Beim ersten Freisinger „Science Slam“ wurde Wissenschaft witzig, unterhaltsam und verständlich erklärt
Wie kann Wissenschaft witzig, unterhaltsam und vor allem verständlich einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden? Freising hat darauf die perfekte Antwort gefunden.

Freising – Zwischen zu Mensch gewordenen Molekülen und Harry-Potter-Zauberschlamm erklärten fünf Forscherinnen und Forscher einem rappelvollen Lindenkeller unter anderem das Geheimnis, weshalb Craft-Bier manches Mal nach „Katzenpipi“ riechen kann. Das Ganze in Form eines „Science Slams“ der ansässigen Forschungseinrichtungen, der kürzlich Premiere feierte.
Freisings Poetry-Slams bekommen jetzt in Form der Science Slams ernsthafte Konkurrenz. Als Gemeinschaftsprojekt von der TUM, der HSWT, der LfL, dem Fraunhofer IVV und dem Leibniz-LSB@TUM des Campus Weihenstephan organisiert und durch die Stadt Freising und die Curiocity gGmbH als Kooperationspartner gestärkt, wurde ein Event auf die Bühne gebracht, das ein enormes „Sendung mit der Maus“-Potenzial hat – allerdings halt für wissenschaftsaffine Erwachsene.
Fünf Forscherinnen und Forscher stellen dabei ein bestimmtes Thema vor, knapp zusammengedampft und unterhaltsam präsentiert. Nach zehn Minuten kann es bei Gefallen eine Minute Verlängerung geben, danach sind Fragen erlaubt. Als Sieger geht hervor, wer das Publikum einerseits am besten unterhält, andererseits aber auch sein Thema punktgenau servieren kann.
Klaas Reglitz von dem Leibniz-LSB@TUM gelang das als allerersten Kandidaten schon mal recht gut. Kein Wunder: Sein Thema war Bier – die Aromenvielfalt im Craft-Bier. Via einer bunten Comic-Powerpoint-Präsentation dröselte Reglitz die Suche nach dem stinkenden Übeltäter im Craft-Bier wie einen Kriminalfall auf und hatte dann auch gleich einen guten Tipp für alle Liebhaber dieses Bieres mit dabei: „Nie zu lange aufbewahren und kühl lagern, sonst riecht es schnell seltsam.“

„Ich bin gern ein Klugscheißer im Alltag“, so beschrieb sich anschließend Helen Haug vom Fraunhofer, weshalb sie auf der Lindenkeller-Bühne gut aufgehoben sei. Ihr Thema: „Ich rieche etwas, was du nicht siehst“. Sie erklärte im Schnelldurchlauf, weshalb Metall durch Hautkontakt riecht, weshalb uns das manchmal an Blut erinnert – und wie Gerüche und Erinnerungen mit Orten und Ereignisse zusammenhängen. Um die Zuschauer mit auf diese Reise zu nehmen, schlüpfte Haug in die Rolle eines Moleküls und erklärte so, wie anhand modernster Technik Geruchsstoffe analysiert werden.
Magisch ging es bei Julian Eckert von der HSWT zu, der als Harry Potter auf die Bühne kam und die Zuschauer mit einem „Biorieselbettreaktor“ überraschte. Der Reaktor kann flüchtige organische Verbindungen via „Zauberschlamm“ einfangen – und das ohne derart die Umwelt zu belasten, wie es aktuelle Filteranlagen tun. Auch noch auf der Bühne: Simone Göppert von der TUM mit „Wie erkennt die Zelle Viren?“, sowie Tunaiye Uapingene vom LfL-Institut für Pflanzenschutz mit „Virus Detect“. Was bei einigen Vorträgen deutlich wurde: Der Grad, bei dem ein Thema zu komplex und zu kompliziert wird, um es auf zehn Minuten einzudampfen, ist ein schmaler – jedenfalls wenn „normale“ Menschen erreicht werden wollen und eben keine mit Fachwissen.
Eines war am Ende noch klar: Einfach wird die Entscheidung um den Sieger des ersten Freisinger Science Slams nicht. Ein Unterschied in der Applausstärke war nämlich erst einmal nicht auszumachen. Den rettenden Einfall hatte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher: und zwar via einer Dezibel-App auf seinem Handy, mit der dann schnell Helen Haug vom Fraunhofer als Siegerin eruiert werden konnte. „Das heute waren superspannende und sehr lustige Vorträge – das war schon wahnsinnig unterhaltsam“, lobte Eschenbacher. Was ihn beruhigte, als er die zu überreichende Trophäe genauer anschaute: „Der Pokal ist ja ein Wanderpokal – also muss es weitergehen.“ Moderiert wurde der Abend von Kim Ludwig-Petsch.