Top-Verdienerin erwägt Dubai-Auswanderung: "Kann mir kein zweites Kind leisten“

Die 40-jährige Projektmanagerin Dina Karnis aus Hampshire steht vor einer schwierigen Entscheidung: Sie erwägt, Großbritannien zu verlassen und nach Dubai zu ziehen. Obwohl sie mit einem Jahresgehalt von 110.000 Pfund (etwa 125.770 Euro) zu den Top-Verdienern des Landes gehört, bleibt ihr am Monatsende kaum Geld übrig. „Ich fühle mich, als würde ich trotz 20 Jahren harter Arbeit und einem sechsstelligen Gehalt immer noch von Monat zu Monat leben“, sagte sie gegenüber  „The I Paper“.

Karnis leidet unter der britischen Steuerfalle

Karnis kritisiert das britische Steuer- und Sozialsystem scharf. Sie gehört zu den Arbeitnehmern, die unter der sogenannten „60-Prozent-Steuerfalle“ leiden. Verdiener mit einem Einkommen zwischen 100.000 und 125.140 Pfund (etwa 114.330 und 143.000 Euro) behalten nur 40 Prozent jedes zusätzlich verdienten Pfunds, da der steuerfreie Grundbetrag von 12.570 Pfund (etwa 14.370 Euro) bei Einkommen über 100.000 Pfund schrittweise reduziert wird. „Am Ende des Monats habe ich weniger übrig als Familien, in denen ein Elternteil nicht arbeitet“, erklärt sie.

Zusätzlich ist Karnis als Alleinerziehende nicht berechtigt, kostenlose Kinderbetreuung zu erhalten – ein weiterer Punkt, den sie als ungerecht empfindet. „Es ist extrem unfair, dass ich in ein System einzahle, von dem ich nicht profitieren kann“, sagt sie. Familien mit zwei arbeitenden Elternteilen, deren gemeinsames Einkommen über ihrem liegt, können hingegen oft von staatlicher Unterstützung profitieren, solange keiner der Partner mehr als 100.000 Pfund verdient.

Eine alleinerziehende Mutter möchte Großbritannien verlassen und in Dubai neu anfangen.
Eine alleinerziehende Mutter möchte Großbritannien verlassen und in Dubai neu anfangen. (Symbolbild) Getty Images

Dina: „Ich kann mir kein zweites Kind leisten“

Die finanziellen Belastungen haben für Karnis weitreichende Konsequenzen, wie sie „The I Paper“ erzählt: „Ich kann mir kein zweites Kind leisten und meiner Tochter keinen Bruder oder eine Schwester schenken.“ Auch die Abschaffung der Zwei-Kind-Grenze für Sozialleistungen im jüngsten Budget kritisiert sie: „Es ist frustrierend, dass Menschen belohnt werden, die nicht arbeiten und mehrere Kinder haben.“

Dubai erscheint ihr als attraktive Alternative. Die Stadt bietet nicht nur ein angenehmes Klima, sondern auch steuerliche Vorteile. Es gibt keine Einkommens-, Kapitalertrags- oder Erbschaftssteuer. „Nach all den Jahren harter Arbeit fühle ich mich vom britischen System bestraft“, sagt Karnis.

Versteckte Belastung: So entsteht die „60 per cent tax trap“ im UK-Steuersystem

  • Die sogenannte „60-Percent-Tax-Trap“ beschreibt eine versteckte Steuerfalle im britischen Einkommensteuersystem, von der vor allem mittlere und höhere Einkommen betroffen sind.
  • Wie TaxAssist Accountants erklären, entsteht diese Falle dadurch, dass der steuerfreie Grundfreibetrag (Personal Allowance) ab einer bestimmten Einkommensgrenze schrittweise abgeschmolzen wird. Für jedes zusätzlich verdienten 2 Pfund geht 1 Pfund des Freibetrags verloren.
  • Laut Berechnungen von KDW Financial Planning führt dies zu einem effektiven Grenzsteuersatz von rund 60 Prozent.
  • Viele Betroffene bemerken diese Belastung erst, wenn trotz Gehaltserhöhung das Nettogehalt kaum steigt.
  • Die Steuerfalle gilt als besonders problematisch, da sie die Progression stark verzerrt und wenig transparent ist.
  • Analysen von JW Hinks zufolge zahlen Arbeitnehmer in dieser Zone einen höheren Grenzsteuersatz als manche Spitzenverdiener, obwohl ihr nominaler Steuersatz niedriger wäre. Dadurch können Gehaltserhöhungen oder zusätzliche Arbeitsstunden finanziell unattraktiv erscheinen.