Deutschland und die Frage nach den 100 Prozent
Deutschland hat mit der Niederlage gegen Portugal das Finale der Nations League verpasst. Für einen Nationalspieler aber kein Grund, sich nicht als WM-Favorit zu sehen.
Herzogenaurach – Deniz Undav ist ein Mann der klaren Worte, das kann man festhalten.
Der Angreifer des VfB Stuttgart ist kein Spieler, der den Mund nicht aufmacht. Auf der DFB-Pressekonferenz am Freitag in Herzogenaurach überraschte Undav dann aber doch mit seiner klaren WM-Titel-Aussage.
Der DFB-Pokalsieger, der bei der 1:2-Niederlage gegen Portugal 90 Minuten auf der Bank saß, antwortete auf die Frage, ob Deutschland trotz der dürftigen Leistung am Mittwoch, im kommenden Jahr in den USA um den WM-Titel mitspielen könne: „Wir zählen auf jeden Fall dazu!“
Trotz Portugal-Spiel: Undav sieht DFB-Team weiter als EM-Favorit
Anschließend relativierte Undav die Aussage: „Aber nur, wenn jeder 100 Prozent gibt!“ Das war am Mittwoch nicht der Fall, was neben Julian Nagelsmann (mehrmals), auch Kapitän Joshua Kimmich und Niclas Füllkrug (unisono) nach der Partie in der Allianz Arena monierten. Deutschland auf der Suche nach den 100 Prozent!
Es drängt sich die Frage auf, warum die DFB-Stars gegen Portugal nicht ihre Bestleistung abrufen konnten. Immerhin war ja klar das Ziel definiert worden. Leon Goretzka sagte am Tag vor dem Spiel noch, man wolle „dem Land wieder einen Titel schenken“.
Daraus wird nun aber nichts – statt sich gegen Spanien für das dramatische EM-Aus und das Cucurella-Handspiel rächen zu können, geht‘s für die Deutschen nun in Stuttgart am Sonntagmittag im Spiel um Platz 3 gegen Frankreich.
Dort will das DFB-Team nun zeigen, wie 100 Prozent aussehen. Zumindest, wenn man den Aussagen von Undav Glauben schenken mag: „Wir wissen aber, was fehlt. Am Sonntag haben wir die Chance, das nochmal zu beweisen.“
Die deutsche Nationalmannschaft und die Frage nach den 100 Prozent
Wie die Franzosen, die am Donnerstag dem Europameister in einem wilden Kick mit 4:5 (0:2) unterlagen, zu schlagen sind? „Einfach Gas geben“, so Undav: „Frankreich hat gute Spieler. Aber Spanien hat bewiesen, wie man sie schlägt.“
Das deutsche Spiel, so zeigte die Portugal-Partie, kann nur erfolgreich sein, wenn wirklich alle Spieler am Leistungslimit agieren – also eben bei 100 Prozent. Gegen Portugal waren leider zu viele Spieler bei nicht einmal 50 Prozent, wie zum Beispiel die Joker Serge Gnabry oder Robin Gosens. Aber auch Leroy Sané oder Jonathan Tah.
„Der Bundestrainer wird uns schon richtig einstellen“, so Undav am Freitag im Base Camp weiter: „Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen.“ Ohne Jamal Musiala, ohne Kai Havertz und ohne Abwehrboss Antonio Rüdiger ist der Schritt ein gewaltiger zu den so viel beschriebenen 100 Prozent.
„Wir haben nach dem Portugal-Spiel viel über das Energielevel gesprochen“, verrät Undav, um dann wieder zu erwähnen: „Wir brauchen jeden Spieler, der 100 Prozent bringt. Wenn wir das bringen, reicht das meist schon.“
Vielleicht muss man einfach drauf hoffen, dass Frankreich wieder nicht bei 100 Prozent ist. Dann hat das DFB-Team durchaus Chancen. (smk)
Aus Herzogenaurach berichtet Florian Schimak