Bittere Gewissheit - Trauer um Shani Gabay: Ein Opfer des Hamas-Massakers

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Gaby Schütze Ermordung Shani Gabay
Freitag, 24.11.2023, 18:57

Nach langem Hoffen die bittere Gewissheit: Shani Gabay wurde von der Hamas ermordet. Anfänglich als eine der rund 240 Geiseln im Gazastreifen vermutet, wurde Shani Gabay tatsächlich nie entführt, sondern ist bereits am 7. Oktober beim Supernova-Festival Opfer eines Angriffs geworden. Die israelischen Behörden bestätigten kürzlich den Tod der 26-Jährigen, ein Ereignis, das tiefe Trauer in ihrer Heimatstadt Yokneam und dem ganz Land Israels auslöste. Gaby Schütze, Dokumentarfotografin mit Schwerpunkt Israel, war auf der Beerdigung der getöteten Israelin und schildert ihre Eindrücke in Wort und Bild.

Ermordung Shani Gabay
Gaby Schütze Ermordung Shani Gabay

Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.

Wie war die allgemeine Stimmung auf Shani Gabays Beerdigung?

Als ich den Ort erreichte, schlug mir sofort eine Atmosphäre der Beklommenheit entgegen. Überall waren bewaffnete Sicherheitsmaßnahmen sichtbar, was mir ein sehr mulmiges Gefühl gab. Es machte die Runde, dass der Friedhof überfüllt sei, was meine Nervosität nur verstärkte. Trotz der Präsenz einiger Medienvertreter lag eine spürbare Aura von Respekt und Privatheit in der Luft. Am Eingang, ein ergreifender Anblick: Ein Tisch mit Shani‘s Bild, umgeben von einem Meer aus flackernden Kerzen.

Beerdigung Shani Gabay
Gaby Schütze Beerdigung Shani Gabay

Jeder Gast zündete eine Kerze an, ein stummer, aber kraftvoller Akt des Gedenkens, der mich sehr emotional stimmte.

Als ich an Shani's letzter Ruhestätte ankam, war das Grab bereits geschlossen, umgeben von einer Menschenmenge von über hundert Trauernden. Eine unfassbare Melancholie war spürbar, durchdrungen von einem Gefühl schwerer Trauer und gleichzeitiger Wertschätzung. Die Trauergemeinde stand da, zusammengeführt in ihrem Schmerz, eine Einheit der Zerbrechlichkeit und der Stärke.

Besonders die unmittelbare Familie war sichtbar am Boden zerstört, ein Bild herzzerreißender Verzweiflung. Unter ihnen fiel mir besonders Shani's Großmutter auf, ihre traurigen Augen erzählten von einer starken Bindung, die nun jäh unterbrochen wurde. In diesem Moment fühlte ich mich selbst in den Strudel der Emotionen hineingezogen, erfasst von der überwältigenden Schwere des Verlusts.

Über die Expertin

Gaby Schütze, Dokumentarfotografin mit Schwerpunkt Israel, lebt seit über einem Jahr in Israel und verbindet ihre siebenjährige Erfahrung mit dem Land in ihrer Arbeit. Sie dokumentiert das Alltagsleben und die Resilienz der Israelis, insbesondere durch die aktive Berichterstattung der Anti-Regierungsproteste seit Oktober 2022. Ihre tiefen Einblicke in das israelische Militär bereichern ihre Fotografie, mit der sie die Realität und Vielfalt Israels lebendig festhält.


Ich sah einige versehrte junge Menschen mit Krücken, Bandagen und in Rollstühlen, die offensichtlich am 07. Oktober bei dem Festival vor Ort waren. Zudem waren auch einige Soldaten vor Ort sowie bewaffnete Zivilisten/Reservisten.
Beerdigung Shani Gabay
Gaby Schütze Beerdigung Shani Gabay

Es war ein Gefühl der Dankbarkeit und des Gedenkens spürbar, da Shani von vielen als liebevoll, großzügig und inspirierend beschrieben wurde. Es war eine Zeit des Abschieds, aber auch des gemeinsamen Erinnerns an die positiven Einflüsse, die Shani auf das Leben ihrer Mitmenschen hatte.

Welche besonderen Rituale und Traditionen wurden bei der Beerdigung befolgt?

In der tiefverwurzelten Tradition Israels werden die Toten sehr schnell beerdigt, meist innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Tod. So war es auch bei Shani. Ihr Abschied war geprägt von einer schlichten, doch bewegenden Zeremonie. Es wurde ein einfacher Holzsarg verwendet, ein stilles Symbol für die Rückkehr des Körpers zur Erde. Um ihr Grab legten die Familien und Freunde Steine, ein uraltes Ritual, das für Kontinuität und unvergängliche Erinnerung steht.
Als ich die Szene durch meine Kamera festhalten wollte, spürte ich, wie die Emotionen mich überwältigten und fühlte eine tiefe Verbundenheit mit den Trauernden, die ich gar nicht kannte. Hinter meiner Kamera war ich nicht nur eine Beobachterin, sondern fühlte mich als Teil dieser emotionalen Gemeinschaft, beeindruckt von ihrer Stärke und ihrem Zusammenhalt.

Ermordung Shani Gabay
Gaby Schütze Ermordung Shani Gabay

Wie haben Familie und Freunde in ihren Reden Shani Gabay gewürdigt?

Während der Beerdigung las ein Rabbiner Psalme und Texte, welche eine spirituelle Bedeutung haben und oft rezidiert werden, um Trost und Frieden zu spenden. Viele der Trauernden taten dies auch nach dem Begräbnis noch am Grab. Nach der Beerdigung gingen die meisten der Trauernden zu einer Art Gottesdienst im Gebetsraum, in dem dann stehend gebetet und gesungen wurde.

Welchen Einfluss hatte die öffentliche Anteilnahme auf die Trauerfeier?

Die öffentliche Anteilnahme und die Medienberichterstattung schienen die Familie und Freunde des Verstorbenen eher zu bestärken, statt zu stören. Es fühlte sich an, als würde diese Aufmerksamkeit ihnen helfen, sich weniger allein mit ihrer Trauer zu fühlen. In Israel, wo die Menschen oft den Eindruck haben, dass die internationale Berichterstattung schnell gegen sie sein kann, brachte diese Anteilnahme ein Gefühl der Unterstützung und des Zusammenhalts.

Beerdigung Shani Gabay
Gaby Schütze Beerdigung Shani Gabay

Es war wichtig für sie, dass auch das Leid in Israel Beachtung findet und nicht nur die Geschehnisse in anderen Regionen. Diese Unterstützung von außen half den Trauernden, sich verstanden und nicht isoliert zu fühlen.