Neue RSV-Impfung: Für wen sie empfohlen wird und wie lange sie schützt

Was ist das RSV-Virus und wie verbreitet es sich?

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein weltweit verbreiteter Erreger von Atemwegsinfektionen und gehört zur Familie der Paramyxoviren. Es betrifft vor allem die unteren Atemwege und ist besonders häufig bei Kindern: Fast jedes Kind macht bis zum zweiten Lebensjahr eine RSV-Infektion durch. 

Während die Symptome oft einer Erkältung ähneln, kann das Virus bei Säuglingen, Kleinkindern, älteren Menschen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem zu schweren Verläufen wie Bronchiolitis oder Lungenentzündung führen. Eine dauerhafte Immunität gibt es nicht, weshalb Reinfektionen im Laufe des Lebens möglich sind. 

Das Virus wird hauptsächlich über Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen sowie durch direkten Kontakt übertragen. Es kann auch über Hände, gemeinsam genutzte Gegenstände oder Oberflächen weitergegeben werden. Auf Händen überlebt das Virus bis zu 30 Minuten, auf Oberflächen sogar mehrere Stunden. Aufgrund seiner hohen Ansteckungsfähigkeit reichen bereits wenige Viruspartikel aus, um eine Infektion auszulösen. 

Die Inkubationszeit beträgt in der Regel zwei bis acht Tage, und Erkrankte sind etwa drei bis acht Tage infektiös – bei Kleinkindern und immungeschwächten Personen kann diese Phase länger andauern. Zusammengefasst ist RSV ein hoch ansteckendes Atemwegsvirus, das sich vor allem durch Tröpfchen und direkten Kontakt verbreitet und je nach Alter und Gesundheitszustand unterschiedlich schwere Krankheitsverläufe verursachen kann.

Dr. Christoph Nitsche ist Facharzt für Innere Medizin und Notfallmedizin. Seine Facharztausbildung absolvierte er am Marienhospital Euskirchen mit Schwerpunkt in der Kardiologie und Notfallmedizin. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Welche Personengruppen sind besonders von einer RSV-Infektion betroffen?

Eine Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) kann für bestimmte Personengruppen ein erhöhtes Risiko darstellen, insbesondere wenn die Atemwege empfindlicher oder die Immunabwehr geschwächt ist. Zu den besonders gefährdeten Gruppen gehören: 

  • Säuglinge und Kleinkinder: Besonders betroffen sind Kinder unter sechs Monaten, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist. Frühgeborene sind aufgrund einer unreifen Lunge und eines schwächeren Immunsystems besonders anfällig. Auch Kinder mit angeborenen Herzfehlern oder chronischen Lungenerkrankungen wie Bronchopulmonaler Dysplasie oder Mukoviszidose haben ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe.
  • Ältere Menschen: Personen ab 65 Jahren sind ebenfalls gefährdet, da das Immunsystem im Alter weniger effektiv arbeitet. Bei ihnen können RSV-Infektionen ähnlich wie bei der Influenza schwer verlaufen.
  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem: Dazu zählen Personen mit Erkrankungen wie Krebs, HIV oder solche, die nach einer Organtransplantation Immunsuppressiva einnehmen. Ihr Körper kann Viren wie RSV schlechter bekämpfen.
  • Menschen mit chronischen Erkrankungen: Chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Niereninsuffizienz erhöhen das Risiko für schwere Atemwegsinfektionen. 

Diese Gruppen tragen ein höheres Risiko für Komplikationen, Krankenhausaufenthalte und in seltenen Fällen lebensbedrohliche Verläufe.

Wie äußern sich die Symptome einer RSV-Infektion und wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Eine Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) kann sich je nach Alter und Gesundheitszustand unterschiedlich äußern. Bei Kindern beginnt sie oft mit Erkältungssymptomen wie Schnupfen, Husten, Niesen und Fieber. Im Verlauf können schwerere Anzeichen auftreten, darunter schnelle, angestrengte Atmung, Pfeif- oder Brummgeräusche (Giemen), Atempausen – insbesondere bei Säuglingen – sowie Trinkschwäche und eine schlechte Nahrungsaufnahme. 

Ein ernstes Warnsignal ist die Blaufärbung von Lippen oder Nägeln, die auf Sauerstoffmangel hinweist. Erwachsene erleben RSV meist wie eine gewöhnliche Erkältung mit Symptomen wie Schnupfen, Husten, Halskratzen und leichtem Fieber. Bei älteren Menschen oder chronisch Kranken besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für Komplikationen wie Bronchitis oder Lungenentzündung. 

