Cannabis-Unternehmen strebt an Börse

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Starnberg
  4. Herrsching

KommentareDrucken

Die Legalisierung von Cannabis ist viel diskutiert, könnte die medizinische Verwendung aber vereinfachen. © DPA

Im Bundestag soll in der kommenden Woche das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung verabschiedet werden, damit die erste Stufe der Legalisierung im April in Kraft treten kann. Dies betrifft in gewisser Weise auch das Herrschinger Unternehmen Canify, ehemals Bavaria Weed, das medizinisches Cannabis vertreibt und an die Börse strebt.

Herrsching – Bavaria Weed aus Herrsching war im Jahr 2020 das einzige Unternehmen in Bayern, das Cannabis in großen Mengen importieren und in ihrer Anlage in Leipheim verarbeiten durfte. Der Rechtsnachfolger Canify erhofft sich durch die vom Gesetzgeber geplante Legalisierung von Cannabis eine Dynamik, die dem Unternehmen Anschub leistet, sobald die Pflanze nicht mehr als Betäubungsmittel gehandelt wird. Als Betäubungsmittel nämlich ist es für Ärzte bislang noch mit viel Aufwand verbunden, Cannabis zu verschreiben. Sobald diese Hürde fällt, könnte dies Canify beflügeln, auch wenn der Fokus auf medizinischem Cannabis bleibe, sagt der geschäftsführende Vorstand Sascha Mielcarek.

Die Bavaria-Weed-Gründer Thomas Hoffmann und Stefan Langer aus Herrsching haben den Rechtsnachfolger verlassen. Sie hatten das Unternehmen gegründet, nachdem medizinisches Cannabis schon im Jahr 2017 auf Rezept verfügbar geworden war. Ihr Ziel war, europaweit führend ins Geschäft zu kommen. Vermutlich auch deshalb holten sie das dänische Unternehmen Canify AS mit ins Boot. Es verfügt über eine pharmazeutische Cannabis-Produktionsanlage in Dänemark. 2022 fusionierten die beiden Unternehmen, in der Folge wurde aus der Bavaria Weed GmbH die Canify AG. Erklärtes Ziel der neuen Inhaber ist es, mittelfristig mit ihrer Marke an die Börse zu gehen. Langer ging das zu weit. „Ich wollte bodenständig bleiben“, sagt er. Er gründete bei Leipheim ein neues Unternehmen, neben der alten Produktionsstätte, die er aktuell an Canify vermietet.

Firmensitz des Unternehmens ist weiterhin Herrsching, Vorstand Mielcarek: „Dort sind und bleiben wir im Handelsregister geführt.“ Der Ökonom leitet seit einem Jahr die Geschäfte und hat sein Büro in Köln. „In Herrsching haben wir aktuell zwei Mitarbeiter“, sagt er. Die Büro-Standorte Köln und Berlin seien nach der Pandemie eingerichtet worden, auch um flächendeckender aufgestellt zu sein. Geblieben ist die Produktionsanlage in Leipheim. Insgesamt beschäftige Canify aktuell 25 Mitarbeiter.

Börsengang mittelfristiges Ziel

Mittelfristig sei der Gang an die Börse eingeplant, sagt er vorsichtig, nachdem mit desem Schritt schon im vergangenen Jahr geliebäugelt worden war. Die anstehende Legalisierung könnte das Vorhaben durchaus voranbringen, auch wenn die Freizeitlegalisierung keinen direkten Einfluss auf die Geschäfte habe. Aber sobald Cannabis nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft werde, könnten es Ärzte leichter verschreiben. Aktuell, erklärt Canify-Aufsichtsrat Sebastian Pötzsch, sei dies nur mit diversen bürokratischen Hürden verbunden – dies beginne beim Ausfüllen des Rezeptes und ende damit, dass diese sicher in einem Safe verwahrt werden müssten. „Wir erhoffen uns durchaus, dass die Akzeptanz bei den Ärzten mit der Legalisierung zunimmt“, sagt Pötzsch. Cannabis könnte wie jedes andere Medikament verschrieben werden.

Aus medizinischer Sicht wird Cannabis in der Hauptsache bei Schmerzsymptomen eingesetzt, aber auch in der mentalen Gesundheit. Mit der Freizeit-Legalisierung wird eine Schwächung des Schwarzmarktes angestrebt. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass Erwachsene bis zu 25 Gramm Cannabis für den Eigenkonsum besitzen und drei Cannabis-Pflanzen zu Hause anbauen dürfen. Clubs mit bis zu 500 Mitgliedern dürfen gemeinschaftlich Cannabis anbauen. Der Entwurf wurde allerdings schon mehrfach geändert. Auch aktuell halten Landesminister die Umsetzung für unverantwortlich, die Bundesärztekammer äußert sich ebenso kritisch zu dem Vorhaben.

Auch interessant

Kommentare