Trockene Luft in der Wohnung macht krank: Luftbefeuchter können Raumklima verbessern
Augenbrennen, Heiserkeit, Kopfschmerzen, Hautreizungen: Bei trockener Luft in der Wohnung können Luftbefeuchter helfen. Doch was gibt es zu beachten? Das Regierungspräsidium Gießen gibt Tipps.
Fulda - Wenn im Herbst und Winter in den Hausarztpraxen Hochbetrieb herrscht und sich die Krankschreibungen häufen, ist von der sogenannten Grippewelle die Rede. Die Krankenkasse DAK sprach erst kürzlich vom höchsten Krankenstand in Hessen seit sieben Jahren, wie fuldaerzeitung.de berichtet.
Luft in der Wohnung zu trocken: Tipps für besseres Raumklima
Nicht immer hat man es mit der echten Grippe (Influenza) oder mit dem Coronavirus zu tun, dennoch ist dann in jedem Jahr ein starker Zuwachs an Erkältungskrankheiten zu verzeichnen. Fühlen sich die Viren in der kalten Jahreszeit besonders wohl?
„Das kann man tatsächlich so sagen, denn im Winter herrscht im Allgemeinen eine geringere Luftfeuchtigkeit“, erklärt Holger Lehnhardt vom Regierungspräsidium (RP) Gießen in Hessen. Das für Arbeitssicherheit zuständige RP Gießen gibt auf seiner Homepage Tipps, wie man in der kalten Jahreszeit bei der Arbeit oder auch zu Hause buchstäblich nicht auf dem Trockenen sitzt.
Es sei mittlerweile erwiesen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Luftfeuchtigkeit und der Aktivität von Erkältungsviren besteht. „Bei gesunder Luftfeuchtigkeit sterben Viren außerhalb des Körpers innerhalb von Minuten ab“, berichtet Lehnhardt in dem Ratgeber-Beitrag des RP. Ein kritischer Wert liegt den Angaben zufolge bei etwa 40 Prozent. Werde dieser unterschritten, seien die Viren „mehrere Stunden lang überlebensfähig“.
„Sie haften an feinsten Tröpfchen, die sich beispielsweise durch Husten oder Niesen in großen Mengen im Raum verteilen“, heißt es. Sehr kleine Tröpfchen schweben wie Staub durch den Raum und können von anderen Menschen eingeatmet werden. „Diese mit Viren bepackten Aerosole führen dann manchmal dazu, dass ganze Familien oder auch große Teile einer Belegschaft innerhalb von Tagen darniederliegen“, berichtet der RP-Fachmann.
Neben den Viren kommt noch ein weiteres Phänomen hinzu, das bei Trockenheit das Infektionsrisiko erhöht. „Feuchtere Luft ist in der Lage, eine größere Menge Staub zu binden.“ Dabei gilt die Regel: je trockener, umso mehr. „Dieser Staub reizt die Augen und Atemwege sowie die Schleimhäute, die ohnehin schon unter der trockenen Luft leiden.“
Hier können Sie erfahren, wie man sich im Winter gegen Atemwegserkrankungen schützen kann. Und hilft eigentlich die altbekannte Hühnersuppe, wenn man krank ist?
Verdunster, Verdampfer, Vernebler: Die Unterschiede der Luftbefeuchter
Was kann aber gegen zu trockene Luft getan werden? Es liegt auf der Hand: Die Luft muss befeuchtet werden. Das Angebot für Luftbefeuchter ist auf den ersten Blick unübersichtlich: Angepriesen werden Nebelbrunnen, Luftwäscher, Verdunster, Verdampfer, Diffusoren, Zerstäuber und sogar bestimmte Zimmerpflanzen, die besonders viel Wasser an die Luft abgeben. Und alle verbessern das Raumklima – glaubt man den Beschreibungen – auf hervorragende Art und Weise. „Schaut man etwas genauer hin, reduziert sich die Auswahl im Wesentlichen auf drei gängige Gerätetypen“, klärt der RP-Experte auf.
Verdunstergeräte bestehen etwa aus einem Wasserbehälter mit einem Einsatz aus feinporigem Material. „Dieser Einsatz saugt Wasser mittels Kapillarwirkung auf, das an seiner sehr großen Oberfläche verdunstet.“ Ein Ventilator bläst die dadurch entstehende feuchte Luft in den Raum. Der Stromverbrauch ist in der Regel gering, genauso wie der Pflegeaufwand. Zum Entkalken können haushaltsübliche Mittel verwendet werden. Mit einer Verkeimung (z.B. durch Legionellen) muss bei diesen Geräten üblicherweise nicht gerechnet werden. Achtung beim Kauf: Das Gebläse sollte möglichst leise sein. Denn Verdunster müssen lange laufen, bis sich die Luftfeuchtigkeit spürbar erhöht.
„Verdampfergeräte funktionieren nach demselben Prinzip wie ein Wasserkocher“, sagt Lehnhardt. In einem Behälter wird Wasser durch Hitze in Wasserdampf überführt, der die Raumluft befeuchtet. „Auch diese Geräte sind aus hygienischer Sicht weitgehend unbedenklich, jedoch verbrauchen sie viel Strom. Dafür stellt sich der Erfolg schneller ein, als bei Verdunstern.“ Auf ein wichtiges Sicherheitsmerkmal sollte geachtet werden: Der Verdampfer sollte sich automatisch abschalten, wenn kein Wasser mehr im Behälter ist.

Als dritte gängige Variante sind die Wasservernebler zu nennen. Dabei wird Wasser durch Ultraschall in eine hochfrequente Schwingung versetzt. Feinste Tröpfchen lösen sich aus dem Wasser, die einen Nebelschleier bilden. „Durch diesen Nebel erreicht man eine gute Luftbefeuchtung bei geringem Stromverbrauch.“ Der Nachteil: Nebel ist auch ein gutes Transportmittel für Keime und für Kalk. „Wird das Wasser nicht regelmäßig gewechselt, besteht die Gefahr, dass sich eine mikrobielle Verkeimung entwickelt. Die Keime können mit dem Nebel in die Luft gelangen und eingeatmet werden.“ Wird Wasser mit einem hohen Kalkanteil verwendet, kann sich beispielsweise auf den Möbeln in der Nähe der Geräte ein weißer Kalkfilm bilden.
Luftbefeuchter kaufen? Erst die Luftfeuchtigkeit mit einem Hygrometer testen
Die Preisspanne ist bei Luftbefeuchtern je nach Bauart, Leistung und Design sehr groß. Während kleine Ultraschall-Vernebler schon für weniger als 20 Euro angeboten werden, kann man bei hochwertigen Verdunstermodellen auch mal gut und gerne 400 Euro hinblättern. Vor einer Kaufentscheidung sollte auf jeden Fall an mehreren Tagen, möglichst bei unterschiedlichen Wetterlagen, die Luftfeuchtigkeit gemessen werden. Gängige Hygrometer sind im Handel schon für etwa zehn Euro erhältlich. Meistens messen sie die Luftfeuchtigkeit zusammen mit der Temperatur. (Quelle: RP Gießen)