatsoberhäupter am Montag eine Pressekonferenz – bei der dem US-Präsidenten eine Peinlichkeit unterlief: Ausgerechnet in dieser hochkomplexen Gemengelage präsentiert der US-Präsident unfreiwillig einen Blick auf die Strategie der USA zum Irak.

Besuch von Iraks Ministerpräsident: Was stand auf dem Zettel von Joe Biden?

Joe Biden hatte sein Pressestatement auf einem Zettel vorbereitet, al-Sudani war ohne Zettel zum Pressegespräch gekommen. Als Biden das Statement wieder zurück in die Brusttasche seines Sakkos stecken wollte, passierte der Fauxpas: Auf Bildern waren später deutlich einige Worte zu erkennen. Mit Textmarker angestrichen, unterstrichen oder gar in Großbuchstaben.

Gleich vorweg: Die publik gewordenen Abschnitte enthalten keine inhaltliche Brisanz. Es ist etwas davon zu lesen, dass die USA „der Sicherheit“ „verpflichtet“ seien, ein Ausschnitt zeigt die Worte „Partner“ und „Irak“, letzteres Wort erscheint zweimal und ist jedes Mal unterstrichen. Biden enthüllt damit nichts.

US-Strategie vs. Interessen aus der Region? Wie wird es zwischen dem Irak und den USA weitergehen?

Aktuell sind 2400 US-Soldaten im Irak im Einsatz, wie Washington angibt – Al-Sudani fordert einen Truppenabzug. Er ist seit 2022 an der Regierungsspitze und wurde auf seinem Weg dahin von proiranischen Milizen im Irak unterstützt. Offizielles Mandat der US-Truppen im Irak und Syrien ist die Unterstützung der irakischen Regierung im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Beobachtern zufolge geht es den USA aber vor allem darum, mit ihrer Truppenpräsenz in der Region den Einfluss des Irans zu begrenzen.

Biden und al-Sudani erklärten nach dem Treffen am Montag, sie hätten über die „Entwicklung“ der Koalition angesichts der in zehn Jahren erzielten „bedeutenden Fortschritte“ gesprochen. In den weiteren Verhandlungen werde es nun um Themen wie die anhaltende Bedrohung durch den IS, Bagdads Bedarf an Unterstützung und die Stärkung der irakischen Sicherheitskräfte gehen, teilten Biden und al-Sudani mit. Sie kündigten an, vor dem Hintergrund dieser Faktoren zu bestimmen, „wann und wie“ die Mission der Anti-IS-Koalition im Irak enden könne.

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Spickzettel Bidens bei Besuch von Iraks Ministerpräsident deutet in Richtung Biden-Trump-Duell

Nach dem Besuch al-Sudanis im Weißen Haus sagte Biden auf der Pressekonferenz: „Unsere Partnerschaft ist von zentraler Bedeutung für unsere Nationen, für den Nahen Osten und, wie ich glaube, auch für die Welt.“ Im Zentrum stand aber auch der Angriff aus dem Iran auf Israel, zu dem Biden betonte: „Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir diesen Angriff abgewehrt.“ 

Israel will den Iran nach den Angriffen „nervös machen“: Alle Entwicklungen nach Irans Angriff lesen Sie im Ticker.

Und somit dürfte der Spickzettel Bidens eher eine andere, innenpolitische Brisanz haben. Auf dem Zettel ist unter anderem deutlich das Wort „Pause“, in Großbuchstaben geschrieben, zu sehen. Immer wieder sieht sich Biden den Vorwürfen ausgesetzt, er sei nicht mehr geistig fit – auch bei Trump wird allerdings die mentale Fitness angezweifelt. Wird Joe Biden erneut US-Präsident, oder muss er sich dieses Mal Donald Trump geschlagen geben? Die aktuellen Umfragen zum US-Wahlkampf sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus. Mitte April verlor der wahrscheinliche Herausforderer Bidens, Donald Trump, allerdings an Zustimmung in einigen wichtigen Swing States. (dpa/kat)