Trumps zügelloser Zoll-Wahn produziert am Ende nur Verlierer
- Im Video: Kanada droht USA mit Stopp von Stromlieferungen - Trumps Zölle sind der Grund
Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle für Waren aus Mexiko und Kanada sind laut US-Medien um kurz nach Mitternacht (Ortszeit) in Kraft getreten. Dies berichteten unter anderem New York Times, Wall Street Journal und der Sender CNN. Trump hatte zuvor in Washington erklärt, dass die Strafmaßnahmen auf Waren aus Kanada und Mexiko in Höhe von 25 Prozent ab Dienstag gelten würden. „Präsident Donald J. Trump fährt mit der Einführung von Zöllen gegen Kanada und Mexiko fort“, hieß es in einer vom Weißen Haus veröffentlichten Mitteilung vom Montag. Zusätzlich hat Trump per Dekret die im Februar beschlossenen Importzölle auf Waren aus China verdoppelt.
„Die Börsen sind politisch getrieben wie lange nicht“
Die neuen Zölle drohen nun, einen Handelskrieg auszulösen, dessen Folgen für die Weltwirtschaft ungewiss sind. Trumps Ankündigung ließ die Aktienmärkte weltweit einbrechen. Der S&P 500 fiel um 1,76 % – der schlechteste Tag seit Dezember. Der Index liegt nun für 2025 im Minus. Auch der Dow Jones Industrial Average verlor 1,48 %, während der Nasdaq Composite um 2,64 % einbrach. Der Bitcoin stürzte um 12 % auf rund 82.000 $ ab. Auch am deutschen Aktienmarkt kehrte am Dienstag Ernüchterung ein. Im frühen Handel verlor der deutsche Leitindex DAX 1,59 Prozent und fiel auf 22.779,50 Punkte. „Die Börsen sind politisch getrieben wie lange nicht“, kommentierte Thomas Altmann von QC Partners. „Und mit der Dominanz politischer Themen steigt die Volatilität an.“ Der Handelskrieg sei nun voll im Gange, und die Gefahr sei groß, dass es am Ende nur Verlierer gebe.
Laut der New York Times machten die Importe aus Kanada, Mexiko und China zusammen mehr als 40 Prozent aller US-Importe aus. Trump begründet die Zölle gegen Mexiko und Kanada damit, dass die Nachbarländer nicht ausreichend gegen Drogenhandel und illegale Migration an den gemeinsamen Grenzen vorgingen. Generell nutzt Trump Zolldrohungen gern als Verhandlungstaktik. In den vergangenen Wochen hatte er diverse Zölle angekündigt – einige wurden jedoch direkt wieder ausgesetzt. So verhielt es sich auch mit den Zöllen auf Waren aus Kanada und Mexiko.
Einige von Trumps klügeren Beratern hatten gehofft, dass er erneut Weitsicht walten ließe. Doch falsch gedacht. Trump besteht auf den Zöllen, da er glaubt, sie würden ein neues goldenes Zeitalter in den USA einläuten – getreu dem Motto „America First“. Doch seine Weltsicht scheint in der alten Welt verhaftet zu sein. Die Realität sieht anders aus: In der vernetzten Welt von heute sind solche isolierten nationalen Maßnahmen kaum noch umsetzbar.
„Trump trifft Freunde, nicht Feinde"
Ein Beispiel des Wall Street Journals verdeutlicht dies: „Trump trifft Freunde, nicht Feinde. Seine Abgaben werden jede grenzüberschreitende Transaktion treffen, und der nordamerikanische Fahrzeugmarkt ist so verflochten, dass manche Autos bis zu acht Mal eine Grenze überqueren, während sie zusammengebaut werden.“ Sein Gusto, steigende Aktienmärkte als Zeichen für den Erfolg seiner Politik zu verkaufen, wird darunter leiden – und tut es bereits. Denn die US-Wirtschaft zeigt kaum Vorfreude auf Trumps Politik.
Im Gegenteil: Eine Reihe von Indikatoren deutet auf eine Verlangsamung des Wachstums im ersten Quartal hin. Dies ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um neue Zölle und Unsicherheiten zu schaffen. In der vergangenen Woche sprangen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um 22.000 nach oben, während die Verbraucherausgaben im Januar deutlich zurückgingen.
Auch der Immobilienmarkt bleibt in mittelmäßiger Verfassung. Gleichzeitig kam es im Januar zu einem Importboom, da Unternehmen versuchten, sich vor den neuen Zöllen abzusichern. Diese Entwicklungen führten dazu, dass die Atlanta Federal Reserve ihre Wachstumsprognose für das erste Quartal auf -1,5 Prozent senkte. Diese Prognose ist volatil und passt sich neuen Echtzeit-Daten an. Doch auch Analysten an der Wall Street haben ihre Wachstumsprognosen reduziert. Die Fed warnt zudem vor den Auswirkungen der Strafzölle auf die Inflation. Die jüngste, einstimmige Entscheidung, den Leitzins unverändert zu lassen, ist ein Zeichen des Abwartens, um die möglichen wirtschaftlichen Folgen von Trumps Zöllen zu bewerten.
Schwerwiegende Folgen für die deutsche Wirtschaft
Doch die Auswirkungen gehen weit über die USA hinaus. Die Weltbank warnt, dass die neu verhängten Zölle das globale Wirtschaftswachstum um 0,3 Prozentpunkte im Jahr 2025 reduzieren könnten. Besonders betroffen sind Länder mit engen Handelsbeziehungen zu den USA und China. Deutschland etwa, das stark exportabhängig ist, wird durch den Handelskrieg empfindlich getroffen.
Michael Hüther, der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), erwartet, dass Strafzölle durch die neue US-Regierung des designierten Präsidenten Trump schwerwiegende Folgen für die deutsche Wirtschaft haben könnten. Laut Hüther würde „das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland nächstes Jahr um circa 0,3 Prozent und die Jahre danach um bis zu 1,2 Prozent reduziert“, falls Strafzölle auf US-Waren eingeführt würden.
Besonders die deutsche Autoindustrie steht im Fokus. Fast alle Hersteller und viele Zulieferer nutzen Mexiko als Produktionsstandort und beliefern von dort aus den US-Markt. Die Zölle gegen Kanada treffen auch Volkswagen, da die Wolfsburger eine Batteriezellfabrik in Ontario planen, um ihre E-Auto-Produktion in den USA zu unterstützen.
Schwellenländer ebenfalls betroffen
Die globalen Lieferketten sind heute so stark verflochten, dass die Auswirkungen des Handelskriegs bis in die Schwellenländer reichen. China ist nicht nur ein wichtiger Handelspartner der USA, sondern auch vieler anderer Staaten. Wenn chinesische Exporte durch US-Zölle belastet werden, sinkt die Nachfrage nach Rohstoffen aus Ländern wie Brasilien oder Australien, die stark von ihren Handelsbeziehungen mit China abhängen. Gleichzeitig könnten sich chinesische Firmen neue Absatzmärkte suchen, was für Europa einerseits neue Konkurrenz, andererseits aber auch Chancen bedeutet.
Während Trump glaubt, die US-Wirtschaft mit seinen Zöllen zu schützen, zeigt sich immer deutlicher, dass Protektionismus in einer vernetzten Welt keine Gewinner kennt.