„Neue soziale Frage unserer Zeit“ - Immer mehr junge Menschen fühlen sich einsam - wie Sie wieder unter Leute kommen
Sie berichtete: "Aus der Forschung wissen wir, dass Einsamkeit, wenn sie chronisch wird, mit einer ganzen Reihe von negativen Konsequenzen verbunden ist." Folgen könnten sein: Gestörter Schlaf, soziale Angst, Depression, sinkende schulische Leistungen, weniger Bewegung und Aktivitäten.
Soziale Medien können Einsamkeit eindämmen – aber auch fördern
Emotionale Einsamkeit ist das negative Gefühl, dass einem Menschen fehlen, denen man sich nahe fühlt, dass man niemanden hat, dem man sich anvertrauen kann. Soziale Einsamkeit ist das Empfinden, zu wenig Kontakte und Freundschaften zu haben, keiner Gruppe zugehörig zu sein. Die Studie zeigte: Die Qualität der Freundschaften wird als wichtiger empfunden als die Quantität. Einsamsein ist nicht dasselbe wie Alleinsein und auch nicht mit sozialer Isolation zu verwechseln.
Einsamkeit ist ein schmerzliches Gefühl, aber nicht per se negativ: „Sie ist auch ein Teil der Lebenserfahrung und kann eine positive Funktion haben, denn junge Menschen müssen lernen, wie sie daraus auch wieder rauskommen“, erklärt Luhmann.
Soziale Medien könnten einerseits wichtiges Werkzeug sein, um eine Kommunikation zu starten oder Kontakte zu halten. Aber: Gerade bei den Jüngeren mit exzessiver Nutzung von Handy, Computer und Co. seien die Einsamkeitswerte erhöht.
Jugendzeit ist eine sensible, instabile Lebensphase
„Die Jugendzeit ist eine Phase der Neuorientierung, der Identitätsfindung, eine sehr turbulente Lebensphase mit vielen Wechseln“, schilderte Luhmann. Jeder Wechsel in ein neues Umfeld berge auch das Risiko, dass es nicht klappe mit den Kontakten.
Manche könnten mit ihrer Einsamkeit umgehen, andere reagierten mit unwirksamen oder schädlichen Verhaltensweisen. Psychotherapeutin Franca Cerutti berichtete aus ihrer Praxis, das Einsamkeitsproblem verschärfe sich, sei schambesetzt. Wer sich als Jugendlicher stark einsam fühle, habe damit ohne ein Gegensteuern mutmaßlich auch als Erwachsener zu tun.
Es solle mehr Wissen vermittelt werden, rät die Studie. Weitere Tipps: Soziale und emotionale Kompetenzen stärken, mehr Begegnungsorte schaffen und Jugendliche da ansprechen, wo sie sind – also in Schule und Internet.
Anlaufstellen für Betroffene
Bemerken Sie bei sich selbst oder in Ihrem Umfeld, dass jemand verstärkt unter Einsamkeit leidet, sich womöglich sogar in einer psychischen Notlage befindet, können Sie sich an verschiedene Beratungsstellen wenden:
- Eine Rund-um-die-Uhr-Anlaufstelle für alle Menschen in psychischer Not ist die Telefonseelsorge mit den deutschlandweiten Telefonnummern 08001110-111 oder -222.
- Senioren und Seniorinnen über 60 Jahren erreichen unter der kostenlosen Telefonnummer 089-189 100 26 einen sogenannten „Telefon-Engel“. Freiwillige Helfer sprechen hier mit ihnen, um ihnen soziale Nähe zu geben. Auch eine Telefon-Patenschaft ist möglich.
- Auch das deutschlandweite Info-Telefon für Depressionen ist kostenlos unter 0800 33 44 5 33 erreichbar.
- Wissen, Selbsttest und Adressen rund um das Thema Depression finden Sie bei der Deutschen Depressionshilfe.
- Die Internetplattform „Freunde fürs Leben“ gibt Hilfestellung bei drohendem Suizid.
- Weitere Informationen finden Sie auch bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.
- Ein Verzeichnis von Beratungsstellen finden Sie hier: Suizidprophylaxe.de.
Tipps gegen Einsamkeit
Wer sich dauerhaft einsam fühlt, kann psychisch und körperlich erkranken. Experten erklären, was sich gegen Einsamkeit unternehmen lässt.
Kontakte pflegen
- Einen alten Freund mal wieder anrufen, die neue Nachbarin begrüßen oder einen Klassenkameraden anchatten – viele kleine Bausteine können einen großen Unterschied machen.
- Die Alzheimer Forschung Initiative räumt ein: „Vielleicht braucht es einen kleinen Ruck“, aber der könne sich lohnen.
Ehrenamt oder Hobby suchen
- Über gemeinsame Interessen trifft man schnell Gleichgesinnte.
- Die Initiative weist auch auf die Angebote von Volkshochschulen, Sportvereinen oder Musikschulen hin.
Sport und Bewegung
- Dies nannten junge Menschen in der Studie der Einsamkeitsforscherin Luhmann als wirksamste Methode gegen Einsamkeit.
- Für positive Gefühle sorgt demnach auch Musik hören.
Nicht aufgeben
- Resignieren und eine Fassade aufsetzen – das benannten die Jugendlichen dagegen als wenig wirksam.
- Auch eine sogenannte passive Lähmung, also hilfloses Abwarten, sorge eher noch für mehr Verzweiflung, warnt Psychologin Luhmann.
Menschen in ähnlicher Lage suchen
- Dies kann online erfolgen oder auch bei einer Gruppentherapie.
- Letztere bieten Psychologen an, zum Beispiel Franca Cerutti. Sie weiß, dass Betroffene oft das Gefühl haben, mit ihnen stimme etwas nicht.
- Über ihre Gruppen habe sich jedoch schon manche Freundschaft entwickelt.