Wirbel um berühmten Gendarmenmarkt - In Berlins neuer 21-Millionen-Euro-Steinwüste ist für Bäume kein Platz mehr

Er gilt als einer der schönsten Plätze Berlins und wurde rund zwei Jahre lang umgebaut - nun können die Hauptstädter und Besucher wieder auf dem Gendarmenmarkt im Stadtteil Mitte flanieren.

14.000 Quadratmeter Natursteinpflaster wurden denkmalgerecht erneuert, wie es bei der offiziellen Wiedereröffnung am Donnerstag hieß. Zudem erhielt der Platz ein unterirdisches, rund fünf Kilometer langes Leitungsnetz für Strom, Wasser und Abwasser.

Lob für Regenwasser-Trick

Mehr als 50 versenkbare Anschlüsse für Trink- und für Schmutzwasser sowie rund 30 unterirdische Stromanschlüsse stellen sicher, dass Veranstaltungen wie das Classic Open Air im Sommer oder der Weihnachtsmarkt nunmehr unabhängig von der Infrastruktur des Konzerthauses stattfinden können. Ein weiteres Plus: Der Gendarmenmarkt ist jetzt komplett barrierefrei zugänglich. Kostenpunkt des Gesamtprojekts: 21 Millionen Euro.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), andere Landes- und Bezirkspolitiker sowie die Grün Berlin GmbH, die den Umbau koordinierte, lobten den neuen Gendarmenmarkt als Musterbeispiel für nachhaltige und klimagerechte Stadtentwicklung. So wird kostbares Regenwasser aufgefangen und zurück ins Grundwasser geführt. Bei Starkregen sollen unterirdische Speicher das Kanalnetz entlasten und Überschwemmungen verhindern.

"... merkste selber näh?"

Allerdings gibt es auf weiten Teilen des Platzes keinerlei Grün. Wegen des Denkmalschutzes und wegen der Fläche, die für Veranstaltungen benötigt wird, mussten viele der bislang vorhandenen Bäume sogar gefällt werden. Schattenspendende Bäume stehen nur an mehreren Stellen am Rande – in den wegen des Klimawandels tendenziell immer wärmeren Sommern dürfte es daher bei großer Hitze für Besucher anstrengend werden.

"Berlin zeigt mit der Stadtglatze Gendarmenmarkt vor allem eines: unseren Wunsch nach Grün und Bäumen zu missachten", schrieb der Verkehrs- und Klimaaktivist Heinrich Strößenreuther auf der Plattform X. "Paris wird immer grüner, Berlin versiegelt weiter … merkste selber näh?", kommentierte der Schauspieler Bjarne Mädel ("Der Tatortreiniger") auf Instagram. Und die Berliner Morgenpost urteilte in einem Kommentar: "Tristes Grau und kein schattenspendendes Grün: Der für 21 Millionen Euro sanierte Platz im Herzen Berlins gleicht einer Steinwüste."

Hoffen auf japanische Bäume

Umweltsenatorin Ute Bonde (CDU) versuchte bei der Eröffnung am Donnerstag zu beschwichtigen: Am Rand des Platzes seien japanische Bäume gepflanzt worden, "japanische Schnurbäume, deren Kronen Durchmesser zwischen zwölf und 18 Metern erreichen werden. Sie werden viel Schatten spenden."

Für Aufenthaltsqualität sollen nach den Worten von Christoph Schmidt von Grün Berlin auch Sonnensegel sorgen – sowie die umliegenden Restaurants, die ebenfalls Schattenspender installieren dürften.