Ukraine als Teil Russlands: Medwedew provoziert vor Schweizer Friedensgipfel auf Telegram

  • VonNils Hinsberger
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Welche Teile der Ukraine will Russland nach dem Krieg behalten? Ein provokanter Beitrag des Putin-Vertrauten Medwedew könnte Aufschluss geben.

Moskau – Dmitrij Medwedew, ehemaliger Präsident von Russland, hat die gesamte Ukraine als Teil von Russland reklamiert. Auf Telegram hat der Vertraute von Russlands Machthaber Wladimir Putin eine animierte Karte geteilt, auf der die gesamte Ukraine als Teil von Russland dargestellt wird – zu den Klängen der russischen Nationalhymne.

Kurz vor Friedenskonferenz zeigt Medwedew die Ukraine als Teil von Russland

Medwedew könnte mit diesem Beitrag auch eine Botschaft in Richtung der Friedenskonferenz zum Ukraine-Krieg gesendet haben. Am 15. und 16. Juni werden Delegationen dutzender Länder in der Schweiz erwartet, um über Wege zu beraten, wie man in der Ukraine für Frieden sorgen kann. Zuletzt sei die Zahle der Teilnehmer-Länder jedoch gesunken, wie die Nachrichtenseite Ukrainska Pravda berichtete. Demnach würden statt 93 lediglich 78 Länder an dem Treffen teilnehmen.

Die ganze Ukraine, ein Teil von Russland? Dmitri Medwedew teilte eine entsprechende Karte. (Symboldbild)

Russland selbst ist zu dem Treffen nicht eingeladen worden, was bei Putin für Aufregung gesorgt hat. „Sie laden uns einfach nicht ein“, zitiert ihn die taz bei einer Pressekonferenz in Usbekistan. „Es ist ihnen nicht gelungen, uns auf dem Kampffeld zu schlagen. Nun piepsen sie herum und wollen konferieren“, so Putin weiter. „Der Westen will den Anschein einer globalen Unterstützung der Ukraine erwecken. Es wird ihm nicht gelingen.“

Dabei sei Russland vor allem deshalb nicht zur Friedenskonferenz eingeladen worden, weil es mehrfach betont habe, nicht daran teilnehmen zu wollen, berichtete das Portal Kyiv Independent unter Berufung auf den Schweizer Außenminister Ignazio Cassis. Grund für die ablehnende Haltung des Kremls sei die Tatsache gewesen, dass die Konferenz auf Friedensvorschlägen von Wolodymyr Selenskyj, dem Präsidenten der Ukraine, beruhe.

Putins Bereitschaft für eine Waffenruhe vorbei?

Im Mai soll sich der russische Präsident noch bereit für eine mögliche Waffenruhe im Ukraine-Krieg gezeigt haben, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Vier Quellen aus dem Kreml sollen mitgeteilt haben, dass ein Einfrieren des Krieges entlang der aktuellen Frontlinien eine Option für Putin darstellen würde.

Damit würde sich Russland jedoch große Teile des Nachbarlandes einverleiben. Vor allem die Regionen Luhansk, Saporischschja, Donezk und Cherson wären davon betroffen – und auch die bereits 2014 annektierte Krim-Halbinsel. Eine rote Linie für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der die Rückeroberung aller annektierten Gebiete zu einem zentralen Ziel im Abwehrkampf gegen Russland ernannt hat.

Putins Zirkel der Macht im Kreml – die Vertrauten des russischen Präsidenten

Zu den Scharfmachern im Ukraine-Krieg gehört auch Ramsan Kadyrow.
Am 2. März 2007 wählte das tschetschenische Parlament ihn auf Putins Vorschlag zum Präsidenten des Landes
Der russische Außenminister Sergei Lawrow ist so etwas wie „Putins rechte Hand“.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wiederholt Lawrow seine Vorwürfe, der Westen führe in der Ukraine Krieg gegen Russland.
Putins Zirkel der Macht im Kreml – die Vertrauten des russischen Präsidenten

Medwedew ist Putins Scharfmacher im Ukraine-Krieg

Der russische Ex-Präsident fällt seit Beginn des Ukraine-Kriegs immer wieder durch radikale Äußerungen auf. Zuletzt drohte er den Nato-Mitgliedern offen mit einem möglichen Dritten Weltkrieg, sollten die USA Atomwaffen in Polen stationieren. Nach dem Ergebnis der EU-Wahlen forderte Medwedew zudem Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz zum Rücktritt auf. „Wartet ab, was als Nächstes passiert! Zeit, sich zurückzuziehen. Auf den Aschehaufen der Geschichte“, schrieb er auf X. (nhi)

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