Vorbereitung auf Iran-Angriff? Trump verlegt weitere B-2-Tarnkappenbomber
Donald Trump setzt die halbe B-2-Bomberflotte in Marsch. Um den Iran zu erschrecken oder im Indopazifik aufzutrumpfen – Trump will sich inszenieren.
Washington D.C. – „Es gäbe viele gute Gründe, das Regime in Teheran anzugreifen“, schreibt Eric Gujer. „Doch im Treibsand des Nahen Ostens genügt militärische Macht allein nicht aus“, behauptet der Kolumnist der Neuen Zürcher Zeitung. Donald Trump mag das momentan anders beurteilen. Laut einsehbarer Flugdaten und Kommunikationsaufzeichnungen der US-Flugsicherung und Open-Source-Flugzeugtrackern verlege der 47. Präsident der USA aktuell zwei bis vier B-2-Spirit-Stealth-Bomber in Richtung des US-Marinestützpunktes Guam im Pazifischen Ozean – das berichtet die Zeitung Haaretz. Möglicherweise gießt Donald Trump jetzt Öl ins Feuer des Krieges in Israel.
Wie das israelische Blatt schreibt, seien die Maschinen am Sonnabendmorgen (21. Juni) von der Whiteman Air Force Base in Missouri aus gestartet. Haaretz-Autor Avi Scharf wertet das als mögliches Zeichen dafür, dass die USA einen Angriff auf die iranische Anlage vorbereiteten. Wie CNN bereits im April gemeldet hat, sei ein Drittel der US-B2-Flotte, also mindestens sechs Maschinen, auf die Insel Diego Garcia im Indischen Ozean verlegt worden. „Analysten sähen darin eine Botschaft an den Iran, da die Spannungen im Nahen Osten erneut aufflammen“, so CNN im April. Insofern hätte Donald Trump den Einsatz der Bomber sowie den Eingriff der USA in die Spannungen bereits länger als Wahrscheinlichkeit angesehen.
USA auf Guam: „Stützpunkt für verdeckte und operative Missionen in Asien und dem Nahen Osten“
„Die Vereinigten Staaten und ihre Partner bleiben der regionalen Sicherheit verpflichtet … und sind bereit, auf jeden staatlichen oder nichtstaatlichen Akteur zu reagieren, der versucht, den Konflikt in der Region auszuweiten oder eskalieren zu lassen“, zitierte CNN Sean Parnell. Ohne gegenüber dem US-Sender explizit über die B-2-Bomber zu sprechen, ergänzte der Sprecher des Pentagon, dass die Verlegung von US-Waffen die „Verteidigungsposition Amerikas“ stärken solle, wie er sich ausdrückte.
„Meine größte Sorge ist, dass sich Teile des iranischen Nuklearprogramms unter einem Berg in Nordkorea befinden.“
Mit der Verlegung von schweren Kampfjets scheint sich die Rhetorik in konkreten Handlungen zu manifestieren – allerdings merkt die New York Times (NYT) an, dass das Flugziel Guam nur eine Vermutung sei und keine unabhängige Bestätigung vorliege. „Das Verlegen von Flugzeugen bedeutet nicht, dass eine endgültige Entscheidung über einen Angriff getroffen wurde“, bekräftigt NYT-Autorin Maggie Haberman.
Die Jerusalem Post behauptet, Diego Garcia diene „häufig als Stützpunkt für verdeckte und operative Missionen in Asien und dem Nahen Osten“ und bezieht sich damit auf Berichte aus dem Ausland. Insofern scheint die Stationierung von Maschinen dort mehr zu bedeuten als lediglich Nachdruck für Diplomatie. Die Entfernung zwischen dem Archipel Diego Garcia im Indischen Ozean und der Aufbereitungs-Anlage Fordo im Iran beträgt rund 5.000 Kilometer Luftlinie. Die Entfernung von Guam und Fordo steigt auf fast 9.600 Kilometer Luftlinie.
Trump riskant: „Nichts ist so gefährlich wie die Obsession, ein für alle Mal mit seinem Gegner aufzuräumen“
„Nichts ist so gefährlich wie die Obsession, ein für alle Mal mit seinem Gegner aufzuräumen“, warnt Eric Gujer in der Neuen Zürcher Zeitung. Die bewusst herausfordernd zur Schau gestellte Verlegung von B-2-Bombern in strategischer Reichweite des Ziels ähnelt leicht der Kanonenbootpolitik des 19. Jahrhunderts. Sie erinnert das iranische Regime an den langen Arm des Erzfeindes USA und an die Kraft seiner geballten Faust.
Trump sei hin- und hergerissen zwischen den Möglichkeiten, die ihm erscheinen mögen wie die Wahl zwischen Skylla und Charybdis – und die genau das Gegenteil fordern von dem, was ihm im Wahlkampf Stimmen gebracht hat: das Versprechen, für Frieden auf der Welt einzustehen. Jetzt wäre er der Verantwortliche, wenn Amerika nach dem Irak-Krieg auch einen gegen den Iran führen müsste.

