„Brauchen hier kein Auge zuzudrücken“
Die Mitglieder des Bauausschusses Bad Wiessee befassten sich mit einem Tekturantrag zur Modernisierung der Privatklinik Jägerwinkel. Sie waren nicht begeistert.
Bad Wiessee – Dass sich die Privatklinik Jägerwinkel in Bad Wiessee neu aufstellen möchte, ist schon lange bekannt. Seit Jahren gibt es Pläne, die Klinik zu modernisieren und zu erweitern. Bereits im Frühjahr 2021 hatte der Bauausschuss einem Antrag zur Errichtung eines Anbaus an der Ostseite des Gebäudes und dem Bau einer Tiefgarage zugestimmt. Realisiert wurde das neue Bettenhaus bislang aber nicht. Stattdessen lag dem Gremium nun ein Tekturantrag vor. Von dem zeigten sich die Bauausschuss-Mitglieder wenig begeistert.
„Vorbereitende Maßnahmen auf dem Gelände laufen schon“, teilte Bauamtsleiter Anton Bammer mit, als er die gewünschten Änderungen in der jüngsten Sitzung präsentierte. Demnach musste der Übergang vom Neubau zum Bestand umgeplant werden, die Anzahl der Patientenzimmer im neuen Bettenhaus wurde von 21 auf 17 reduziert, gleichzeitig wurden Flur- und Treppenhausbreiten vergrößert. Auch die Anzahl der Stellplätze in der Tiefgarage hat der Bauherr verringert, zudem hat der Architekt aufgrund von Brandschutz-Vorgaben einen zweiten Rettungsweg in Form einer Außentreppe an der Ostseite hinzugefügt.
Baupläne der Privatklinik Jägerwinkel: Harsche Worte zur Außentreppe
Vor allem letzterer Punkt erregte das Missfallen im Ausschuss. „Das ist noch nicht das Gelbe vom Ei“, meinte Benedikt Dörder (SPD) zur Fluchttreppe. Nachdem es sich um einen Neubau handle, müsse der Fluchtweg doch auch im Inneren des Gebäudes zu verwirklichen sein, sagte er. Ähnlich sah es CSU-Sprecher Florian Sareiter. „Wir müssen hier deutlich äußern, dass wir eine Außentreppe in dieser Form nicht wollen.“ Immerhin handle es sich hier um die Ostansicht – „man sieht direkt drauf“, gab Sareiter zu bedenken.
Noch deutlicher wurde Johannes von Miller (Grüne): „Ein Neubau mit einer so hässlichen Außentreppe geht gar nicht.“ Die Leute würden hierher kommen, um sich zu erholen. Das Haus müsse also auch ansehnlich sein. Miller kritisierte in diesem Zusammenhang die Optik der Klinik im Allgemeinen. Er bezeichnete es als „Sammelsurium von Anbauten aus verschiedenen Zeiten“. Mit seiner Meinung stand er nicht alleine. „Gestaltungsmäßig ist da noch gut Luft nach oben“, kommentierte Johann Zehetmeier (FWG) die aktuelle Planung. Benedikt Dörder, dem das neue Bettenhaus „sehr zweckmäßig“ erschien, forderte eine „zweite Runde“ im Genehmigungsverfahren, sodass der Antragsteller nachbessern könne. Das war auch im Sinne von Bernd Kuntze-Fechner (SPD): Es handle sich um einen Neubau, „da brauchen wir kein Auge zuzudrücken“.
Mit 9:0 Stimmen lehnte der Ausschuss den Tekturantrag letztlich ab. Der Klinik Jägerwinkel erteilte man den Auftrag, sowohl für die Außentreppe als auch für die Gesamtgestaltung eine „ansprechendere Lösung zu suchen“.
gab