Ein Arztbesuch ist bei Säuglingen und Kindern dringend erforderlich, wenn Atemnot, sehr schnelle oder erschwerte Atmung auftreten oder sich Einziehungen zwischen den Rippen zeigen („Bauchatmung“). Auch Trinkverweigerung, Austrocknungszeichen wie trockene Windeln oder Mundtrockenheit, hohes Fieber, ungewöhnliche Schläfrigkeit oder eine Blaufärbung der Lippen/Nägel erfordern sofortige medizinische Abklärung. Erwachsene sollten einen Arzt aufsuchen, wenn sie unter bestehenden Herz- oder Lungenerkrankungen leiden und sich die Symptome verschlechtern. Ebenso ist Vorsicht geboten bei anhaltendem hohen Fieber, Atemnot oder starker Abgeschlagenheit. 

Ältere Menschen mit „ungewöhnlichen“ Grippesymptomen sollten ebenfalls frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. RSV kann harmlos beginnen, aber besonders bei Babys, älteren Menschen und Risikopatienten schnell gefährlich werden. In solchen Fällen gilt: Frühzeitig zum Arzt oder direkt in die Notaufnahme!

Gibt es eine Impfung gegen das RSV-Virus und wer sollte geimpft werden?

Ja, seit kurzem sind in Europa, einschließlich Deutschland, Impfstoffe gegen das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) verfügbar. Diese richten sich vor allem an Risikogruppen, da RSV-Infektionen bei der Allgemeinbevölkerung meist mild verlaufen. Die Impfstrategien umfassen drei Hauptgruppen: ältere Erwachsene, Schwangere und Säuglinge. 

1. Impfstoffe für Erwachsene: Für Menschen ab 60 Jahren stehen die Impfstoffe *Arexvy®* (GSK) und *Abrysvo®* (Pfizer) zur Verfügung. Ziel ist es, ältere Menschen vor schweren RSV-Verläufen zu schützen, da sie häufiger Komplikationen entwickeln. Die Ständige Impfkommission (STIKO) prüft derzeit eine generelle Empfehlung für diese Altersgruppe sowie für Patienten mit Vorerkrankungen. 

2. Impfung in der Schwangerschaft: Der Impfstoff *Abrysvo®* ist auch für Schwangere im zweiten oder dritten Trimester zugelassen. Durch die Impfung werden mütterliche Antikörper auf das ungeborene Kind übertragen, was den Säugling in den ersten Lebensmonaten schützt – ähnlich wie bei der Pertussis-Impfung während der Schwangerschaft. 

3. Antikörper-Prophylaxe für Säuglinge: Für Neugeborene gibt es keine klassische Impfung, jedoch wird der monoklonale Antikörper *Nirsevimab* (*Beyfortus®*) eingesetzt. Eine einmalige Gabe nach der Geburt bietet Schutz über mehrere Monate hinweg, insbesondere während der RSV-Saison. Diese Prophylaxe wird vor allem Frühgeborenen und Risikokindern empfohlen, inzwischen aber auch gesunden Neugeborenen. 

Zusammenfassung:

  • Menschen ab 60 Jahren: Impfung empfohlen, besonders bei Vorerkrankungen.
  • Schwangere: Impfung zum Schutz des Neugeborenen.
  • Säuglinge: Schutz durch Antikörpergabe (*Nirsevimab*).

Wie oft muss die Impfung gegen das RSV-Virus durchgeführt werden, und gibt es Auffrischungen?

Die Häufigkeit der RSV-Impfung und die Notwendigkeit von Auffrischungen hängen von der Zielgruppe ab, da die Impfempfehlungen aktuell noch in Entwicklung sind. Für Erwachsene ab 60 Jahren ist derzeit eine einmalige Impfung zugelassen. 

Ob Auffrischungen notwendig sind, wird noch untersucht. Erste Daten deuten darauf hin, dass der Schutz mindestens eine RSV-Saison anhält, möglicherweise länger. Die Ständige Impfkommission (STIKO) prüft, ob regelmäßige Auffrischungen – ähnlich wie bei der Grippeimpfung – sinnvoll sein könnten. 

Für Schwangere gilt die Empfehlung einer einmaligen Impfung pro Schwangerschaft im zweiten oder dritten Trimester. Eine Auffrischung ist hier nicht vorgesehen, da das Hauptziel der Schutz des Neugeborenen vor RSV-Infektionen ist. Bei Säuglingen erfolgt keine klassische Impfung, sondern eine Antikörpergabe (Nirsevimab). Diese wird einmalig kurz nach der Geburt oder vor Beginn der RSV-Saison verabreicht. 

Für besonders gefährdete Kinder, wie Frühgeborene mit chronischen Lungenerkrankungen, kann eine Wiederholung in der nächsten Saison sinnvoll sein. 

Erwachsene benötigen derzeit eine Dosis mit unklarer Auffrischungsperspektive, Schwangere eine Dosis je Schwangerschaft und Säuglinge eine Antikörpergabe pro Saison mit möglichen Wiederholungen bei Risikogruppen.