Statt Ego-Trip und Anfeindungen - Was nach den Bahnstreiks jetzt passieren muss, damit neue Gespräche gelingen
Kann GdL-Chef Klaus Weselsky für Streiks und Stress der Bahnkunden verantwortlich gemacht werden?
Grundsätzlich besteht in der Bevölkerung großes Verständnis für Forderungen nach mehr Lohn und besseren Arbeitsbedingungen. Wenn aber der Eindruck entsteht, dass ein Mann auf einem „Ego-Trip“ ist und diesen Weg ohne Rücksicht auf Verluste anderer geht, dann kann sich das Blatt schnell wenden.
Herr Weselsky, der 2025 sein Amt abgeben wird, scheint entschlossen, in seiner letzten Tarifrunde seinen über Jahre erstrittenen Ruf als besonders harter Hund nochmals zu festigen. Schon vor Beginn der Verhandlungen verkündete er in markigen Worten, die Beschäftigten hätten „die Messer schon gewetzt“ und es werde wohl nicht ohne Streiks gehen.
In den letzten Wochen arbeitete er sich insbesondere an den für die Tarifverhandlungen zuständigen Personalvorstand Martin Seiler ab und griff ihn als Person auch an: „Herr Seiler muss sich langsam die Frage stellen, ob er als Verhandlungsführer überhaupt geeignet ist.“
Zudem zeichnet Weselsky ein Bild von der „Arroganz der Macht im Bahntower“. Der Gestus des Umgangs miteinander ist eigentlich für eine Sozialpartnerschaft sehr fremd. Selbst in Konflikten, die sehr zugespitzt sind und in denen es um sehr viel geht, sind Angriffe nicht unter der Gürtellinie. Persönliche Diffamierungen und Beleidigungen führen zu Distanz und erschweren die zukünftige gemeinsame Lösungsfindung. Von Seiten der Bahn sind diese Grenzüberschreitungen nicht bekannt.
Wie wird der Verhandlungsprozess durch die Beteiligung verschiedener Gewerkschaften erschwert?
Das „Tarifeinheitsgesetz“ (TEG) ist der Elefant im Raum. Laut dem Tarifeinheitsgesetz kommt in einem Betrieb der Tarifvertrag jener Gewerkschaft zur Anwendung, die mehr Mitglieder hat.
Derzeit ist nur in 18 der 300 zum DB-Konzern gehörenden Betriebe die GDL die stärkste Gewerkschaft. Entsprechend verzweifelt ringt diese mit ihrem radikalen Kurs um Mitglieder und Einfluss. Alles, was die eine Gewerkschaft tarifvertraglich erzielt, hat Einfluss auf die Tarifrunde der anderen. In den Tarifverträgen bei der Bahn gibt es daher meist „Nachverhandlungsklauseln“.
Sollte die GDL etwa ein besseres Ergebnis erreichen als die EVG im letzten Jahr, kann diese verlangen, dass über ihren Abschluss neu verhandelt wird. Was für den Arbeitgeber bedeutet, dass jeder Punkt in den aktuellen Verhandlungen auch mit Blick auf andere Verhandlungen bewertet werden muss.
Für die GDL sind Wachstum und neue Mitglieder von hohem Interesse, wenn sie ihren Einfluss erweitern will. Konkret geht es um Fahrdienstleiter in Leitstellen und Stellwerken, die überwiegend bei der EVG organisiert sind. Fahrdienstleiter sind nicht nur wertvolle Mitglieder. Denn während ein Lokführer nur einzelne Züge stillstehen lassen kann, können streikende Fahrdienstleiter das gesamte Netz - inklusive Privatbahnen - lahmlegen.
Zusätzliche Mitglieder und Macht sind das Vermächtnis, das Weselsky seiner Gewerkschaft sicher gerne hinterlassen möchte.
Was sollte passieren, dass die Parteien wieder an einen Tisch kommen?
Das Hauptproblem besteht in den festgefahrenen Positionen und der vollständig zerstörten Beziehungsebene zwischen den Verhandlungsparteien. Auf persönlicher Ebene wurden zahlreiche öffentliche Verletzungen und Anfeindungen verzeichnet, die die gemeinsame Suche nach einer Lösung erheblich erschweren.
Dies sollte in den aktuellen Verhandlungen berücksichtigt werden und die beiden Parteien sollten zuerst einmal ihre Beziehungs- und Vertrauensebene wieder herstellen. Sollte dies nicht gelingen, so können neue Verhandlungsteams mit klaren Mandaten emotionsärmer und sachlicher nach Lösungen suchen. Diese Voraussetzungen sind entscheidend, um überhaupt wieder in Gespräche einzusteigen.
Die geplanten Moderatoren können zudem die Emotionen moderieren und die Verhandlungen versachlichen. Mit einem oder zwei neutralen Moderatoren besteht die Möglichkeit, vorläufige Konfrontationslinien zu überwinden und zunächst Themen auf die Agenda zu setzen, bei denen eine Einigung leichter zu erzielen ist.
Für den aktuellen Verhandlungen ist es zudem wichtig, dass die Parteien sich über einen gemeinsamen Zeitplan verständigen. Das bedeutet wie häufig wollen wir uns wie lange zusammensetzen, um eine Lösung zu finden. Bei den anstehenden Herausforderungen sollte man hier großzügig planen.
Zudem sollten klare Regeln für den Umgang mit der Öffentlichkeit und Medien festgelegt werden. Der öffentliche Deutungswettkampf kann sonst jeden Lösungsfindung am Tisch verhindern.
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