2000 Überstunden in einem Jahr – Lehrer reichen Klage ein

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Deutschland leidet unter Lehrermangel. Zwei Lehrer klagen aufgrund zu hoher Belastung. Der Lehrerverband fordert gravierende Änderungen.

Stuttgart – Zwei Gymnasiallehrer aus Baden-Württemberg haben Klage vor dem Stuttgarter Verwaltungsgericht eingereicht. Die beiden Lehrkräfte streben an, dass das Gericht offiziell feststellt, ob ihre Arbeitszeit die vorgeschriebene Wochenarbeitszeit überschreitet. Bisher existiert bei Lehrern keine formelle Erfassung der Arbeitszeit.

Die beiden Lehrkräfte aus dem Regierungsbezirk Stuttgart hätten in den vergangenen Jahren ihre Arbeitszeit genau erfasst. Dabei kam heraus, dass beide mehr als 2000 Stunden pro Jahr geleistet hätten, wie der Landesvorsitzende des Philologenverbands (PhV) Ralf Scholl gegenüber der Schwäbischen Zeitung erklärte. Zum Verständnis: Die Jahresarbeitszeit für Beamte liegt nur bei 1800 Stunden.

Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken: Immer mehr Quereinsteiger unterrichten an deutschen Schulen. © Imago

Lehrerverband kritisiert: Keine zuverlässige Arbeitszeiterfassung bei Lehrern

Aus Sicht von Scholl sind der klagende Lehrer und die klagende Lehrerin keine Einzelfälle. „Die große Mehrheit der Lehrkräfte kommt mit der 41-Stunden-Woche nicht hin“, so Scholl. Die hohe Arbeitszeit sei auch einer der Gründe, warum Lehrkräfte zu den Berufsgruppen mit den höchsten Burn-out-Raten gehörten.

Der Verbandschef bezog sich auf ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom September 2022, das die verpflichtende Erfassung von Arbeitszeit in Deutschland festlegte. Das Bundesarbeitsministerium legte im April des letzten Jahres einen Gesetzentwurf vor, der vorsieht, dass die Arbeitszeit künftig elektronisch erfasst wird. Scholl äußerte bereits im September 2023 den Wunsch, dass die Arbeitszeit der Lehrkräfte endlich zuverlässig erfasst wird.

Laut einer Prognose der Kultusministerkonferenz (KMK) verschärft sich der Lehrermangel in Deutschland bis 2035 weiter. Die Schülerzahl steigt stärker als erwartet. Das führe dazu, dass bis 2035 voraussichtlich 68.000 Lehrkräfte fehlen werden. Die Teilzeitquote bei Lehrkräften erreichte 42,3 Prozent im Schuljahr 2022/23. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der KMK empfiehlt daher radikale Notmaßnahmen. Darunter auch eine Beschränkung der Teilzeit bei Lehrkräften, um dem Mangel entgegenzuwirken. Entspannung wird nur im Grundschulbereich erwartet. (ls mit dpa)

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