Er habe die Chance, einen möglicherweise ultimativen Schlag gegen die nuklearen Bestrebungen des Iran zu führen, zu einem Zeitpunkt, da die iranische Verteidigungskraft stark geschwächt sei, erinnert Maggie Haberman von der New York Times. Der Preis wäre die Gefahr, dass er anzettelt, wogegen er seine Außenpolitik auszurichten versprochen hat: ein nächstes langwieriges militärisches Engagement mit immensen Kosten, Verlusten an Menschenleben sowie der Nebenwirkung ein neues Nine-Eleven zu provozieren und den Krieg auf US-amerkanisches Territorium zu ziehen.
Iran als Sieger? B-2-Bomber könnten Infrastruktur vernichten, aber an religiösem Fanatismus abperlen
Eric Gujer mahnt, dass die B-2-Bomber Infrastruktur vernichten könnten, aber an religiösem Fanatismus abperlen würden, beziehungsweise, noch schlimmer, den Hass auf die USA noch höher lodern ließen. Ihm zufolge führe am Einsatz von Bodentruppen insofern kein Weg vorbei – Bodentruppen, die Israel in ausreichender Menge fehlten und die möglicherweise zu ungenügend ausgebildet seien. „Im Irak haben die USA indes erfahren, dass sie alle Schlachten gewinnen und am Ende doch verlieren können“, wie er schreibt.
Möglicherweise hat die Verlegung von Flugzeugen nach Guam aber noch einen anderen Zweck. Mit den vermuteten sechs Maschinen in Diego Garcia und den zwei bis vier Jets in oder auf dem Weg nach Guam hat die US-Luftwaffe die Hälfte ihrer 20 Flieger dieses Typs umfassenden Flotte in der Luft – möglicherweise die einzigen, die von der Flotte aktuell einsatzfähig und nicht in der Wartung sind.
Mit den B-2 China im Visier? Guam wird als „Speerspitze der US-Militärmacht im Indopazifik bezeichnet“
Guam werde gemeinhin als „Speerspitze der US-Militärmacht im Indopazifik bezeichnet“, schreiben Clara Fong und Diana Roy. Wie sie formulieren, gelte der Stützung Experten zufolge durch seine Nähe der Insel zu Ländern wie China, Japan, den Philippinen und Nordkorea als ein „Dreh- und Angelpunkt der US-Macht in einer zunehmend turbulenten Region“, so die Analystinnen in ihrer Betrachtung für den US-Thinktank Council von Foreign Relations (CFR). Insofern könnte die Bewegung der Maschinen möglicherweise doch eher einen symbolischen Akt bedeuten: Entweder als Machtdemonstration US-amerikanischen Kriegsgeräts oder als demonstrative Verlegung von Waffentechnik in die Nähe Chinas beziehungsweise Nordkoreas, um einer Einmischung von außen prophylaktisch entgegenzuwirken.
Rund 10.000 Soldaten sind auf der Insel stationiert. Da die dortige Militärpräsenz den Schild der USA gegen China darstellt, wird kaum damit zu rechnen sein, dass die USA im Falle eines Infanterie-Einsatzes im Iran von dort Truppen abziehen. Grundsätzlich wollten die USA ohnehin nur unterstützend eingreifen, statt mit aktiven Truppen. Bei einem Militärschlag würde Israel eine führende Rolle übernehmen, zitiert der Deutschlandfunk den US-Präsidenten. Allerdings kann sich das auch wieder ändern, angesichts der erratischen Politik von Trump.
Teile des iranischen Nuklearprogramms unter einem Berg in Nordkorea? Weiß Trump mehr als er sagt?
Dem Iran müsse von allen Seiten glaubhaft gemacht werden, dass nach dem Rückbau des iranischen Atomprogramms auch tatsächlich die Israelis die Waffen niederlegten, sagt gegenüber ZDFheute Azadeh Zamirirad. Allerdings hegt die Politikwissenschaftlerin des deutschen Thinktanks Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) Zweifel, weil die Signale aus Washington bisher widersprüchlich waren. Die Trump-Regierung habe sich in der jüngsten Vergangenheit eher „durch permanente Verwirrung, permanente Änderung von Positionen dargestellt“, wie sie sagt.
Auch der ehemalige US-Sicherheitsberater John Bolton sieht Trump auf einem gefährlichen Schlingerkurs, wie er sich gegenüber dem Spiegel geäußert hat: Der Befehl an die US-Luftwaffe mag darin begründet sein, dass sich Trump wieder als Akteur zu inszenieren gedenkt, und, wie Bolton sich ausdrückt, „wieder vor die Welle“ kommen will und das Geschehen diktieren. Allerdings entspinnt Bolton gegenüber dem Nachrichtenmagazin noch eine ganz andere These. Und aus dieser Vermutung heraus würde die Verlegung von strategischen Bombern nach Guam doch wieder einen handfesten inhaltlichen Sinn ergeben, wie er gegenüber dem Spiegel sagt: „Meine größte Sorge ist, dass sich Teile des iranischen Nuklearprogramms unter einem Berg in Nordkorea befinden.“