Sardinien - Italienisches Dorf lockt Auswanderer nach den US-Wahlen mit Ein-Euro-Häusern

Das sardische Dorf Ollolai in Italien bietet insbesondere US-amerikanischen Auswanderern Häuser für einen Euro an - doch auch Auswanderern von anderswo ist der Kauf möglich. Bürgermeister Francesco Columbu erhofft sich davon eine Belebung des Dorfes, das mit einem stetigen Bevölkerungsrückgang zu kämpfen hat. Der Ort setzt nun verstärkt auf US-Bürger, die von der politischen Situation in den USA nach den Wahlen enttäuscht sind.

Dorf auf Sardinien will US-Bürger anlocken: „Wir setzen auf sie“

Ollolai setzt auf eine neue Taktik, um seine Bevölkerung zu vergrößern. Bürgermeister Columbu kündigte laut CNN an, dass bevurzugt Amerikaner nach den Präsidentschaftswahlen ein Haus für einen Euro kaufen können.

„Wir setzen auf sie“, so Columbu. Die Stadt hat eine Website eingerichtet, um US-Bürger anzusprechen und ihnen „schnelle Verfahren“ zu ermöglichen.

Laut CNN bietet Ollolai nicht nur Ein-Euro-Häuser an, sondern auch kostenlose Unterkünfte für digitale Nomaden und schlüsselfertige Häuser für bis zu 100.000 Euro. Ein speziell zusammengestelltes Team soll potenzielle Käufer durch den gesamten Kaufprozess begleiten.

Bürgermeister betont: „Amerikaner werden bevorzugt“

CNN berichtet, dass die Bevölkerung von Ollolai über die Jahre von 2250 auf 1150 Menschen geschrumpft ist. „Natürlich können wir Menschen aus anderen Ländern nicht ausschließen, aber Amerikaner werden bevorzugt“, betont Columbu gegenüber CNN.

Sardinien
Sardinien ist bekannt für seine besonders schönen Sandstrände. Gettyimages

Wo ist der Haken an dem Haus-Angebot?

Doch gibt es an dem Angebot einen Haken? Zumindest gab es das verlockende Angebot aus Ollolai bereits 2018. Damals hieß es, Käufer müssen bereit sein, die baufälligen Häuser innerhalb von drei Jahren zu sanieren, was Investitionen von etwa 30.000 Euro erfordert - möglicherweise auch mehr.

Ein ähnliches Projekt war bereits im sizilianischen Dorf Gangi erfolgreich. Auch dort haben Käufer aus aller Welt die örtlichen Immobilien belebt und so den Ort gleich mit.

Von Chicago nach Sambuca: Spontankauf mit historischen Wurzeln

Die Amerikanerin Meredith Tabbone ist eine von vielen, die von der "Ein-Euro-Haus"-Aktion in Italien angezogen wurde. Im April 2019 ersteigerte sie ihr erstes Haus in Sambuca auf Sizilien für gerade einmal 5555 Euro. Mittlerweile hat die 43-jährige Finanzberaterin aus Chicago zwei weitere Häuser in der Stadt erworben, die derzeit renoviert werden.

Dass Tabbone überhaupt auf die Aktion aufmerksam wurde, war purer Zufall. Obwohl sie zuvor nie in Sizilien gewesen war, fühlte sie sich durch eine familiäre Verbindung angezogen: Ihr Urgroßvater stammte aus Sambuca. 

Kurzerhand bot sie auf ein Gebäude – und gewann. „Es war keine überlegte Entscheidung“, schreibt sie heute auf Instagram und gibt damit Einblick in die Spontanität, die ihre Entscheidung geprägt hat.

Mann kauft Haus in Italien für einen Euro und ist überglücklich

Auch George Laing hat ein marodes dreistöckiges Haus im Hügeldorf Mussomeli auf Sizilien für nur einen Euro gekauft. Trotz anfänglicher Skepsis seiner Freunde, die einen Betrug vermuteten, entschied sich George, das Risiko einzugehen. 

Er erkannte das Potenzial des heruntergekommenen Hauses, das dringend renoviert werden musste. Die Renovierungskosten schätzte er auf etwa 17.000 Euro, wenn er die Arbeiten selbst durchführt. Bisher hat George rund 5200 Euro in das Haus investiert.

Fünf Fakten über Sardinien:

  • Größe und Bevölkerung: Sardinien ist mit einer Fläche von 24.090 Quadratkilometer die zweitgrößte Mittelmeerinsel und hat rund 1,6 Millionen Einwohner.
  • Sprache und Kultur: Neben Italienisch sprechen etwa 1,5 Millionen Menschen Sardisch, eine eigenständige Sprache mit romanischen Wurzeln.
  • Küstenparadies: Sardinien hat eine Küstenlinie von über 1800 Kilometern mit über 300 Stränden, darunter die berühmte Costa Smeralda.
  • Historische Stätten: Die Insel zählt mehr als 7000 Nuraghen, prähistorische Turmbauten, die zwischen 1800 und 500 v. Chr. errichtet wurden.
  • Langlebigkeit: Sardinien gehört zu den „Blue Zones“, wo Menschen oft über 100 Jahre alt werden – mit einer außergewöhnlich hohen Dichte an männlichen Hundertjährigen.